Der Hyundai Kona Elektro im Test!
Zu wenig Reichweite gilt immer noch als großer Problempunkt bei Elektrofahrzeugen. Der Hyundai Kona Elektro verspricht mit 64 kWh Akku mehr als 400 Kilometer Reichweite. Aber geht sich das wirklich aus?Hyundai Kona Elektro: Kleines Auto, großer Akku
Den Hyundai Kona gibt es eigentlich mit zwei verschiedenen Akkus: 39 und 64 kWh. Weil aber irgendwie jeder auf Elektroautos mit geringer Reichweite herumhackt, hat Hyundai Österreich beschlossen, dass es hierzulande nur den großen Akku geben soll. Und passend zum Premium-Akku bietet Hyundai den Kona Elektro auch nur in der gehobenen Level 5 Ausstattung an. Der Grund dafür liegt zwar eher bei der WLTP-Auflage, exakte Verbrauchswerte für alle Modellvarianten zu liefern. Die Kombination steht steht Kona aber ausgezeichnet.
So hat das 4,18 Meter lange SUV nicht nur 449 Kilometer Reichweite, sondern fast alle Sicherheits- und Komfortfeatures, die Hyundai anbietet, bereits serienmäßig inkludiert. Bloß Vollleder-Sitze und ein Panoramaglasdach gibt es als Extra – das ist schon beeindruckend für diese Fahrzeugklasse.
400 Kilometer mit einer Ladung
Aber kommen wir zur Gretchenfrage beim elektrischen Hyundai Kona: Sind 400 Kilometer mit einer Ladung möglich? Die Antwort ist einfach: Ja! Aber!
Der Kona Elektro verbraucht im Schnitt 14–17 kWh auf 100 Kilometer, je nach Fahrstil und Strecke. Wer viel zwischen 50 und 100 km/h unterwegs ist, hat ausgezeichnete Chancen das volle Potenzial auszuschöpfen. Jenseits von 120 km/h steigt der Verbrauch des Fahrzeugs jedoch sichtbar an und die Restreichweite nimmt spürbar schneller ab. Ein wenig Abhilfe schafft hier der Tempomat, der den Kona sachte beschleunigt und bremst und so den Stromverbrauch gering hält.
Dafür musste ich mich allerdings ein bisschen zügeln. Denn bei diesem Koreaners reißt ein 204 PS starker Permanentmagnet-Synchronelektromotor mit 395 Nm maximalem Drehmoment an der Vorderachse, der gerne zum häufigen Beschleunigen verführt. Beim Sprint aus dem Stand drehen da erst mal die Vorderräder durch bis das Fahrzeug in 7,9 Sekunden auf 100 und weiter bis maximal 167 km/h beschleunigt. Schneller fährt der elektrische Kona nicht, vermutlich weil die hohe Energieabgabe für die Akkus einfach nicht mehr wirtschaftlich wäre. Aber bei höheren Geschwindigkeiten wird es im Kona ohnehin recht laut. Das ist auch bei der Elektro-Version nicht anders.
Beim Fahren zeigt sich der Koreaner, je nach Fahrmodus, zurückhaltend bis sportlich. Sein Gewicht von 1,7 Tonnen kann er zwar nicht verbergen, trotzdem fühlt er sich selbst in Kurven recht agil an.
Um ein bisschen von der verbrauchten Leistung zurückzugewinnen, kann man beim Kona Elektro über Lenkradpaddels die Rekuperation in drei Stufen steuern. Wählt man die stärkste Stufe kann man immer mal wieder auf die Bremse verzichten und sich über das One-Pedal-Driving freuen.
Und das Aufladen?
Durch den großen Akku dauert es eine ganze Weile bis der Kona wieder vollgeladen ist. An der normalen Schuko-Steckdose mit 12 A Wechselstrom und 2,76 kW sogar bis zu 24 Stunden. Beim einphasigen Laden am Starkstrom ursprünglich etwa 9 Stunden. Hier haben die Koreaner 2020 nachgebessert und bieten nun 3-phasiges Laden an. Damit sind an einer 16 Ampere Dose bis zu 11 kW möglich und der Akku sollte in maximal sechs Stunden voll sein.
Sucht man eine Ladestation mit Gleichstrom auf, sind bis zu 100 kW Ladeleistung möglich. Im besten Fall lädt man hier 90 Prozent der Batterie in 38 Minuten auf – und hat somit beinahe wieder 400 Kilometer Reichweite zur Verfügung.
So sieht der Kona Elektro innen aus
Während man den Kona Elektro außen an der verkleideten Front und den geschlossenen Felgen erkennt, ist das auffälligste Merkmal im Innenraum wohl die Schaltung. Über vier große Knöpfe mit P, D, R & N bedient man das Getriebe – viel simpler kann man ein Auto nicht bewegen. Und auch die übrigen Taster und Schalter sind gut sichtbar davor und dahinter platziert. Die Bedienung ist Hyundai-typisch einfach und schnell gelernt, das Hauptdisplay lässt sich mit den Knöpfen und Drehreglern und per Touchscreen bedienen. Was den Elektro-Kona sonst noch von seinem Verbrenner-Bruder unterscheidet, ist die leicht veränderte Bedienung der Klimaautomatik und das Ablagefach unter der Mittelkonsole, das übrigens perfekt ist, um Sachen im Kona Elektro zu vergessen.
So viel Platz wie in einem Polo
In der ersten Reihe sitzt man im Hyundai Kona Elektro sehr bequem, in der zweiten geht es ein bisschen beengter zu. Erwachsene werden hier auf längeren Strecken nicht glücklich. Der Kofferraum schrumpft durch die Akkus um etwa 30 Liter und fasst somit 332 bis maximal 1.114 Liter.
Und was kostet der elektrifizierte Kona nun?
In der Liste steht er um 47.790 Euro. Für die Ceramic Blue Lackierung kommen nochmal 550 und für das Lederpaket mit belüftbaren Sitzen 1.500 Euro dazu (optional hätte es noch ein Glas-Schiebedach für 700 Euro gegeben). Allerdings gibt es für Elektrofahrzeuge auch einige Förderungen. Der Herstelleranteil der E-Förderung beläuft sich auf 1.800 Euro und kann sofort abgezogen werden, womit der Preis unseres Testfahrzeugs bei 48.040 Euro landet. Man kann anschließend noch für eine 2.500 Euro hohe Bundesförderung einreichen. Zum Vergleich: Den Nissan LEAF gibt es ab 36.800 Euro, den BMW i3 ab 40.300 Euro und den Renault ZOE ab 25.290 Euro zuzüglich 79 Euro monatlich für die Batteriemiete. An die Reichweite des Kona Elektro kommt derzeit aber keiner der drei heran.
Fazit
Im Hyundai Kona Elektro verliert man die Angst mit einem Elektroauto irgendwo hängenzubleiben. Er überzeugt mit gehobener Ausstattung und Durchzugskraft. Nur Tesla übertrifft den Kona Elektro derzeit bei der Reichweite. Beim Model 3 sind dafür aber knapp 58.000 Euro fällig.