BMW behauptet ja gerne mit dem i3 einen Meilenstein in der Automobilindustrie gelandet zu haben. Doch davon – ob dieser das Zeug hat, die Zukunft von uns Autofahrern einschneidend zu verändern – wollte ich mich selbst überzeugen und setzte mich deshalb im oberösterreichischen Steyr hinters Steuer.
Sparsam, …
Mit den drei Fahrmodi Comfort, ECO PRO und ECO PRO+ bietet der i3 verschiedene Leistungs- und somit Reichweitenstufen an. Je nach Fahrstil können so (mit Range Extender samt 9-Liter Tank) sogar bis zu 340 km ohne Aufladen zurückgelegt werden. Es fühlt sich so an, als könnte das Elektroauto dem Fahrer zuflüstern, als könnte es sein gutes (ökologisches) Gewissen sein. Denn mit dem i3 macht Beschleunigen wieder Spaß – ohne dem bitteren Nachgeschmack an der nächsten Tankstelle.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
… keineswegs Spaßarm!
Kein Wunder bei nur 1270 kg und einem Elektromotor, der 170 PS raushaut. Die unfassbaren, über das komplette Drehzahlband hinweg konstanten 250 Nm an der Hinterachse helfen außerdem, staunende Neider sofort abzuhängen. Wobei ich persönlich die angegebenen 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h um gefühlte zwei Sekunden unterboten habe. Bei Ortsausfahrt und nach Ampeln werden mühelos getunte Sportwagen abgehängt – mit einem breiten Grinser im Gesicht und zumindest bis zur Höchstgeschwindigkeit des i3 von 150 km/h. Spürbar wird die Power beim Rausbeschleunigen aus Kurven. So geschehen im Kreisverkehr: Für die wohl eher an den Tag gelegte, vernünftige Fahrweise, ist die Fahrdynamik allemal exzellent abgestimmt und die schmalen Reifen ausreichend breit. Doch wer in Kurven zu früh Strom gibt, hört die 155er-Reifen schnell nach Hilfe winseln.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
Rekuperation bedarf Gewöhnung
Gewöhnungsbedürftig ist anfangs nur die Rückspeisung der elektrischen Energie, wenn man vom Strompedal geht. Der E-Motor speist dann nämlich in die 18,8 kWh fassende Lithium-Ionen-Batterie zurück und verzögert den i3 dabei, über die Motorbremswirkung, stark. Dies macht zusätzliches Bremsen oft überflüssig – so werden nicht nur die Bremsbeläge sondern auch der Geldbeutel geschont. Da das Entnahme- bzw. Aufladeverhalten der Batterie am im Infodisplay vor dem Lenkrad angezeigt wird, wird die Rekuperation mit der Zeit eher zu einer angenehmen Spielerei. Weil die Batterien im Unterboden und der Elektromotor direkt an der Hinterachse montiert sind, sinkt nicht nur der Schwerpunkt. Davon profitiert auch der Kofferraum, der mit 260 bis 1.100 Liter angegeben ist.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
Unerwartet viel Platz und Komfort
Auf den ersten Blick wirkt der i3 innen sehr ordentlich, ja fast schon zu steril mit seiner hellen Interieur-Ausstattung. Wär’s meiner, hätte ich bei den hellen Fußmatten und Sitzlehnen, viel Angst vor einem verdreckten Auto. Apropos Lehnen: Diese sind, der Gewichtsreduzierung wegen, extrem schmal ausgeführt, bieten aber dennoch ausreichend Halt. Der sportliche Lehnen-Look spart nicht nur Gewicht, er stellt gleichzeitig den Rückbänklern mehr Beinfreiheit zur Verfügung und bietet so mehr Platz und Komfort als zunächst erwartet.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
Durchdacht bis ins letzte Winkerl
Die meisten Bedienknöpfe befinden sich am stylischen Lenkrad, teilweise am Armaturenbrett und der Rest in der Mittelkonsole zwischen den beiden Vordersitzen. Der Freiraum zwischen Armaturenbrett und Mittelkonsole wartet mit einem Staufach, einem Getränkehalter und reichlich Platz für die Füße auf. Auf jeden Fall wird dadurch aber wieder Gewicht gespart. Stylisch sind auch die gegenläufig öffnenden Türen. Die aus ultrahochfestem Aluminium gefertigten B-Säulen, sind in die beiden hinteren Türen integriert.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
„Führen Sie Drogen mit?“ Ja, Hanf!
Generell beeindruckt die Materialauswahl des i3. Die Karosserie besteht größtenteils aus Carbon und Aluminium. Den Innenraum schmücken Holz und aus recycelten PET-Flaschen gewonnener Kunststoff. Selbst Hanf aus Asien ist den Elektroflitzer eingearbeitet. Alles in allem sind rund 95 Prozent des i3 wiederverwertbare Materialien.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
Gerhards Fazit
Mit dem i3 schafft es BMW tatsächlich sein Motto „Freude am Fahren!“ zu wahren. Der Stromer überzeugt einerseits durch sein simples Auftreten und Erscheinungsbild, andererseits durch die schier unmenschliche Power in allen Drehzahlbereichen und dem daraus resultierenden Fahrspaß. Wen der Einstiegspreis von 35.700 Euro nicht abschreckt, sollte sich vor den unzähligen Extras in Acht nehmen. Mit einer rein elektrischen Reichweite von maximal 190 km bleibt der i3 im Moment wohl nur ein Auto für Kurzstrecken. Alles in allem sehe ich ihn derzeit als Spielzeug für Besserverdiener und Pendler mit nötigem Kleingeld. Die positiven Absichten ein umweltfreundliches Auto auf die Räder zu stellen, kann man BMW aber nicht abstreiten. Mit dem i3 ist ihnen ein guter Start gelungen. Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine weiterentwickelte, ausgereiftere Version auf den Markt kommt.
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Gerhard unterwegs durch Steyr mit dem BMW i3 |
Vielen Dank an meinen Studienkollegen Gerhard Piringer für diese Story!