Hyundai Ioniq Hybrid Style: Ein neuer Klassen-Pri(m)us?

Kopiert man etwas, sollte es besser als das Original sein, um ein Erfolg zu werden. Diese Disziplin beherrscht der Hyundai Ioniq perfekt, wie sich im Rendezvous herausstellt. Doch wen kopiert er eigentlich und was macht ihn so perfekt?

Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI test review fahrbericht blue blau

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Bald könnte die Monopolstellung des über 3,5 Millionen Mal verkauften Toyota Prius – als das Hybrid-Fahrzeug schlechthin – vorbei sein. An ihm kamen in den letzten Jahren weder Honda Insight Hybrid noch Opel Ampera oder die Premium-Hybriden aus Deutschland vorbei. Aber nun schlägt Hyundai mit dem Ioniq Hybrid am Markt zu.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Damit steht also fest, auf wen der Ioniq zielt. Daraus macht er auch keinen Hehl, sieht die Seitenlinie doch nahezu ident aus. Doch kann das für einen guten cw-Wert stark abfallende Dach auch ausreichend Kopffreiheit im Fond bieten?

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Erstaunlicherweise sind die Platzverhältnisse der zweiten Reihe besser als gedacht. Klar, meine 1,93 Meter fühlen sich in der Langversion des kürzlich getesteten BMW Hybrid-7ers deutlich wohler. Für kürzere Strecken reicht der Fondraum aber selbst für mich allemal. Taxitauglichkeit – à la Prius – bestätigt.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Was hingegen von der Fahrerposition aus auffällt, ist, dass beim Blick in den Rückspiegel eher die Innendecke als das Heckfenster sichtbar ist. Ein Manko von großen Fahrern in solch windschlüpfrig designten Fahrzeugen.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Ansonsten darf sich keiner der maximal fünf Passagiere beschweren. Unfassbar was der Ioniq in der höchsten (von zwei) Varianten (Premium & Style) an Ausstattung mitbringt. Es gibt quasi nichts was es nicht gibt, selbst wenn dafür etwas Aufpreis verlangt wird. Angefangen bei den hervorragenden Bi-Xenon-Scheinwerfern, über …

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

… beim Zusperren automatisch einklappende und im Rückwärtsgang absenkende Außenspiegel, bis hin zu Tempomat mit Abstandsradar, aktivem Spurhalteassistenten oder auch Sitz- und Lenkradheizung.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Doch hier endet es nicht. Keyless-Go und DAB-fähiges Radio sowie Wireless Charging für Mobiltelefone versteht sich von selbst. Wer will bekommt Memory-Sitze und Sitzbelüftung auch noch, mit Lederbezug natürlich. Und Sitzheizung hinten gibt es auch gleich.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Die Bedienung und Übersichtlichkeit steht „normalen“ Verbrennermodellen um nichts nach. Alle Schalter und Taster sind übersichtlich gestaltet und angeordnet sowie gut zu erreichen. Die Instrumente einwandfrei ablesbar. Auch die Touchscreen-Bedienung geht intuitiv von der Hand.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Viel gespannter als auf die Ausstattung war ich jedoch auf das Fahren mit dem Hybriden. Denn im Gegensatz zu seinem Hauptkonkurrenten verfügt der Ioniq Hybrid nämlich nicht über ein teigiges, stufenloses Getriebe (CVT), sondern über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Die Automatik arbeitet so, wie man es sich nur wünschen kann – sauber und somit unauffällig. Damit dreht der 105 PS starke 1,6-Liter-Saugbenziner auch nicht unnötig hoch, wie er es beim CVT täte, und so bleibt nicht nur der Geräuschpegel im Innenraum niedrig, sondern man spart auch noch Sprit.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Ohne Kasteiung meinerseits kam ich auf einen Testverbrauch von etwas über sechs Liter je 100 Kilometer. Dies ist zwar weit weg von der Werksangabe (3,9 l/100 km), aber dennoch ein hervorragender Wert für fortwährende Minus-Temperaturen.

2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at

Das Fahrwerk ist sehr komfortabel ausgelegt, ohne dabei schwammig zu wirken. Der Ioniq federt kurze, harte Stöße souverän weg, kann aber auch sportlich. Zwar vielleicht nicht auf dem Papier, aber auf der Landstraße reicht es dank 43,5 PS starker Elektro-Unterstützung allemal für das eine oder andere Überholmanöver.

Hin und wieder hätte ich mir noch Schaltpaddels am Lenkrad sowie einen reinen E-Modus gewünscht. Mit ersterem könnte beim Rollen zur Ampel Gang für Gang zurückgeschaltet und somit nicht nur Sprit gespart, sondern auch mehr Energie rekuperiert werden, ohne die Bremsen zu belasten.

Ja, und was kostet so ein prächtig ausgestatteter Ioniq Hybrid? Für mein Testmodell dürfen 32.390 Euro auf den Tresen gelegt werden. Ja, nur gut 32.000 Euro! Das kann, angesichts der gebotenen Ausstattung und Leistung, tatsächlich als Schnäppchen verbucht werden. Der Ioniq-Hybrid-Einstieg gelingt bereits ab 24.990 Euro (Premium-Ausstattung). Noch einmal der Vergleich zum Prius: Der kostet mindestens 5.000 Euro mehr.

Fazit: Wer vermehrt in urbanem Gefilde unterwegs ist, auf Platz nicht verzichten möchte und dennoch ein gutes und verlässliches Fahrzeug fahren möchte, ist beim neuen Hyundai Ioniq Hybrid bestens aufgehoben. Verarbeitung, Antriebs-Umsetzung und damit Preis/Leistung sind auf einem hervorragenden Niveau. Auf LED-Scheinwerfer, Schaltpaddels und einen reinen E-Modus hoffen wir beim Facelift-Modell bzw. der im Sommer startenden Plug-in-Version. Mehr Infos zum Hybrid-Bruder KIA Niro gibt’s hier.

Daten Testwagen | 2017 Hyundai Ioniq Hybrid Style 1.6 GDI | Basispreis: 26.490 Euro | Testwagenpreis: 32.390 Euro | Motor: Vierzylinder-Saugbenziner + E-Maschine (Permanent Magnet Synchronmotor) | Hubraum (Verbrenner): 1.580 cm³ | Bohrung x Hub: 72 x 97 mm | Verbrenner-Leistung: 77,2 kW/105 PS bei 5.700 1/min | E-Leistung: 32 kW/43,5 PS bei 1.798–2.500 1/min | System-Leistung: 103,6 kW/141 PS bei 5.700 1/min | Verbrenner-Drehmoment: 147 Nm bei 4.000 1/min | E-Drehmoment: 170 Nm bei 0–1.798 1/min | System-Drehmoment: 265 Nm bei 1.000–2.400 1/min | Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe | Antrieb: Front | Beschleunigung (0–100 km/h): 11,1 s | Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h | Normverbrauch: 3,9 l/100 km kombiniert (ROZ 95) | CO2-Emission: 92 g/km | Abgasnorm: Euro 6 | Testverbrauch: 6,2 l | Tankinhalt: 45 l | Batterie-Kapazität: 6,5 Ah bzw. 1,56 kWh | Gesamtlänge/-breite/-höhe: 4.470/1.820/1.450 mm | Radstand: 2.700 mm | Kofferraumvolumen: 443–1.505 l | Leergewicht: 1.477 kg | zul. Gesamtgewicht: 1.870 kg | Wendekreis: 10,6 m