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Der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC im Test!

Der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC ist nicht nur ein feines und schickes Auto, er ist auch der vielleicht beste Plug-in-Hybrid, den es je gab und je geben wird. Wieso? Das verrate ich euch hier.

Geschichtsstunde mit Tizian oder: Wie die E-Klasse Spuren hinterlässt

Das erste Mal am Steuer einer E-Klasse saß ich 1998, im zarten Alter von vier Jahren. Auf Papas Schoß durfte ich seinen silbernen Benz in die Garage fahren. Ganz langsam ließ er den W 210 (so heißt die Baureihe intern) vorrollen, während ich mit meinen kleinen Händen das große Lenkrad fest umklammerte. Uns machte das Spaß, Mama eher weniger. Vermutlich ahnte sie schon, dass dem Bub das Autofahren in jungen Jahren nicht gut tut. Wie ihr seht, hatte sie da wohl gar nicht so unrecht. Auf die W 210 Limousine folgte das S 210 T-Modell, darauf dann ein C-Klasse T-Modell Baureihe 203. Nach nur einem Jahr dann wieder der Wechsel zur E-Klasse und in die Baureihe 211. Nach drei Jahren mit der Cubanitsilber farbenen Limousine erneut wieder der Umstieg auf den Kombi, das T-Modell S 211.

Papa war Handelsreisender und legte Wert auf Komfort, Leistung und auch Prestige. Platz für Frau und zwei Kinder sollte natürlich auch sein. Die E-Klasse lag für ihn deshalb klar auf der Hand. Pro Jahr legte er im Schnitt 24.000 Kilometer im Jahr zurück. Alle zwei Jahre umrundete er so ein Mal die Erde. Bei so einer Laufleistung musste es also auch immer ein Diesel sein. Trotz schwerem Fuß und die Toleranzgrenze immer schon mit eingerechnet, schaffte er es durch die Baureihen hindurch, den Verbrauch bei rund 7 Liter auf 100 Kilometer zu halten. Das war mir in jungen Jahren natürlich vollkommen egal. Wichtig war mir damals nur, dass die E-Klasse mit ihren vier runden Scheinwerfern, je ein kleiner neben dem Kühlergrill und zwei große daneben, heile in die Garage kam.

Zeiten ändern dich!

Die runden Scheinwerfer sind passé, wurden bei Baureihe 212 zuerst eckig und beim Mopf (Modellpflege) dann zu einem großen. Auch die neue E-Klasse, Baureihe 213 verzichtet darauf. Dabei könnte man mit den hochtechnologisierten Scheinwerfertechnik sicherlich eine schöne und runde Lichtsignatur entwerfen. Doch nicht nur das Aussehen des E hat sich verändert, auch meine Sicht auf den Verbrauch. Der soll in der von mir gefahrenen Plug-in-Version nämlich besonders gering ausfallen. Nur 1,6 Liter Diesel soll sich das 2.130 Kilogramm schwere Dickschiff zumindest auf den ersten 100 Kilometer genehmigen. Moment, steht da wirklich Diesel? In einem Plug-in-Hybrid? Ja! Die Mädels und Jungs aus Stuttgart halten an ihrem Selbstzünder fest. Zurecht wie ich finde, denn der Diesel hat trotz des vielen Bashings der letzten Jahre zahlreiche Vorteile. Etwa den Wirkungsgrad (etwa 40 % beim Diesel gegenüber rund 20 % beim Benziner), das daraus resultierende Plus an Leistungsstärke und gefühlt hält so ein Dieselmotor ewig. Ein Benziner auch, doch im Vergleich zum Ottomotor ist der Diesel sparsamer. Ebenso wie der verringerte CO2-Ausstoß im direkten Vergleich zu einem Benziner.

Dem 2,0 Liter Reihenvierzylinder Dieselmotor mit der Bezeichnung OM 654 D 20 SCR einen Elektromotor hinzuzufügen, boostert all diese Vorteile noch zusätzlich. Zu den 194 PS des Diesels gesellen sich so zusätzlich 122 elektrische PS dazu. Das ergibt eine Systemleistung von äußerst kräftigen 306 PS, ein Systemdrehmoment von fetten 700 Nm und eben auch einen Verbrauch von 1,6 Litern bei der von mir gefahrenen Allradversion. Zum Verbrauch komme ich noch.

So fährt sich der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC

In einem Wort: Herrlich! Wer braucht bei so einer E-Klasse eigentlich noch die S-Klasse? In 5,9 Sekunden spurtet die Limousine aus dem Stand von 0 auf 100 km/h weiter bis maximal 235 km/h. Wäre Papa heute noch für seine Arbeit unterwegs, er hätte seine helle Freude an der starken Leistung des E 300 de. Die hab ich allerdings auch. Auf der Autobahn spielt der E seine Karten aus: Gemütlich mit 130 Sachen auf dem Asphalt gleitend, bekommt man von seiner Umgebung nichts mit. Kaum Windgeräusche, ein hervorragend weggedämmter Motor und Fahrwerk, das mühelos über Bodenunebenheiten weggleitet. Eben einfach herrlich.

Dazu noch ein Interieur, dass an Komfort nur mehr in der Luxusklasse zu überbieten ist. Feinstes Leder auf den bequemen Sitzen, ein übersichtliches wie intuitives Infotainmentsystem und eine Burmester Surround-Soundanlage, die ihr Geld (1.158 Euro Aufpreis) wirklich wert ist. Einziger Makel: Das Lenkrad. In meinem Testwagen mit AMG Line gibt es das mit „Doppelspeiche“. Hierüber die Touchfelder für die Kontrolle über den Tachoscreen oder den Bildschirm in der Mittelkonsole zu bedienen, benötigt wortwörtlich Fingerspitzengefühl.

Der Reichweitenkönig!

Ich hab versprochen noch auf den Verbrauch zurückzukommen. Das tu ich jetzt und beichte  dabei gleich, dass ich die 1,6 Liter Werksangabe nicht geschafft habe. Nicht jedoch, weil Papa mir seinen Bleifuß vererbt hat. Im Test kam ich im Schnitt jedoch auf 4,3 Liter. Deutlich über der Angabe von Daimler, dafür aber mehr als herzeigbar für ein Auto dieser Größe und mit 306 PS. Für kurze Zeit stand sogar ein 3er vor dem Komma. Nehmen wir den Testverbrauch von 4,3 Litern her und rechnen mit den 50 Litern Diesel, die in den Tank passen, eine Reichweite aus, kommen wir auf rund 1.163 Kilometer. Auch wenn ich niemand den Tank komplett leer fahren wird, eine mehr als passable Reichweite mit einer Tankfüllung. Auf dem Bordcomputer standen sogar 1.300 Kilometer.

Rein elektrisch geht es leider nicht ganz so weit. Maximal 48 Kilometer waren im Test mit der 13,5 kWh großen Batterie möglich. Dank zweiphasigem Laden vergehen an der Ladestation mit 7,4 kW rund 1:30 Stunden, ehe der Akku auf 80 Prozent vollgeladen ist. An der Haushaltssteckdose steht der Benz länger, nämlich fast 6 Stunden bei 2,3 kWh Ladeleistung.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Hat der Reichweitenkönig Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC auch Nachteile? Ja. In Summe zwei große. Der erste ist der im Vergleich zur normalen Limousine kleinere Kofferraum. Die Batterie sorgt dafür, dass in den Kofferraum statt 540 nur mehr 370 Liter passen. Außerdem ist die Stufe, die sich daraus ergibt, alles andere als praktisch. Beim T-Modell gibt’s die Stufe und das verringerte Fassungsvermögen übrigens auch.

Etwas schlimmer jedoch, dass der Staat Österreich keine Diesel-Plug-in-Hybride fördert. Daran ändert sich auch 2022 nichts und so entgehen einem 2.500 Euro Förderung – glaubt mir, der MBÖ-Pressesprecher kämpft seit geraumer Zeit genau dafür, bislang leider vergebens Und das bei einem Auto, dass an Verbrauch und Reichweite anderen Plug-in Fahrzeugen mit Benzinmotor weit überlegen ist. Immerhin ist der E 300 de von der NoVA (Normverbrauchsabgabe) befreit.

Was kostet der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC?

Seien wir ehrlich: In unseren Köpfen braucht ein Mercedes-Fahrer keine Förderung und hat genug Geld in der Portokasse, dass sich so eine E-Klasse ausgeht. Der kleine Diesel, der E 200 d mit 160 PS, beginnt bei 52.235 Euro. Den Benzin-Plug-in-Hybriden gibt es ab 64.522 Euro, den Diesel-Plug-in-Hybriden mit Allrad ab 69.274 Euro. Mein Testfahrzeug kostet mit allen Extras, wie etwa der AMG Line, dem Premium Paket mit Keyless-Go und dem erwähnten Burmester Surround System fast 90.000 Euro. 

Fazit

Der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC ist ein wirklich unglaublich gutes Auto. Er bietet hohen Komfort und kraftvolle Leistung, bleibt dabei sparsam und überzeugt mit einer Wahnsinns-Reichweite. Die Stufe im Kofferraum sei ihm verziehen und für das Ausbleiben der Förderung kann der Stern auch nichts. Für den hohen Preis müsste Familie Ballweber länger auf Urlaube verzichten, doch mein Papa würde Gefallen an der neuen E-Klasse mit Plug-in-Hybrid Antrieb finden.

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