Wenn Ende Mai nach mehr als zwölf Jahren die fünfte Generation des französischen Raumwunders Espace an den Start geht, dann setzt Renault nicht mehr nur auf Raum zum Quadrat, sondern viel mehr auch auf Design. Deshalb ist der neue Espace nunmehr nicht einfach und eindeutig als Van auszumachen – er will vielmehr als neuartiger Crossover aus Van und SUV zu verstehen sein. Ich durfte den Franzmann zwei Tage lang rund um die alte Römerstadt Nîmes, Südfrankreich, antesten.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Angst durch die Einbußen beim Raumangebot, hervorgerufen durch mehr Bodenfreiheit und geringere Höhe, alteingesessene Kunden zu verlieren, haben die Markenverantwortlichen, auf meine Rückfrage hin, nicht. Es seien bereits mehr als 100 Kaufverträge von österreichischen Privatkunden unterschrieben – noch bevor diese das Fahrzeug auch nur einen Kilometer bewegen konnten. Ich hingegen durfte an den vergangenen beiden Tagen ausreichend Kilometer hinterm Steuer des 4,86 Meter langen VUV (meine Eigenkreation – aus Van & SUV) sammeln.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Drei Motorisierungen stehen zur Wahl: Zwei Diesel (130 & 160 PS) sowie ein 200 PS starker Benziner. Allesamt turboaufgeladene Direkteinspritzer mit Start-Stopp-Automatik und 1,6 Liter Hubraum. Der „kleine“ Selbstzünder wird mit 6-Gang-Schaltgetriebe, die beiden größeren ausschließlich mit 6- (dCi 160) bzw. 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (TCe 200), bei Renault EDC (Efficient Dual Clutch) genannt, angeboten.
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Palette & Preise des 2015er Renault Espace | Picture © Renault Österreich GmbH |
Uns 27 eingeladenen Schreibern standen die beiden stärkeren Modelle zur Verfügung. Ich stieg zuerst in den Benziner. Ersteindruck: Die zweihundert Pferde scheinen irgendwo auf der Strecke zu bleiben. Klar, da geht schon ordentlich was weiter, würde man mich raten lassen, wären es dennoch eher 150 oder 160 PS. Am Gewicht des Espace kann’s nicht liegen. Im Vergleich zum Vorgänger hat er nämlich bis zu 250 kg abgespeckt. Möglich machen dies unter anderem vordere Kotflügel sowie Heckklappe aus Kunststoff und der reichliche Einsatz von Aluminium (Türen, …).
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Für kurzes Stirnrunzeln, bei mir und meiner Beifahrerin, sorgte der voreingestellte Comfort-Modus als es auf die Landstraße ging. Hier schaukelt und wankt der Espace als wäre man auf hoher See. Kurz zurückerinnert an das zuvor bekommene Fahrzeug-Briefing, reichen zwei, drei Klicks auf dem 8,7 Zoll großen Touchdisplay für die Umstellung in den Sport-Modus. Dann verhärten sich die adaptiven Dämpfer (Serie für höchste Ausstattung ‚Initiale Paris‘), der für Kurven nötige Lenkeinschlag minimiert sich, die Schaltvorgänge werden rascher und …
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
… der 4CONTROL-Antrieb (ebenfalls Serie für ‚Initiale Paris‘) neu abgestimmt. Dieser lenkt die Hinterräder des Espace bis 70 km/h um bis zu 2 Grad in die entgegengesetzte und über 70 km/h mit bis zu 3,5 Grad in selbige Richtung der Vorderräder. Dies verhilft dem immerhin 1,68 Meter hohen Crossover (-7,1 cm zum Vorgänger) zu ungeahnter Kurven-Behändigkeit und Agilität. Das System an sich ist „alt“, allerdings bisher nur aus dem Renault Laguna bekannt.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Auf meine Rückfrage hin ob es den Espace auch als Allradler geben wird, wurde ich enttäuscht. Er liegt zwar um vier Zentimeter höher als sein Vorgänger (Bodenfreiheit nun 16 cm) und könnte mit 4-Rad-Antrieb zum praktischen „Alleskönner“ werden, aber man habe sich dennoch dagegen entschieden, heißt es von Seiten Renaults.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Bisher wurde der Espace in zwei Außenlängen (als 5- od. 7-Sitzer) angeboten. Nunmehr bleibt es bei einer Länge und der 7-Sitzer-Option dafür. Die Sitze der zweiten und optionalen dritten Reihe können dabei nicht nur vom Kofferraum aus per Knopfdruck einzeln umgeklappt werden, sondern auch über das bereits erwähnte Touchdisplay (die Schaltzentrale des Espace) bequem vom Fahrer- oder Beifahrerplatz aus.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Mit dem nicht auf Anhieb intuitiven und sympathischen, weil zu verstrickten Renault R-Link 2 genannten System, lässt sich jedoch nicht nur das Gestühl umlegen, eine Route planen oder die Beschallung des Innenraums steuern, sondern vielmehr auch die Massagefunktion einstellen, das Fahrwerk-Setting personalisieren und einiges mehr.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
In der höchsten der drei angebotenen Ausstattungen (Zen, Intens & Initiale Paris) sorgt ein BOSE-Soundsystem über insgesamt 12 Boxen für den richtigen Klang – inklusive „noise cancelling“ und, im Benziner, Motorsoundgenerierung. Generell kann ich sagen, dass der Espace exzellent gedämmt ist – auch ohne „noise cancelling“ (Zen & Intens). Selbst der am zweiten Tag angetestete 160-PS-Diesel hält sich geräuschtechnisch vornehm zurück.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Der Selbstzünder geht unmerklich schlechter als der Benziner vorwärts und wird, so die Einschätzung von Renault Österreich, das Volumenmodell. Mehr Aggregate bzw. Antriebs-Getriebe-Kombinationen sind auf längere Sicht nicht geplant. Auch über ein Hybrid-Modell muss erst noch diskutiert werden.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Platz bietet der Espace übrigens immer noch reichlich. Bei 5-fach Bestuhlung sind’s so im Kofferraum mindestens 680 Liter. Wird Reihe 2 umgelegt, wächst das Stauvolumen auf 2.101 Liter beim Fünfsitzer, auf 2.035 Liter beim Siebensitzer (Vorgänger bis zu 3.050 Liter) an. Die Beinfreiheit in der zweiten Reihe ist großzügig, das Platzangebot der dritten Reihe reicht jedoch wohl eher ausschließlich Kindern.
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Assistenzsysteme wie Spurverlassenswarner oder Abstandsradar sind ebenfalls mit an Bord. Jedoch ist letzterer nur bis 140 km/h aktiv und bremst das Fahrzeug aus „Sicherheitsgründen“ auch nicht bis zum Stillstand ab, sondern verzögert den Espace nur bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h. Schade, denn die meisten anderen Fahrzeuge können dies!
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Fazit: Mit dem Espace der fünften Generation versucht sich Renault an der ‚Eierlegenden Wollmilchsau‘. Ob dies, dank der Kombination von Van und SUV, gelungen ist, wird sich vor allem an den Verkaufszahlen zeigen. Leider fehlen dem Espace, zur gänzlichen Vollendung dieses Fabelwesens, meiner Meinung nach der Allrad-Antrieb und die Option eines Hybrid-Modells. Die Preise starten bei 35.600 Euro (dCi 130, Zen) und enden beim ‚Initiale Paris‘ mit 47.600 Euro (sowohl dCi 160 als auch TCe 200).
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2015 Renault Espace testdrive in Nîmes, France | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
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30 Jahre Renault Espace in Österreich | Picture © Renault Österreich GmbH |
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Segmententwicklung Monospace/Crossover D+E | Picture © Renault Österreich GmbH |
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Auszug aus der Serienausstattung des 2015er Renault Espace | Picture © Renault Österreich GmbH |
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Verkaufsstart & voraussichtlicher Verkaufsmix des 2015er Renault Espace | Picture © Renault Österreich GmbH |