Zu Besuch im Nismo Race Camp in Silverstone
Vor mittlerweile 5 Jahren begab sich Nismo, die Motorsportabteilung Nissans, gemeinsam mit Playstation mit Hilfe des begehrten Autospiels Gran Turismo auf die Suche nach Rennfahrern. Es galt herauszufinden ob sich „Gamer“ nur in der virtuellen Welt oder auch auf der realen Rennstrecke beweisen können. Weil diese sogenannte Nissan GT Academy mit den Jahren immer beliebter …Vor mittlerweile 5 Jahren begab sich Nismo, die Motorsportabteilung Nissans, gemeinsam mit Playstation mit Hilfe des begehrten Autospiels Gran Turismo auf die Suche nach Rennfahrern. Es galt herauszufinden ob sich „Gamer“ nur in der virtuellen Welt oder auch auf der realen Rennstrecke beweisen können. Weil diese sogenannte Nissan GT Academy mit den Jahren immer beliebter wurde, nahmen mehr und mehr Länder wie Deutschland, Russland, Amerika oder auch Österreich (heuer unbegründet leider nicht) daran teil. Bereits die erste Nissan GT Academy zeigte, dass exzessive Spieler tatsächlich gute Zeiten auf der Rennstrecke liefern können. Unter anderem weil sie in der Lage sind, sich schnell Streckenverläufe und Ideallinien einzuprägen. Außerdem besitzen sie die Fähigkeit während des Spielens die Umwelt gänzlich auszublenden – hier sprechen Rennfahrer von „The Zone“. Diese Skills alleine machen allerdings noch keinen Formel 1-Fahrer von morgen aus. Extrem wichtig sind zudem körperliche Fitness und natürlich die vollständige Beherrschung des Rennwagens und dessen Eigenschaften sowie Eigenheiten. Mit dem Nismo Race Camp gab Nissan nun ausgewählten Autobloggern aus Europa nicht nur die Möglichkeit hinter die Kulissen der GT Academy zu blicken, sondern auch zwei Tage lang mit den Instruktoren und Mentaltrainern zu trainieren. Dabei galt es vor allem herauszufinden, wie sehr die außergewöhnlichen Trainingsmethoden unsere Rundenzeiten verbessern.
Dazu musste natürlich zu allererst mit dem rechtsgelenkten [!] Nissan 370Z Nismo eine Vergleichsrunde aufs Rennparkett des Stowe Circuit in Silverstone hingelegt werden. Mit links den Schaltknüppel durch die Gassen führen und den Blick währenddessen nicht von der Strecke weichen zu lassen, war nicht unbedingt die leichteste Übung. Ich fühlte mich an die Anfänge meiner Fahrstunden zurückversetzt.
Mit 1:05,44 Minuten war meine Zeit verblüffender Weise aber gar nicht mal so schlecht. Damit lag ich knapp (2 Zehntel) hinter Top Gear Italy-Schreiber Marco Pascali auf Platz 2.
„Anfänger“-Zeiten liegen hier normalerweise im Schnitt zwischen 1:07 und 1:15 Minuten – sagte man uns. Allerdings fährt der 22-jährige GT Academy 2011-Gewinner Jann Mardenborough hier 1:00,50er Zeiten. Es ist also genügend „Room for Improvement“ vorhanden.
Für jeden Stint auf dem Circuit wurden wir mit Puls-Brustgurten ausgestattet und die Runden mittels Video-GPS-Aufzeichnung mitgeschnitten. Danach ging’s zur Datenauswertung direkt zum Jukeride – ein mit Computern und Monitoren ausgestatteter Nissan Juke. Als erstes waren die Instruktoren hier von meinem Durschnittspuls überrascht. Kein anderer Blogger konnte meine 157 [!] Schläge pro Minute überbieten. Außerdem bekamen wir Tipps zum richtigen Bremsen und Lenken sowie der Ideallinie.
Der wichtigste Tipp dabei: „Slow in, fast out“. Wie wir dank ein paar unterschiedlich gefahrenen Runden und der anschließenden Videoanalyse lernten, ist es nicht immer vorteilhaft mit aller Gewalt in eine Kurve reinzufahren. Denn dabei verliert man zu viel Geschwindigkeit und ist in den darauffolgenden Kehren viel langsamer. Durchfährt man die erste Kurve allerdings mit der richtigen Geschwindigkeit auf der richtigen Linie, nimmt man weit mehr Schwung in die nächsten Turns mit.
Um zu demonstrieren wie gelassen man sein kann, wenn die volle Leistung gefordert ist, präsentierte Nismo uns abends den Film „Nismo vs. Wingsuit“. Darin ist zusehen wie sich der Amerikaner „David the Wingman Barlia“ gegen den Vorjahres-GT Academy-Gewinner Peter Pyzera im 370Z Nismo ein Rennen in den Schweizer Alpen liefern. Dabei waren die beiden stets in „The Zone“, und genau darum geht es – selbst unter extremsten Situationen Ruhe zu bewahren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Ziel zu fokussieren. Hier geht’s zum Film inkl. Backstage-Material!
Tag 2 startete deshalb nicht direkt auf der Rennstrecke sondern daneben im zum „Nismo Lab“ umgebauten LKW-Anhänger. Hier konnten die Trainer an diversen Stationen herausfinden, wie fit wir körperlich und geistig sind.
Unter anderem bei „Batak“. Das Spiel testet und trainiert die Koordination und Reaktion. Dabei müssen nacheinander aufleuchtende Buzzer „ausgeschlagen“ werden. Nach dem ersten miserablen Versuch, schaffte ich beim zweiten Mal immerhin bereits 68 in 60 Sekunden. Der Rekord liegt hier übrigens bei unglaublichen 123 ausgeschlagenen Lichtern in 60 Sekunden!
Anschließend bekamen wir kopfhörerähnliche Hirnaktivitätsmesser aufgesetzt. Diese zeigen über eine App auf einem iPad die Relaxtheit und den Fokus an. Es geht darum sich auf etwas voll zu konzentrieren, in dem Fall das iPad zu fokussieren, und dennoch möglichst gelassen zu sein. Mit dieser „Brainwave technology“ kann mein sein Hirn trainieren um schneller in „The Zone“ zu gelangen.
Danach stiegen wir auf die „In-Body Machine“. Diese stellt fest, wie ausgewogen unsere Körperzusammenstellung – vom Muskelgewicht bis zu Fettprozent – ist. Ungeschönt erfuhr ich so, dass ich 6,3 kg Fett verlieren und 2,9 kg an Muskelmasse zulegen müsse, um meinen „Fitness Score“ von 71 Richtung 100 Points zu bewegen.
Nach dieser Fitnessbeschau nahmen wir nacheinander im Rennsimulator Platz und drehten virtuell ein paar Runden auf der Formel 1-Strecke von Silverstone. Wie am Vortag wertete man unser Brems- und Lenkverhalten sowie die Ideallinie aus, bevor es erneut im Simulator auf die Strecke ging. Mit gerade erlangtem Wissen, konnten wir unsere Zeiten deutlich unterbieten – gut war ich auf der virtuellen Strecke dennoch bei weitem nicht. Vor allem das Einprägen der Strecke und der zugehörigen Gangwahl wollte nicht so richtig klappen.
Zu guter Letzt stand nun der allesentscheidende Stint auf dem Programm. Einführungsrunde, fliegender Start in die Wertungsrunde, Auslaufrunde. Nicht mehr und nicht weniger. Vollste Konzentration und Aufmerksamkeit für rund drei Minuten. Und genau in der Wertungsrunde verpatze ich im engen Sektor der Strecke die erste Kurve und nach dem „Slow in, fast out“-Prinzip damit auch die nächsten. Erstaunlicherweise reichte es dennoch für eine Verbesserung um exakt eine Sekunde auf 1:04,44 Minuten. Diesmal allerdings lag nicht nur der Italiener (1:02,99) sondern auch der zweite Österreicher Jan von vanishingpoint.at (1:03,65) vor mir.
Damit zeigten die Instruktoren und Trainer eindrucksvoll, dass es dank ihrer ausgeklügelten Trainingsmethoden und -systeme möglich ist, innerhalb von zwei Tagen Anfänger Richtung Rennfahrer zu trimmen. Nicht umsonst ist der ehemalige Rennspielzocker Jann mittlerweile in der Formel 3 angekommen. Gratulation an Nissan, Nismo und die beiden supersympathischen Fahrer Jann und Peter.
Folgende Eindrücke von diesen grandiosen zwei Tagen in Silverstone will ich euch nicht vorenthalten:
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