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Das Mercedes-Benz EQS 580 4MATIC SUV im Test!

2022 bewies die EQS-Limousine im Test eindrücklich, wie effizient, leise, komfortabel, geräumig und sportlich zugleich ein Elektroauto sein kann. Nun bietet das EQS-SUV zwar etwas mehr Platz auf geringerer Außenlänge. Aber gibt es eigentlich auch handfestere Gründe, die für das Mercedes-Benz EQS 580 4MATIC SUV sprechen?

Mercedes-Benz EQS 580 4MATIC SUV: SUVfflé olé!

Seit meiner Testwoche mit dem 178.000 Euro teuren Mercedes-Benz EQS 580 4MATIC SUV wälze ich den Gedanken, ob es dieses Fahrzeug wirklich braucht. Schließlich war die EQS 580 4MATIC Limousine im vergangenen Jahr so überzeugend, dass sich mir der Sinn dieses knapp 21 Zentimeter höher aufbauenden Fahrzeuges auf den ersten Blick nicht erschließt.

EQS Limousine | Picture © Mercedes-Benz EQS SUV | Picture © Mercedes-Benz
EQS SUV Limousine Vergleich Comparison Unterschiede Differenz
EQS SUV Limousine Vergleich Comparison Unterschiede Differenz
EQS Limousine | Picture © Mercedes-Benz EQS SUV | Picture © Mercedes-Benz
EQS SUV Limousine Vergleich Comparison Unterschiede Differenz
EQS SUV Limousine Vergleich Comparison Unterschiede Differenz

Einzig die sattere Anhängelast von 1.800 Kilogramm, gegenüber den mageren 750 kg der Limousine, und die optionale dritte Sitzreihe (+2.004 €) mit zwei Einzelsitzen, die der Testwagen nicht verbaut hatte, können hier meiner Meinung nach als gewichtiges Argument eingebracht werden. Wer regelmäßig seinen Boots- oder Pferdeanhänger ziehen und zugleich elektrisch mit adäquater Reichweite unterwegs sein will, der ist hier goldrichtig. Doch hat diese Klientel dann nur dieses eine Fahrzeug im Fuhrpark? Unwahrscheinlich.

Ein weiteres Argument könnte der doch größere Kofferraum sein. Auf dem Papier ist dieser beim Fünfsitzer-EQS-SUV erstmals nur 45 Liter größer als in der Limousine (645 zu 600 l). Doch weil die zweite Sitzreihe serienmäßig elektrisch in der Länge (13 cm) als auch deren Lehnenneigung (14° nach vorne, 4° nach hinten) verstellt werden kann, passen bis zu 880 Liter nach VDA in den Kofferraum. Oder um in der Klientelsprache zu bleiben: Bis zu vier Golfbags.

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Photo © Andreas Riedmann/Mercedes-Benz Österreich

Agil wie ein Hot-Hatch

Ihr merkt, dass ich bisher kaum schlüssige Argumente für das SUV finde. All das, was es hier gibt, kann die fast 6.000 Euro günstigere Limousine mindestens genauso gut. Ich spreche zum Beispiel von der Allradlenkung, die wieder einmal zeigt, wie viel Dynamik man mit vier beweglichen Rädern in einen fast 3-Tonner bringen kann. Der EQS schwänzelt um Kurven wie ein GTI, liegt stets souverän auf der Straße. Bis du das erste Mal auf die Bremse steigst. Spätestens dann spürst du das hohe Gewicht. Mitunter auch, weil das Bremsgefühl, wie schon in der Limousine, der Marke einfach unwürdig ist. Selten wollte ich mit einem PKW so ungern dynamisch unterwegs sein, wie mit dem EQS SUV. Bei jedem Versuch die schiere Leistung der beiden E-Maschinen auszukosten, kam in mir die Angst auf, es im Fall der Fälle nicht zu „derbremsen“.

Stark wie ein Sportwagen

Die 544 PS des EQS 580 4MATIC SUV braucht es daher meiner Meinung nach höchstens, damit die „fetten“ Ziffern am Heck kleben. Allen anderen empfehle ich, ohne sie gefahren zu sein, die schwächeren Motorisierungen à la 450+ oder 450 4MATIC (jeweils 360 PS). Immerhin verzögert das EQS SUV in der stärksten Rekuperationsstufe so stark, dass das Bremspedal im Alltag nur zum vollständigen Stehenbleiben benötigt wird.

Neben der Allradlenkung überraschte mich erneut die Geräuschdämmung, die, zugegeben, ohne direkten Nacheinander-Vergleich, der EQS-Limousine in nichts nachsteht. Dieses Trumm von einem PKW so leise zu bekommen, erfordert sicherlich einiges an Dämmmaterial und extra dicke Scheiben. Wohl mitunter ein Grund, warum hier 2,9 Tonnen durch die Gegend gefahren werden. Einen ebenfalls gewichtigen Grund dürfte hier auch die 108,7 kWh (netto) fassende Lithium-Ionen-Batterie spielen, die mutmaßlich allein an die 1.000 Kilogramm wiegt. Das Argument hier eine unnötig große Batterie mitzuschleppen, möchte ich auch in diesem Testbericht nicht unerwähnt lassen. Eine andere Wahl hat man im Falle des EQS SUV jedoch leider nicht und auch für die Limousine wird die kleinere (91 kWh) Batterie aktuell nicht angeboten. Unverständlich.

Reichweite nahezu wie Limousine

Wie schon in meinem Bericht zur EQS-Limousine erwähnt, stimmt mich das tägliche Herumschleppen eines solchen großen Batteriespeichers rein aus ökologischer Sicht nachdenklich. Mit der kleineren Batterie wären auf der Urlaubsfahrt statt 450 Autobahn-Kilometer immer noch brauchbare 370 Kilometer möglich. Und auch damit könnte man noch leicht selbst entscheiden, an welchen Ladestationen man entlang seiner Strecke stehenbliebe. Und wem es wirklich auf die letzten Kilometer ankommt, dem empfehle ich sowieso die EQS-Limousine. Diese schaffte im Test letztes Jahr nochmal 50 Kilometer mehr – unfassbare 500 Autobahn-Kilometer – mit einer Akkuladung.

Apropos Ladung: Während des Testzeitraums von einer Woche fuhr ich zwar von Wien aus bis ins westliche Oberösterreich (~300 km) und retour, doch an eine Schnellladestation kam ich diesmal nicht. Ich gehe allerdings stark davon aus, dass sich an der Ladekurve kaum etwas geändert und wenn, dann nur verbessert hat. Dank aktiver Vortemperierung lässt sich der gigantische Ionen-Speicher in 31 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. Ebenfalls erfreulich: Die Routenplanung, die alle Stückerl spielt. So lässt sich hier sowohl für die Ladestationen unterwegs als auch für die Zieldestination die gewünschte Ankunftskapazität voreinstellen. So solls sein.

Bedienung im EQS SUV

Die Bedienung hingegen, vor allem über die Lenkradtasten, missfällt mir auch diesmal. Die Touch-Tasten, die mittlerweile bis hinab in die A-Klasse Einzug gehalten haben, sind nahezu unbrauchbar. Mal reagieren sie wenig, mal zu viel (Lautstärke & Tempomat). Mühsam. Ein Glück, dass die Sprachbedienung richtig gut funktioniert und so zumindest einige Fingerbedienungen erspart bleiben. Denn auch die einzelnen Untermenüs im gigantischen Hauptmonitor des sogenannten Hyperscreens finde ich zu verschachtelt; sie lenken während der Fahrt zu viel ab. Daran mag man sich zwar mit der Zeit gewöhnen und schneller zurechtfinden, doch der Blick schweift auch dann zu lange von der Straße ab.

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Photo © Mercedes-Benz

Fazit & Preise

Unterm Strich bleibt es wohl eine Frage des Geschmacks: Biskuit oder Soufflé, Limousine oder SUV. In Kalifornien jedenfalls gehört das EQS SUV mittlerweile zum Straßenbild wie das Tesla Model Y bei uns. Die 5.900 Euro Preisaufschlag (Startpreis für das EQS 450+ SUV 123.144 €) gegenüber der Limousine dürften eine untergeordnete Rolle spielen. Reichweite, Luxus und Auftreten erreichen hier wie dort jedenfalls den Gipfel des aktuell möglichen.

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Photo © Andreas Riedmann/Mercedes-Benz Österreich
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