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Der vollelektrische Peugeot E-3008 im 1. Test!

Rund um Cannes, Frankreich, durfte Filou Raphael erste 80 Kilometer mit dem vollelektrischen Peugeot E-3008 – mit „kleiner“ Batterie und Frontantrieb – zurücklegen. In zwei Ausstattungen kommt das 4,54 Meter lange Fastback-SUV im Juni 2024 in Österreich zu Preisen ab 48.450 Euro auf den Markt.

2024 Peugeot E-3008: Auf dem richtigen Weg!

Endlich ist Stellantis auf dem richtigen Weg. Mit Ausnahme der großen Vans, gab es im PKW-Sektor des Konzerns bislang maximal 54 kWh (brutto) große Batterien. Die verschaffen Corsa, DS 3, ë-C4 X, Astra und Co. etwas über 400 Kilometer Reichweite. Nun schlägt der europäische Fahrzeughersteller mit eigens konzipierten, batterieelektrischen Plattformen, genannt STLA, ein neues Kapitel auf. Erstes Modell, das die STLA Medium Plattform nutzt: Der neue Peugeot E-3008. Er kommt im Juni mit einer netto 73 kWh (~75 kWh brutto) fassenden NMC-Batterie und Frontantrieb auf den heimischen Markt. Damit schafft er, laut Konfigurator, 524 WLTP-Kilometer und hat einen WLTP-Verbrauch, also inklusive Ladeverluste, von 16,8 kWh/100 km. Parallel dazu wird von Beginn an eine Mildhybrid-Version (3-Zylinder-Benziner + 48-Volt-E-Maschine) angeboten, bevor in der zweiten Jahreshälfte Elektrovarianten mit 98 kWh (netto; ~101 kWh brutto) großer Batterie für mehr als 700 Kilometer Reichweite sowie Allradantrieb starten. Zudem ist ein Plug-in-Hybrid für später angekündigt.

So weit kommt der Peugeot E-3008

Aber zurück zum Testfahrzeug dieser Stunde: Dem Peugeot E-3008 mit im Sport-Modus 213,5 PS starker permanenterregter Synchronmaschine an der Vorderachse (8,8 s/0–100 km/h) und nutzbaren 73 kWh in der höheren der beiden angebotenen Ausstattungen, genannt GT. Damit steht er auf 20-Zöllern und die Reichweite fällt unwesentlich auf 520 Kilometer nach WLTP. Auf den ersten, äußerst pomali zurückgelegten 81 Kilometern unterbot ich den WLTP-Verbrauch dieser Ausstattungsvariante (17,0 kWh/100 km) mit 15,2 kWh/100 Kilometer mit Leichtigkeit. Flotter unterwegs gewesene Journalisten berichteten von knapp über 17 kWh/100 km Verbrauch. Daraus ergeben sich Praxisreichweiten von 420–480 Kilometer. Wohlgemerkt bei milden 15 °C mit sehr wenig Stadtanteil. Der cW-Wert liegt mit 0,28 im Mittelfeld der Klasse.

Wärmepumpe sowie 11-kW-Onboard-Lader sind immer Serie. Ein optionaler 22-kW-Lader ist für Herbst 2024 angekündigt.

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Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

So fährt sich der Peugeot E-3008

Dank doppelt verglaster vorderer Seitenscheiben bleibt der Peugeot E-3008 bis Landstraßentempo ruhig. So ruhig, dass der laute Blinker mehr nervt als der von der EU vorgeschriebene Tempoüberschreitungswarner. Höhere Geschwindigkeiten waren auf der vorgegebenen Route leider nicht drinnen. Zu viert gefahren erschien mir der leer zwei Tonnen (nach DIN) schwere E-3008 auf einer 15 Kilometer kurzen Nachtfahrt bei Geschwindigkeiten bis maximal 50 km/h bockig hart. Nach der eigentlichen Testrunde, zu zweit im Auto, würde ich dem E-3008 eher ein sportlich straff abgestimmtes Fahrwerk attestieren – so wie man es von Peugeot eben kennt. Das kleine Lenkrad war mir in der Vergangenheit schon zu klein geraten bzw. die Abstimmung mit der Lenkübersetzung wenig geglückt. Dies ist hier nicht auffällig. Alles fein. Übrigens ist der Wendekreis mit 10,6 Meter Durchmesser fast schon lächerlich klein – bei einem nicht zu verachtenden 2,74 Meter großen Radstand wohlgemerkt. Mich erfreut zudem, dass der E-3008 mit 4,54 Meter Außenlänge auf der kompakteren Seite zu Hause ist. Die maximal einstellbare Rekuperation (1,8 m/s²) dürfte für meinen Geschmack gerne noch eine Spur vehementer sein und bis zum endgültigen Fahrzeugstillstand greifen. So braucht es zum endgültigen Stehenbleiben das Bremspedal. Immerhin ist die Rekuperation via Paddels am Lenkrad in drei Stufen einstellbar. Wie gesagt, Stellantis ist auf dem richtigen Weg.

Top Laderoutenplanung nur an Bord der GT-Version!

Auf dem richtigen Weg ist Stellantis auch beim Infotainmentsystem. Nicht nur, dass der 21 Zoll große, geschwungene Monitor schwebend ins schicke Cockpit integriert wurde, sondern auch dessen Menü-Übersichtlichkeit sollte als Benchmark für viele andere Hersteller herhalten. Abgesehen davon überzeugt der Peugeot E-3008 jedoch mit einer tipptopp Laderoutenplanung, die dir sagt, mit wie welchem Batterieladezustand (State of Charge, SoC) du an der nächsten Ladesäule ankommst und wie lange du dort bis zu welchem SoC wieder aufladen musst. Sogar der generell gewünschte Ladezustand für die Ankunft an Ladesäulen bzw. am Zielort ist einstellbar. Hervorragend, Peugeot. Aber bitte macht dies doch auch für die günstigere Allure-Ausstattung zugänglich!

Eine Vortemperierung der Batterie beherrscht das System derzeit weder bei Allure noch bei GT. Dies wird erst mit einem Software-Update im Oktober 2024 freigeschaltet. Doch dann wird die Batterie auch nur auf rund 15 °C vortemperiert, wenn die Kabine vortemperiert wird. Noch später, Anfang 2025, folgt dann die eigentliche Vortemperierungsfunktion der Batterie (auf 25 °C) via Routenplanung per 7,5 kW potentem Wasserkreislauf-Batterieheizer. Die Möglichkeit auf Knopfdruck manuell die Batterie vorzutemperieren, ist nicht vorgesehen – weder via Infotainment-System noch via Smartphone-App. Sehr schade.

Schade ist weiters, dass zwar die maximale Gleichstrom-Ladeleistung bei guten 160 kW liegt und laut Peugeot bis zu etwa 30 Prozent SoC gehalten wird, aber dennoch 30 Minuten für die Ladung von 20–80 Prozent angegeben werden. Diesen Wert oder freilich gerne weniger wünschte ich mir von 10–80 Prozent – so wie es die Konkurrenz à la Volvo C40 Recharge, BMW iX2 sowie VW ID.5, Audi Q4 e-tron und Škoda Enyaq Coupé zumindest laut Papier auch kann. Zudem ist die Ladekurve nicht so intelligent abgestimmt bzw. überwacht, dass sie an schwächeren Ladestationen (also zum Beispiel 100 kW) trotzdem die angegebene Ladezeit schafft. Es braucht also abgesehen von der richtigen Batterietemperatur eine Schnellladesäule mit mehr als 160 kW Leistung um die angegebene Ladezeit zu erreichen. Spätestens jetzt weiß Alipio Dos Santos, Stellantis BEV System Design Chief Engineer, jedoch von diesen Wünschen.

Platzangebot: Licht und Schatten

Genug gefachsimpelt, kommen wir wieder zu etwas Handfesterem: Dem Raum- bzw. Platzangebot. In der ersten Reihe wünschte ich mir mehr Breite auf Kniehöhe (die breite Mittelkonsole braucht viel Platz) und eine etwas längere oder verstellbare Beinauflagefläche. Auch auf der Rücksitzbank ist das Platzangebot zumindest für meine Beine überschaubar, so ehrlich muss ich sein. Selbst wenn ich mit 1,93 Meter Körpergröße weit über der Norm rangiere, erwarte ich von einem 4,54 Meter langen, elektrisch ausgelegtem Fahrzeug doch etwas mehr Raumangebot. Mit dem Kopf stoße ich dabei an den Dachhimmel, so eng wie bei meinen Knien geht’s dabei allerdings nicht zu. Möglich macht dies die Dachlinie, die erst ab der C- statt der B-Säule abfällt. Deshalb sprechen sie bei Peugeot beim E-3008 nicht von einem SUV-Coupé, sondern von einem Fastback-SUV.

So wenig Platz ich in der zweiten Reihe vorfinde, so viel ist es im Kofferraum. 520 Liter brauchen den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen. Außerdem ist die Rücksitzbank erfreulicherweise serienmäßig dreigeilt umlegbar – wenn auch leider nicht direkt vom Kofferraum aus. Frunk, also vorderen Kofferraum, gibt es – wie beim Gros der Konkurrenz – nicht.

Die Preise des Peugeot E-3008

Ausschließlich über die Batterie lässt sich der E-3008 schwer mit der Konkurrenz vergleichen, dafür ist er zu exakt zwischen der Konkurrenz platziert. Diese bietet entweder etwas mehr oder bedeutend weniger Akku fürs Geld. Grundsätzlich startet der Peugeot E-3008 jedenfalls bei 48.450 Euro als „Allure“ mit 213,5 PS starkem Frontantrieb und eben 73-kWh-Batterie. Die Preise für die größere Batterie als auch den Allradantrieb stehen derzeit (März 2024) noch nicht fest. Allure bietet alles nötige. Rückfahrkamera, Keyless-System, 2-Zonen-Klima, Wärmepumpe, elektrisch anklappbare Außenspiegel, drahtloses Apple CarPlay™ sowie Android Auto™ und Co. Darüber rangiert „GT“ für 53.450 Euro mit Pixel-LED-Scheinwerfer, induktiver Ladeschale, 21-Zoll großem Curved-Display, Laderoutenplanung, Abstandsradar, elektrische Heckklappe und Lenkradheizung. Und für 53.450 Euro kriegt man leider halt schon ein bedeutend größeres Tesla Model Y Maximale Reichweite mitsamt Allradantrieb. Im direkten, nicht ausstattungsbereinigten Konkurrenzvergleich sieht es wie folgt aus:

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Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

Fazit

Egal ob einem dieses Auto optisch gefällt oder nicht, rein von seinen Daten her überzeugt der neue Peugeot E-3008. Er bietet auf kompakten Abmessungen (4,54 m Länge, 2,74 m Radstand) die größte Batterie (bis zu 98 kWh netto) im Wettbewerbsumfeld und setzt darüber hinaus bei wichtigen Attributen ein Häkchen. Wärmepumpe: vorhanden. Laderoutenplanung: zumindest bei GT vorhanden. Dreigeteilt umlegbare Rücksitzbank: vorhanden. Kleiner Wendekreis: vorhanden. Rekuperation am Lenkrad einstellbar: vorhanden. Und so weiter. Im Detail jedoch, also für Elektro-Nerds wie mich, ginge es noch besser. Dafür bräuchte es einen Frunk, manuelle Vortemperierung, intelligente Ladekurve, ISOFIX am Beifahrersitz und mehr als zwei Jahre Garantie plus sechs weitere Gewährleistung. All das hat die teilweise günstigere Konkurrenz jedoch auch höchstens vereinzelt, und somit ist Peugeot mit dem 2024er E-3008 dennoch auf dem richtigen Weg. Ich freue mich jedenfalls auf den ausgiebigen Test, um das Fahrzeug näher kennenzulernen.

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Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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