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Das Tesla Model Y Performance aus Berlin im Test!

Das Tesla Model Y Performance zeigt der Konkurrenz, wo der Hammer hängt – und deklassiert sie in vielen Bereichen. Dennoch gibt es Potential für Verbesserungen. Der in Berlin gebaute Crossover im umfangreichen Test.

Tesla Model Y Performance: Benchmark!

In Österreich führt das Tesla Model Y die Elektroauto-Zulassungsstatistik derzeit mit großem Abstand vor CUPRA Born und Škoda Enyaq an. 1.947 Exemplare wurden dieses Jahr bereits neu zugelassen. Wer denkt, dass das eine magere Zahl sei, der irrt gewaltig, denn damit liegt das Model Y auf dem achten Platz aller PKW-Neuzulassungen von Jänner bis Juli 2022 (1. Platz: VW Bus mit 2.606 Zulassungen). Hier der Überblick der monatlich von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen:

PKW Neuzulassungen Jänner bis Juli 2022
Daten-Quelle © Statistik Austria | Illustration by autofilou.at

Bei den meisten Model Y handelt es sich um die seit August 2021 ausgelieferte Long Range-Variante aus China. Seit März/April dieses Jahres treffen jedoch vermehrt Model Y Performance aus dem neu aufgebauten Werk nahe Berlin bei uns ein. Und genau so eines durfte ich nun testen.

Kaizen par excellence

Die Unterschiede vom Performance- zum Long Range-Modell sind dem Tesla- oder Elektroauto-Enthusiasten längst bekannt, sind es doch die gleichen wie im Limousinen-Bruder Model 3. Carbon-Abrisskante, rote Bremssättel und um einen Zoll größere Felgen (21″ statt 20″) im schicken Turbinen-Design sowie ein Schuss Mehrleistung. Davon liegt zu jeder Zeit mehr als genügend am Strompedal an. 513 PS Spitzenleistung lassen das Model Y Performance in Sportwagen-schreckenden 3,7 Sekunden auf Tempo 100 schnellen. Die Höchstgeschwindigkeit regelt Tesla im Gegensatz zu vielen anderen erst bei 250 km/h ab. Den Track-Mode, den wir aus dem Model 3 Performance kennen, gibt es im Model Y Performance leider (noch) nicht. Noch deshalb, weil sich Tesla jederzeit per Software-Update dazu entscheiden könnte, diesen Modus auch im Model Y Performance einzuführen. Und hier liegt gleich der erste Trumpf, den Tesla gegenüber der Konkurrenz in der Hand hat: Ständig wird das Auto per Software-Update besser. Es braucht lediglich eine WLAN-Verbindung und schon ist auch ein älteres Modell auf dem neusten Stand. Während des Testzeitraums kam zum Beispiel ein Grüne-Ampel-Hinweis hinzu und mit dem nächsten Update wird es wohl möglich sein, das Bild der Toten-Winkel-Kamera aus dem linken unteren Monitor-Eck beliebig auf dem Display zu platzieren. Warum? Weil Tesla auf seine Kunden hört, offenbar keine komplizierten Freigabe-Prozesse hat und halt eben links unten nicht die beste Ecke dafür ist.

Tote Winkel Kamera im Tesla Model Y.
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Aufgeräumtes Interieur

Überhaupt muss ich wieder einmal sagen, dass ich das schlichte Interieur sehr zu schätzen weiß. Ja, es braucht zwei, drei Tage, bis man sich am 15-Zoll-Touchscreen zurechtfindet, doch danach erfreut man sich an der Übersichtlichkeit, der Reaktionsgeschwindigkeit und der Vielzahl an Möglichkeiten, die das System bietet. Die möchte ich hier nicht alle aufzählen, weil sie in jedem anderen Testbericht zur Genüge breitgetreten werden. Aber so praktische Dinge wie den Sentry Mode (Kamera-Aufzeichnung) oder den Dog Mode (Tier im Fahrzeug, Lüftung aktiv) sucht man sonst nach wie vor vergebens. Auch dass das Handschuhfach nur via Touchscreen-Befehl aufgeht, ist in Wahrheit doch vollkommen in Ordnung. Oder wie oft öffnet ihr euer Handschuhfach? Außerdem gibt es für alle Dinge, die man öfter braucht (Sonnenbrillen, Ladekarten, …), genügend andere Staufächer, die direkt zugänglich sind. Zum Thema Ladekarten: Die braucht es eigentlich nicht, denn was andere jetzt in Mode bringen, ist bei Tesla seit einem Jahrzehnt Standard: Plug-and-Charge. Also einstecken und losladen.

Lade- und Reichweitenmonster

Und auch in dieser Disziplin verweist das Model Y einfach mal sämtliche Mitbewerber mit ähnlich großer Batterie auf die hinteren Plätze. Einzig die 800-V-Konkurrenz (EV6 & IONIQ 5) zieht dem Model Y rein aus physikalischen Gründen davon. Vortemperiert angesteckt bei sechs Prozent SoC gings in 32 Minuten auf 80 Prozent. Die maximale Ladeleistung von 250 kW wird dabei nur kurz gehalten. Von null Prozent weg – Batterie über das Navigationssystem ebenfalls vortemperiert – dauerte es 34,5 Minuten, bis die rund 74 netto-kWh große Batterie auf 80 Prozent geladen war.

Ladestopps beschränken sich auf der Langstrecke somit auf kaum 30 Minuten. Danach geht’s je nach Streckengegebenheiten, Wind und Wetter zwischen 200 und 280 km weit (80–10 % SoC). Eine große Spanne – während des Testzeitraums lagen aber auch die Autobahnverbräuche mit Werten zwischen 18,8 und 24,2 kWh/100 km weit auseinander – unterm Strich dennoch top Werte und dank des Tesla-eigenen Ladenetzwerks und der 1A-Laderoutenplanung auch in der Praxis kein Umstand. Gemessen nach WLTP gibt Tesla 514 Kilometer Reichweite an.

In der Stadt pendelte sich der Verbrauch bei mir bei 17 kWh/100 km ein. Kein herausragender Wert, aber gut, zwei Tonnen Leergewicht sind nun mal zwei Tonnen. Damit ist das Model Y im Konkurrenzvergleich sogar noch auf der leichten Seite zu Hause. Und das, obwohl alle Model Y seit diesem Jahr mit doppelt verglasten Seitenscheiben vorne sowie hinten vom Band rollen. Kein Wunder also, dass es zu jeder Zeit angenehm leise an Bord ist.

Fahrkomfort bleibt teils auf der Strecke

Apropos rollen: Mir rollt der Testwagen zu hart ab. Vor allem in der Stadt knallen Kanaldeckel und Schlaglöcher ungefiltert durch. Schuld tragen hier sicherlich die großen 21-Zöller mit 35er Querschnitt und 2,9 bar Reifendruck. Die bräuchte ich persönlich nicht, sind aber, wie oben schon beschrieben, beim Performance-Model Y Serie. Auf der Autobahn oder auch beim schnellen Landstraßen-heizen gibt’s nichts zu beklagen, außer vielleicht die gefühllose, aber direkte Lenkung, die mir, auf Sport gestellt, zu schwergängig ist. Hingegen vermisse ich die Möglichkeit die Rekuperation zu verstellen, am liebsten via Schaltpaddles am Lenkrad. Und den „digitalen“ Blinker-Lenkstockhebel – wie ihn auch BMW eine Zeit lang einsetzte –, der mal auf einen Befehl reagiert und mal nicht, dürfte Tesla gern durch einen „richtigen“ Hebel mit echten Raststufen ersetzen. Ein Glück, dass zumindest der aktive Spurwechselassistent den Blinker nach dem Spurwechsel von allein deaktiviert. Vertrauen in das teilautomatisierte Fahren stellt sich schnell ein. Die anderswo des Öfteren beschriebenen Phantombremsungen gab es während meines Testzeitraums nicht. Was fehlt: Eine aktive Verkehrszeichenerkennung. Aktuell nutzt Tesla in Europa nur die im Navi hinterlegten Daten.

Top Sitzkomfort & Platzangebot

Die Sitze der ersten Reihe sehen auf den ersten Blick zwar nicht nach viel Seitenhalt aus, halten meine Lauch-artigen 1-Meter-93 jedoch wirkungsvoll an Ort und Stelle. Nur eine verlängerbare Beinauflage fehlt mir persönlich und ISOFIX-Anbindungen gibt es zwar zweimal auf der Rücksitzbank, nicht aber am Beifahrersitz. Demnächst soll gerüchteweise ein Sitz-Update mit Airbags in den Sitzen kommen, vielleicht gibt es dann auch gleich die Kindersitzanbindung ebenso.

Die zweite Reihe zeigt sich äußerst luftig, wenngleich meine Knie am Fahrersitz leicht anstehen. Dafür sollte der Scheitel selbst bei Sitzriesen nicht am riesigen Panoramaglasdach anstehen.

Meine „Außer-Norm-Größe“ bestätigte mir auch die Heckklappe, die gern ein paar Zentimeter weiter aufgehen dürfte. Hier fällt auch auf, dass die Hutablage erst im Nachgang entwickelt wurde (Anm.: Diese fehlte in den ersten Model Y Long Range). So sperrig in der Bedienung war lange keine Kofferraumabdeckung mehr. Ihr Klappmechanismus bedarf einer dringenden Überarbeitung. Dafür glänzt der 4,75 Meter lange Crossover mit einer vom Kofferraum aus dreigeteilt umlegbaren Rücksitzbank, die eine vollkommen ebene Ladefläche mit etwa 1,9 Metern Länge ohne Ladekante freigibt. Überhaupt stellt sich mir die Frage, wie Tesla dem Model Y so viel Platz angedeihen lassen konnte. Neben dem riesigen Kofferraum im Heck gibt es auch noch einen Frunk. Ladevolumen-Zahlen – ermittelt nach der VDA-Norm (mit Normquadern) – liegen mir leider nicht vor. Tesla weist nämlich nur das Volumen in banalen Litern aus. Dieses liegt bei 854 Liter hinten und 117 Liter vorne.

Tesla Model Y Performance Test Review Fahrbericht white weiß berlin
Tesla Model Y Performance Test Review Fahrbericht white weiß berlin

Herausragend ist auch weiterhin die Smartphone-App, die zugleich via Bluetooth als Fahrzeugschlüssel dient. Eine separate Key-Card sollte man dennoch mithaben, falls das Handy unterwegs mal abhandenkommt oder einfach der Akku leer ist. Mit der App selbst lässt sich nicht nur der Innenraum temperieren, sondern sogar für jeden Sitzplatz einzeln die Sitzheizung aktivieren oder auch ein Foto einer von vier Außenkameras anfordern. Funktionen, die bislang nur wenige Mitbewerber so ermöglichen. Und apropos Smartphone: Zwei Schalen für induktives Laden, die auch noch beide in Sichtweite sind, sucht man bei sämtlichen anderen PKW vergebens.

Preise konkurrenzfähig

Wer jetzt glaubt, dass ein Auto mit all diesen Features wesentlich teurer sein muss als die Konkurrenz, der täuscht sich. Seit Ende August 2022 bietet Tesla neben dem Model Y Maximale Reichweite (ab 59.770 €) und dem hier gefahrenen Model Y Performance (ab 66.470 €) mit dem „Standard Range“ (einfach nur Model Y genannt) eine neue Basisversion für 55.970 Euro an. In all diesen Versionen liegt der Stromer in unserer Preis-Reichweite-Grafik auf guten Positionen. Noch ein Wort zur Garantie: Tesla gewährt vier Jahre Fahrzeuggarantie bzw. bis maximal 80.000 km, auf die Batterie (70 % SoC) acht Jahre bzw. bis maximal 192.000 Kilometer.

Tesla Model Y preis reichweite grafik konkurrenz comparison vergleich
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

Mein Fazit zum Model Y Performance

Wer in dieser Fahrzeugklasse nach einem Elektroauto sucht, der kommt nicht um das Tesla Model Y herum. In Wahrheit sägt es die Konkurrenz radikal um, glänzt bei Platzangebot, Effizienz und Ladeleistung im eigenen Ladenetzwerk. Rein aus Komfortgründen würde ich zur Long Range-Variante greifen. Und auch die vielzitierten Qualitätsprobleme sind passé.

So oder so lautet die Antwort auf eine häufig gestellte Frage dennoch weiterhin: „Tesla baut die besten Autos, nicht allein E-Autos.“

Dennoch sehe ich Verbesserungspotenzial bei der sperrigen Hutablage, der nicht verstellbaren Rekuperation, der kurzen Beinauflage, der fehlenden ISOFIX-Halterung am Beifahrersitz, einer brauchbaren Verkehrszeichenerkennung und eine „Felgenkamera“ wäre auch gleich noch fein.

Das Tesla Model Y aus Berlin von hinten.
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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