Der BMW XM 50e im Test: Ein Statement auf Rädern!
Manche Autos sind wie (Jogging-)Anzugträger mit zu vielen Ringen an den Fingern und gegelten Haare oder den Influencer beim Klassentreffen – sie wollen auffallen, polarisieren, sich ins Rampenlicht drängen. Auftritt BMW XM 50e. Wuchtig, laut (optisch wie akustisch) und schlicht unübersehbar. Doch ist er auch das, was BMWs M-DNA verspricht? Oder nur eine Machtdemonstration mit viel Show und wenig „Freude am Fahren“?BMW XM 50e Design: Die wuchtige Kunst der Dominanz
Die BMW XM-Nieren haben die Dimensionen eines Garagentors. In innerstädtischen Parkgaragen aus den 70ern hat man damit schon seine Schwierigkeiten. Dass der ganze Koloss über 5,1 Meter lang ist, macht die Sache nicht einfacher. Diese Probleme kennt man auch vom Lamborghini Urus.
Der BMW XM ist maskulin und kraftvoll. Darüber hinaus aber auch, wie so oft, Geschmackssache. Dass der XM das erste eigenständige Modell der BMW M GmbH seit dem legendären BMW M1 ist, ist fast absurd. Der einzige visuelle „Nod“ an den M1 ist das ins Glas gravierte BMW-Logo in der Heckscheibe – ein kleiner, nostalgischer Wink in einem ansonsten brachialen M-onstrum.
In Wien und Umgebung sieht man den BMW XM auffallend oft auf der Straße – gefühlt fast mehr als BMW X7. Ein Zeichen, dass der Mix aus Protz, Power und Prestige genau ins Schwarze trifft? Vor allem im aufpreisfreien M Sao Paulo Gelb lackiert ist er nicht zu übersehen. Leider. Auch das eine Frage des Geschmacks. Die meisten werden ihn sich vermutlich in Schwarz ordern, um das volle „Dicke-Hose“-Paket zu bekommen.
BMW XM 50e Innenraum: Luxus oder logische Konsequenz?
Als SUV-Flaggschiff von BMW ist der Innenraum erwartungsgemäß ein Luxus-Statement. Feinste Materialien, sehr gute Verarbeitung und die M-Lounge im Fond. Dazu sorgt der indirekt beleuchtete Dachhimmel mit Reliefstruktur für eine Lichtstimmung, die, wie der Name schon sagt, an eine Lounge erinnert.
Technologisch fährt der XM 50e auf höchstem Niveau: Das BMW Live Cockpit Professional bringt ein 12,3-Zoll digitales Kombiinstrument, einen 14,9-Zoll Touchscreen und ein Head-up-Display mit Augmented Reality ins Spiel. Wer Sound liebt, gönnt sich das optionale Bowers & Wilkins® Diamond Surround Sound System, das mit 20 Lautsprechern und 1.475 Watt Leistung fast schon an eine private Konzertarena erinnert. Dazu gibt’s Gestensteuerung und den BMW Intelligent Personal Assistant, der Befehle per Sprache entgegennimmt – so bleibt die Aufmerksamkeit immer auf der Straße. Und, sehr fein, den i-Drive-Drehregler gibt es auch noch.
Auch beim Komfort lässt sich BMW nicht lumpen: Multifunktionssitze mit optionaler Massagefunktion, Vier-Zonen-Klimaautomatik und eine Standklimatisierung sind serienmäßig an Bord. Selbst die Getränkehalter können entweder heizen oder kühlen – because why not?!
Doch genau hier beginnt das Dilemma: Der BMW XM 50e soll ein M-Modell sein – ein Fahrerauto. Gleichzeitig bietet er mit seinem Kofferraum- und Ladevolumen von 527 respektive bis 1.820 Litern und edler „Wohlfühloase“ im Fond genau die Features eines luxuriösen Familien-SUV. Also ein M für die Kita-Tour? Theoretisch ja. Praktisch? Wer die Kids mit einem 700 Nm Drehmomentmonster mit 5,1 Metern Länge zur Schule bringt, hat entweder einen außergewöhnlichen Geschmack oder einfach zu viel Geld.
Technik & Fahrverhalten: Biest oder Brachial-Tourer?
Unter der Haube des BMW XM 50e arbeitet ein Plug-in-Hybrid-Antrieb mit einer Systemleistung von 476 PS und 700 Nm Drehmoment. Der 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit TwinPower Turbo-Technologie liefert 313 PS bei 5.000 bis 6.500 U/min, während der E-Motor mit 197 PS und 280 Nm Drehmoment kräftig unterstützt. Das reicht, um den 2.695 kg schweren XM in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu katapultieren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h, im rein elektrischen Modus sind es „nur“ 140 km/h.
Doch ist er ein echtes M-Fahrzeug? Die ehrliche Antwort: nicht wirklich. Zwar liefert der xDrive-Allradantrieb eine souveräne Traktion, und das Adaptive M Fahrwerk Professional sorgt für eine ordentliche Balance zwischen Komfort und Dynamik. Doch mit 2,7 Tonnen Leergewicht bleibt er ein behäbiger Koloss, dessen Schwerpunkt spürbar hoch sitzt.
Auf Autobahn und Landstraße spielt der XM 50e seine Stärken aus. Hoher Federungskomfort, satte Straßenlage und eine beeindruckende Souveränität bei höheren Geschwindigkeiten machen ihn zum perfekten Langstrecken-Gleiter. Doch beim Kurvenwetzen zeigt sich, dass Masse eben doch Masse bleibt. Trotz Integral-Aktivlenkung mit Hinterachslenkung, die das Handling verbessert, ist er kein Fahrzeug für enge Serpentinen oder schnelle Richtungswechsel.
Stellt sich die Frage: Hat der BMW XM 50e überhaupt Sportlichkeit im Fokus? Oder ist er vielmehr ein Prestige- und Öko-Statement mit Power-Reserven? Das bringt mich zum nächsten Punkt…
BMW XM 50e: Hybrid? Ja. Umweltfreundlich? Nein.
Offiziell gibt BMW einen Verbrauch von 1,3 bis 1,7 Litern pro 100 Kilometer nach WLTP an – ein Wert, der beeindruckend klingt, aber nur unter bestimmten Bedingungen erreicht wird. Denn die Berechnung basiert darauf, dass die ersten 84 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden. Erst danach schaltet sich der 3,0-Liter-Reihensechszylinder dazu und der Verbrauch steigt spürbar an. Um Sprit zu sparen, gilt es also die 25,7 kWh (netto) große Batterie so oft wie möglich vollzuladen. Das dauert rund 4 ½ Stunden bei einer Ladeleistung von 7,4 kW. Wer den XM 50e regelmäßig auf Langstrecken bewegt, wird mit einem deutlich höheren Spritverbrauch rechnen müssen. Im Test blieben wir aufgrund nicht vorhandener Lademöglichkeiten deshalb nur knapp unter 9 Litern. In den Tank gehen übrigens 69 Liter.
Doch wer sich den BMW XM 50e kauft, weil er ein nachhaltiges Auto will, hat das Konzept des XM nicht verstanden. Er ist nicht der Umwelt zuliebe da, sondern weil die Nachfrage nach starken SUV nach wie vor vorhanden ist. Die Hybrid-Technik verringert dabei den Verbrauch am Papier und damit die NoVA und den Flottenverbrauch der Marke.
Was kostet der BMW XM 50e?
Der BMW XM 50e startet in Österreich bei 130.000 Euro. Doch mit ein paar Extras wird er schnell teurer. Der von uns getestete Wagen beinhaltete Optionen wie die 23 Zoll M Leichtmetallräder (3.330 €), das Bowers & Wilkins® Diamond Surround Sound System (4.638 €) und das Driving Assistant Professional Paket (2.772 €) und kam damit auf einen Gesamtpreis von 142.368 Euro.
Für diejenigen, die es auf die Spitze treiben wollen, gibt es die Topversion, den BMW XM Label Red, mit satten 748 PS und 1.000 Nm Drehmoment – zu einem Startpreis von 201.612 Euro. Die Alternativen? Ein Aston Martin DBX (ab 256.086 Euro) ist noch extravaganter und teurer, ein Range Rover Sport (ab 102.782 Euro) eleganter, und ein Lamborghini Urus SE (ab 223.900 Euro) exklusiver.
Fazit
Der BMW XM 50e ist ein echtes Statement-SUV, das mit Präsenz, modernster Technik und luxuriöser Ausstattung punktet. Sein Hybrid-Antrieb mit 476 PS sorgt für souveräne Fahrleistungen, während der komfortable Innenraum mit hochwertigen Materialien, Ambientebeleuchtung und Top-Infotainment lange Strecken zu entspannten Spazierfahrten macht. Auch wenn er nicht das schärfste M-Modell ist, bietet er eine solide Mischung aus Power, Prestige und Luxus.