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Der Ford Explorer ST-Line im Test!

Der Ford Explorer ist bei uns ein dicker Brummer, in den Staaten geht er allerdings nur als Mid-Size-SUV durch. Wie sich der Liebling der Cops und Highway Patrolman hierzulande schlägt, lest ihr hier.

Der Bulle für die Bullen: Der Ford Explorer.

In meinem Test mit dem Škoda Octavia bin ich der Frage nachgegangen, was die Damen und Herren von der österreichischen Polizei denn so auf Streife und in Zivil fahren. In good ol‘ America gibt man sich natürlich nicht mit einem Vierzylinder-Diesel und 150 PS zufrieden. Man denke da nur mal an das Bluesmobil von Elwood und Jake Blues aus dem Film Blues Brothers. Der 1974er Dodge Monaco hatte ja angeblich einen auf 350 PS aufgeblasenen 7,2 Liter V8 „Bullenmotor, Bullenreifen, Bullengetriebe und Bullenstoßdämpfer“. Auch Fahrzeuge, die in den 80ern und 90ern ihren Dienst bei der amerikanischen Polizei verrichteten, wie etwa der Chevrolet Caprice, hatten größere Scheibenwischwassertanks als der Octavia Hubraum. Das trifft auch auf das vielleicht bekannteste Polizeiauto der Welt zu, den Ford Crown Victoria. Und wer ihn nicht schwarz-weiß gestreift kennt, der hat ihn mit Sicherheit schon in Filmen und auf Fotos zwischen den Wolkenkratzern in Manhattan durchcruisen gesehen. Als der Crown Vic 2011 eingestellt wurde, war die Trauer unter den Sheriffs groß. Es war, als hätte man ihren besten Gaul getötet. Einen direkten Nachfolger bot Ford nicht an und verwies deshalb auf den Ford Taurus (bei uns entspricht das dem Mondeo) und den Ford Explorer.

Warum die Cops Ford Explorer fahren.

Der Crown Vic war die letzte echte Full-Size-Limousine, die den Amis blieb. V8 vorne, Antriebsachse hinten, hohe Leistung, einfache Mechanik und fast unkaputtbar. Er war zwar groß, bot dafür aber auch mehr als ausreichend Platz. Dass den Donutmampfern der Umstieg auf den kleineren Taurus da schwerfiel, leuchtet ein.

Der Ford Explorer schlägt da mehr in die Kerbe des Crown Vic. Er ist groß, bullig, hat ordentlich Power und auch noch Platz für böse Buben und Mädels ist auf der Rücksitzbank. Es fehlt ihm einzig am V8, den es nicht einmal mehr in den USA gibt. Bei uns ist der Explorer gar nur mit einem Motor zu bekommen. Oder besser gesagt, mit zwei, denn zum 3,0 Liter großen V6 mit 349 PS gesellt sich auch noch ein 101 PS starker Elektromotor. Gemeinsam schaffen es die beiden auf eine Systemleistung von 457 PS – oder drei 150 PS Škoda Octavia. Damit geht es im 2,5 Tonnen schweren und fünf Meter langen SUV in glatten sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dass der Wagen Kraft hat, spürt man sofort – will man sich aber nicht immer antun. Ein Auto dieser Größe will man nun einmal nicht in die Kurve legen wie Valentino Rossi sein Rennmoped. Der Ford Explorer ist zum Cruisen und Reisen gedacht. Oder um es im Cop-Jargon zu sagen: Für die Streife perfekt und dank ordentlich Power durchaus auch bei wilden Verfolgungsjagden zu gebrauchen. Das Fahrwerk federt fein und ist nicht zu hart, die Lenkung könnte jedoch eine Spur direkter sein.

Rein elektrisch schafft der Explorer bis zu 40 Kilometer. Sind die unter den 20-Zöllern abgerollt, kann der 13,6 kWh (brutto) große Akku in fast vier Stunden an der Wallbox mit maximal 3,6 kW Ladeleistung (ja, leider nicht mehr!) voll aufgeladen werden. An einer Haushaltssteckdose dauert’s etwas mehr als sechs Stunden.

Der eigentliche Vorteil des Plug-in-Antriebs soll jedoch der Verbrauch sein. Immerhin will ein 3- Liter-V6 mit ordentlich Sprudel bei Laune gehalten werden. 3,1 Liter und 20,5 kWh gibt Ford auf 100 Kilometer an. Es wird euch wohl nicht wundern, dass ich diesen Wert im Test nicht erfahren konnte. Zwar kann man einen großen Teil der Zeit elektrisch durch die Lande fahren, wenn man das Gaspedal nur vorsichtig streichelt, doch irgendwann gurgelt der Benziner mit. Der Verbrauch kam nur selten unter die 10 Liter Marke. 

Amerikanische Qualität im Innenraum

Dass es die Amis nicht immer so genau nehmen wie zum Beispiel die Deutschen, ist ein Klischee. Die Amerikaner bemühen sich jedoch, dem immer gerecht zu werden. Das hat seine guten und schlechten Seiten. Die Guten zuerst: Im Ford Explorer ist massig Platz. Damit meine ich nicht die zahlreichen Getränkehalter, sondern alle drei Sitzreihen! Der Kofferraum fasst, je nach Sitzkonfiguration, zwischen 240 und 2.274 Liter. Das große, aufrechtstehende Infotainment-Display ist die Vorstufe zum riesigen Bildschirm im Mustang Mach-E. Es funktioniert einwandfrei und überzeugt durch einfache und benutzerfreundliche Handhabung. Warum die Rückfahrkamera nur in einem kleinen Fenster darauf angezeigt wird, erschließt sich mir allerdings nicht.

Das tut die Verarbeitung übrigens auch nicht so recht. Zwar wirken die Materialien alle sehr wertig und robust verarbeitet, ein feiner Innenraum zum Wohlfühlen sieht allerdings anders aus. Dafür ist leider zu viel billiger Kunststoff verbaut.

Das kostet der Ford Explorer ST-Line Plug-in-Hybrid.

Warum ich vom Interieur so enttäuscht bin, hat auch mit dem Preis zu tun. Ab 83.400 Euro ist der Ford Explorer ST-Line zu haben. Ja, richtig gelesen. Über 80.000 Euro für ein Ford-SUV. Für 4.450 Euro weniger gibt es auch einen hochwertigeren BMW X5 xDrive45e Plug-in-Hybrid. Oder ihr kauft euch einen Basis Ford Kuga und einen Mustang Mach-E in der Einstiegsversion. Die kommen dann natürlich nicht so vollausgestattet wie der Explorer daher, bei dem lediglich zwischen den Ausstattungslinien ST-Line und Platinum und der Lackierung gewählt werden kann. Trotzdem ein hoher Preis.

Fazit

Manche Polizisten unseres Landes würden ihre Octavias vermutlich sofort gegen einen Ford Explorer eintauschen. Power, Platz und Prestige bringt der Koloss aus den Staaten mit. Die E-Reichweite könnte durchaus größer ausfallen, der Verbrauch im Umkehrschluss niedriger. Der Preis ist deftig, die Ausstattung allerdings auch.

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