Lamborghini Urus SE: S(E)hr geil!
Bei 800 PS, 950 Nm und nur 2,08 Liter Super Plus auf 100 Kilometer denkt wohl kaum einer an ein SUV, oder? Der Lamborghini Urus SE zeigt, wohin die Zukunft der Marke geht. Ein Erstkontakt mit dem feschen Italiener bei Lamborghini Wien.Lamborghini Urus SE: Der mit dem Strom geht!
Der CO2-Ausstoß muss runter. So auch bei Lamborghini. Jeder neuzugelassene Urus S als auch Urus Performante schraubt den Flottenverbrauch des VW-Konzerns deutlich nach oben. 320 g/km emittieren diese 666 PS starken Power-SUVs. Nun folgt mit dem elektrifizierten Lamborghini Urus SE ein deutlicher Cut. Der Plug-in-Hybrid emittiert, zumindest auf dem Papier und WLTP-Prüfstand, nur noch 51,25 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Fährt dort, also auf dem Prüfstand, dank 25,9 kWh (brutto) fassender Batterie 65 Kilometer rein elektrisch und sein Benzinverbrauch wird mit 2,079 Liter Super Plus auf 100 Kilometer errechnet. Klingt nicht nach einem im System 800 PS und 950 Nm starken SUV, das in 3,4 Sekunden auf 100 km/h schnellt, oder?
Wer hier mit dem Argument „Von dem werden doch eh nicht so viele gebaut bzw. verkauft, als dass es einen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck hätte“ um die Ecke kommt, dem sei gesagt, dass in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 5.000 und 6.000 Einheiten im Werk Sant’Agata Bolognese vom Band liefen. Freilich, wie viel Kilometer jeder einzelne Urus pro Jahr bewegt wird und in welcher Art und Weise, ist nicht bekannt. Lamborghini Wien setzt pro Jahr rund 30 Urus ab. Beachtlich: 70 Prozent der Käufer sind hierbei Neukunden.
Jahr | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
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Einheiten | 121 | 2.565 | 5.233 | 4.364 | 5.240 | 5.367 | 6.087 | unbek. |
Urus SE: Zum Anstecken
Eine andere Frage mit ebenso unbekannter Antwort ist, wie viele Urus SE-Kunden ihren Plug-in-Hybriden wirklich an die Steckdose hängen werden. Immerhin gehört das Ladekabel zur Serienausstattung. Geladen werden kann der Urus SE nur mit Wechselstrom (AC) mit maximal 7,4 kW.
Apropos Entladen: Wird der Urus SE rein als Verbrenner, also mit leerer Batterie, bewegt, liegt sein Normverbrauch bei 12,9 Liter auf 100 Kilometer (Urus S & Performante: 14,1 l/100 km). Sein überarbeiteter und 620 PS (bei 6.000 1/min. & 800 Nm von 2.250–4.500 1/min.) starker Vierliter-Biturbo-V8 braucht also auch dann weniger als seine Verbrenner-Pendants Urus S und Urus Performante. Und dass, trotz eines Leergewichts von 2,5 Tonnen – ein Mehrgewicht von rund 150 Kilogramm gegenüber dem Urus S und 250 kg gegenüber dem Urus Performante. Umso erstaunlicher ist der Bremsweg von nur 33,5 Metern aus 100 km/h. Der Urus S braucht 33,7 Meter!
Die E-Maschine, ein permanenterregter Synchronmotor, sitzt im Gehäuse der bewährten Achtgang-Automatik von ZF und entwickelt maximal 192 PS sowie 483 Nm Drehmoment. Die rein elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 135 km/h, die maximal mögliche bei 312 km/h. Damit ist der Urus SE um sechs km/h schneller als ein Urus Performante.
Schneller als ein Urus Performante!
Und nicht nur bei dem Topspeed hängt der SE den Performante ab. Beim Sprint auf 100 km/h ist er ihm zwar noch knapp unterlegen – um 0,1 s –, doch schon beim Sprint auf 200 km/h ist der Urus SE mit 11,2 Sekunden um 0,3 Sekunden schneller. Hoch lebe die E-Power! Anders könnten die Italiener ihre Kunden wohl auch nur schwer an die zunehmende Elektrifizierung gewöhnen. Ende des aktuellen Jahrzehnts soll dann der erste vollelektrische Lamborghini präsentiert werden.
Und wie klingt so ein Plug-in-Lamborghini eigentlich? In Worten: Nahezu genauso kernig wie bislang, aber hört gern selbst rein:
Wem das zu wenig Klang ist, der bekommt optional einen Titan-Auspuff von Akrapovič, der beim Händler verbaut wird.
Ochse mit Matrix-LED & Sperrdiff
Der Urus SE ist am – zumindest für mich – deutlich überarbeiteten und stimmigeren Design zu erkennen. Wirkt, lackiert im netto 12.500 Euro teuren „verde gea matt“, deutlich eleganter. Das passt auch besser zur Herkunft seines Namens. Hier hat nämlich, nicht wie sonst üblich, ein tapferer, spanischer Stier Pate gestanden, sondern die Urform des Auerochsen – eine der größten Rinderarten, vergleichbar mit einem Bison, ausgestattet mit langen, grazilen Beinen, athletischem Körperbau und großem Schädel. Die Scheinwerfer, jetzt mit Matrix-LED-Technologie (21 Segmente) zum gezielten Ausblenden anderer Verkehrsteilnehmer, sind deutlich schlanker und ihr Tagfahrlicht soll den Schweif des Lamborghini-Stiers imitieren.
Was mir nicht bewusst war, ist, dass der Urus mit 5,12 Meter Außenlänge immens lang ist. Gut, zu meiner Verteidigung: Wie oft trifft man im Alltag auf das Super-SUV wie Lamborghini den Urus selbst nennt?! Mit 2,02 Meter ist er auch ohne Außenspiegel monströs breit. Und hätte er nicht serienmäßig eine Allradlenkung an Bord, wäre er, bei exakt drei Meter Radstand, wohl nicht im Entferntesten agil bewegbar. Dafür hat er auch zwei neue Differenziale spendiert bekommen. Ein Hang-On-Mitteldifferenzial für längsdynamische Kraftverteilung und ideale Traktion sowie ein Hinterachs-E-Differential, das die Kraft zwischen linkem und rechtem Rad aktiv verteilt und den Urus SE so noch mehr in Kurven drücken kann.
Und wem sonst drei Fahrmodi à la Komfort, Sport und Eco zu wenig sind, der wird hier mit den 11 Kombinationsmöglichkeiten aus Fahrmodi und elektrischen Leistungsstrategien überhäuft.


Etwas unglücklich finde ich den Verlust von 162 Liter Kofferraumvolumen (454 statt 616 l), die dem Platzbedarf der Hybridtechnik zum Opfer gefallen sind. Der Tank ist mit 80 Liter gleich groß geblieben. So kann ich mir den Urus schon als Kilometerfresser vorstellen. Er bietet bis zu fünf Passagieren massig Platz und fährt sich dank Luftfahrwerk sicherlich nicht unkomfortabel. Ausprobieren konnte ich dies leider nicht. Rund 160.000 Kilometer hat wohl der meistgefahrene Urus Österreichs auf der Uhr. Sicherlich kein günstiges Unterfangen bei einem Serviceintervall von 15.000 Kilometern.



So viel kostet der Lamborghini Urus SE!
Bei netto 223.900 Euro startet der Lamborghini Urus SE derzeit (02/2025) in Österreich. Der letzte Preis des nicht mehr bestellbaren Urus S lag bei netto 220.900 Euro. Weil beim SE jedoch die NoVA gänzlich entfällt, bleibt sein Brutto-Preis (268.680 €) deutlich niedriger. Ein Kunde wurde von Lamborghini Wien bereits glücklich gemacht. Er hat kürzlich seinen rund 350.000 Euro teuren Urus SE übernommen. Die Lieferzeit beträgt nach wie vor 1,5–2 Jahre, die allgemeine Fahrzeuggarantie drei Jahre.
Fazit
Am Ende des Tages dient jeder Plug-in-Hybride in erster Linie dazu, den Flottenverbrauch zu senken. Ein Vorteil für den österreichischen Endkunden ergibt sich aus dem günstigeren Anschaffungspreis, da hier die NoVA entfällt. Im Falle des Lamborghini Urus SE hat der Kunde auch noch den Vorteil, dass dieser performanter ist als der Urus Performante. Allerdings nur dann, wenn die Batterie genügend Energie liefert, spricht ausreichend geladen ist. Die direkten Nachbarn oder auch die Bewohner von Großstädten gewinnen dann in zweierlei Hinsicht: Durch weniger Emissionen und weniger Lärmbelästigung.