Škoda Rallye Liezen: Baumschlager dominiert!
Als völliger Rallye-Neuling war ich froh, dass mir Škoda Österreich vergangenes Wochenende einen echten Profi zur Seite gestellt hat. Niemand geringerer als der ehemalige Rallye-Vizestaatsmeister (2008) Franz Wittmann jun. stand mir beim Besuch der Škoda Rallye Liezen Rede und Antwort.Škoda Rallye Liezen: Viel gelernt!
Nun könnte ich Euch ganz klassisch über den Rennverlauf der 2017er Škoda Rallye Liezen berichten oder einfach den Tagesablauf wiedergeben. Doch diesmal habe selbst ich so viel Neues gelernt, dass dies eher ein kleines Rallye-1×1 werden soll.
Spannung bleibenster Eindruck!
Die österreichische Rallye-Szene braucht sich keinesfalls zu verstecken. Denn wenn beispielsweise auf gemischter, 19 Kilometer langer Strecke bloß 1,5 Sekunden zwischen Erst- und Zweitplatziertem liegen, fiebert jeder Zuschauer der nächsten Sonderprüfung mit Spannung entgegen.
Schade, dass die Medien, vor allem der ORF, mehr über Dancing Stars mit Z-Promis berichten, denn über den Asphalt-Tango von Baumschlager und Co. So wird es für die Teilnehmer und Teams immer schwieriger Sponsoren zu finden beziehungsweise zu halten.
Im R5 geht die Post ab!
Vor allem in der Spitzen-Klasse – R5 genannt. Ja, einiges hat sich getan in den letzten Jahren. Vorbei sind der Zeiten von „Gruppe N“ oder „S2000“. Seit 2012 wird in sogenannten R-Klassen gefahren – international. Von der kleinsten Klasse R1, die in Österreich derzeit nicht wirklich aktiv betrieben wird, bis hin zu eben R5.
R5-Fahrzeuge verwenden zwingend einen 1,6-Liter-Turbobenziner mit rund 300 PS und brachialen 600 bis 700 Nm maximalem Drehmoment. Dazu gibt’s Allradantrieb und ein sequenzielles Getriebe, erklärt mir Franz Wittmann jun. als wir von einer Sonderprüfung zur nächsten unterwegs sind.
Typische Fahrzeugmodelle der R5-Klasse sind zum Beispiel der Ford Fiesta, Hyundai i20 oder Škoda Fabia. In letzterem, genauer gesagt dem Fabia R5 von Christian Schubert-Mrlik aus dem BRR-Team (Baumschlager Rallye & Racing), konnte ich bereits letztes Jahr auf dem Beifahrersitz platznehmen. Das Grinsen bekam ich damals nicht mehr so leicht aus dem Gesicht.
Spaß statt Preisgelder!
Und genau der Spaß scheint es, der allen Fahrern gemein ist, als ich in der Mittagspause durch die Servicezone marschierte. Muss es auch, meint Wittmann jun., denn Preisgelder gibt es entgegen der landläufigen Meinung grundsätzlich keine. Der 33-jährige muss es wissen. Er hat, wie er mir verrät, nach einer ernüchternden Saison – 2010 – den Spaß am Thema Rallye verloren. Kräftig unter den Fingernägeln jucken tut es ihn dennoch, wenn er, neben mir, am Zaun, keinen Meter von den mit gut 200 Sachen vorbeizischenden Boliden, steht.
Vor allem wenn sein damaliger Hauptkonkurrent, Raimund Baumschlager, auch heute noch der aufmuckenden Jugend zeigt, wer am Freiluft-Parkett führt. Zu gerne wäre Wittmann jun. jetzt wieder da draußen im Starterfeld und würde, statt bloß groß zu reden, selbst den Baumschlager herausfordern wollen. Doch leisten muss man sich selbst ein einziges Rennen erst einmal können, von der gesamten Saison ganz zu schweigen.
„60.000 bis 70.000 Euro wird so ein Rennwochenende für ein Polo WRC-Team heutzutage schon kosten.“, mutmaßt Wittmann jun.
Bei sechs bis sieben heimischen Rallyes pro Jahr braucht es da schon einiges an finanziellen Mitteln. Spätestens hier schließt sich der Kreis mit den eingangs erwähnten Medien. Denn Sponsoren zu finden, die einen leider nicht medialen Sport finanzieren, wird zur Sisyphusarbeit.
Unspannende Klassen R2 & R3
Günstiger geht’s natürlich in den niedrigeren Rallye-Klassen R2 und R3 à la Opel Adam oder Citroen DS3. Die wiederum sind aber für die Zuseher nicht so spannend, selbst wenn sie mit Überrollkäfig, Sicherheitstank und Feuerlöschanlage daherkommen. Es fehlt hier einfach an Krawall und Remmidemmi.
Gelernt habe ich auch, dass Streckenkundigkeit, festes Schuhwerk und ein Camping-Sessel zur Grundausstattung eines Rallye-Beobachters gehören. Ein paar Freunde und Flaschen dazu, und der Spaß entwickelt sich von selbst.
Baumschlager vor Aigner & Basso!
Gewonnen hat die Rallye Liezen übrigens Raimund Baumschlager im VW Polo R WRC von Sébastien Ogier. Hinter ihm Andreas Aigner im Škoda Fabia R5 und der Italiener Giandomenico Basso im Hyundai i20 R5.
Mitfahrgelegenheit!
Ob Franz Wittmann jun. nur ein großes Mundwerk besitzt und sein Fußwerk längst eingerostet ist, stellt er am 15. Oktober gerne jedem Rallye-Fan unter Beweis. Dann nämlich lädt er zu einem Mitfahrevent auf Schotter im Adamstal in Niederösterreich. Einfach anmelden unter franzwittmann[ÄT]gmx[PUNKT]at!