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Der BMW 745Le xDrive iPerformance im Test

Der neue 7er BMW vermittelt den Eindruck, dass der wirtschaftliche Erfolg der Besitzer nun nicht mehr an der Länge des Fahrzeugs, sondern an der Größe der Nieren am Kühlergrill abgelesen werden kann. Und scheinbar gefällt das den Kunden, denn das Facelift verkauft sich besser als das Vormodell. Filou Tizian testet die Hybridversion 745Le mit xDrive-Allradantrieb.

Mehr als nur Grill: Der neue BMW 745Le im Test!

Es ist, als hätte der 7er ein riesiges Muttermal im Gesicht. Also sprechen wir es am besten gleich an, wir kommen ja ohnehin nicht drum herum: Der Grill. Gefühlt wurde beim neuen 7er über nichts anderes geredet. Dabei hat sich beim Facelift der seit Oktober 2015 erhältlichen G11 Baureihe, bzw. G12 für den verlängerten Radstand, wie bei unserem 745Le, deutlich mehr geändert.

Doch es wirkt so, als interessiere nur noch die äußeren Werte. BMW erklärt die großen Nieren so: Allein 2018 wurden 24.500 7er, 44 Prozent aller in diesem Jahr gebauten, nach China verkauft. Weil dort der Auftritt noch wichtiger ist als bei uns, wurde nun der Grill um 40 Prozent vergrößert.
Die Nieren sind das Gesicht eines jeden BMW und, neben dem Hofmeister-Knick, das Wiedererkennungszeichen jedes Fahrzeugs mit blau weißem Propeller. Klar, dass der Grill bei so einer Vergrößerung dann von jedem kommentiert wird. Mir persönlich taugt’s. Ein Auto mit einer Länge von 5,1 bzw. mit langem Radstand 5,26 Meter, verträgt so eine große Klappe. Zudem finde ich, dass die schmalen LED-Scheinwerfer die Front schärfer und eleganter machen. Gleiches gilt für das Lichtband am Heck.

Im BMW 745Le schlagen zwei Herzen

Aber so ein Auto mit über fünf Metern Länge und mehr als zwei Tonnen Gewicht – 2.085 Kilogramm um genau zu sein – muss erst mal bewegt werden. Dafür sorgen im 745Le Plug-in-Hybrid zwei Motoren. Zum einen ein BMW-typischer Reihensechser mit 286 PS und ein Elektromotor mit 113 PS. Zusammen haben die beiden eine Systemleistung von 394 PS. Von null auf 100 geht’s im Allrad-7er in nur 5,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Werte, die dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubern und den Fahrgästen im Fond dank Luxus und Komfort wahrscheinlich kaum auffallen. Leider muss man an dieser Stelle aber erwähnen, dass der Hybrid nicht nur Vorteile hat. Aufgrund der Akkus büßt der Kofferraum einiges an Volumen ein. Auch die elektrische Reichweite ist nicht gerade ein Bestwert: 52 Kilometer rein elektrisch laut Werk. Im Test haben wir rund 35 geschafft. Die Batterien sind in knapp 4,5 Stunden an der handelsüblichen Haushaltssteckdose voll aufgeladen. Der Verbrauch pendelt sich im 7er BMW bei rund 8 Litern ein. Zwar meilenweit entfernt von der Herstellerangabe von 2,3 Litern, für so ein Dickschiff dennoch nicht schlecht.

Innenraumcheck des neuen 7er BMW

Auch wenn es im 7er wirklich luxuriös zugeht, erkennt man sofort, dass man in einem BMW sitzt. Alles ist vertraut und bekannt aus anderen Modellen. Das hat den Vorteil, dass man nicht lange nach Knöpfen und Funktionen suchen muss. Problem: Wirklich viel Unterschied zum Cockpit eines 5ers ist da nicht mehr. Mehr Leder und feinere Materialien sind im 7er verbaut, aber von den Tastenbelegungen bis zum Infotainment wird alles in den untergeordneteren Kategorien identisch verbaut.
Neu im 7er ist dafür das volldigitale Cockpit, das man so bereits aus 1er und 3er BMW kennt. Und die beim Vormodell eingeführte Gestensteuerung, bei der man mit einem Fingerdreh die Lautstärke des Radios ändern kann, ist natürlich auch im neuen 7er BMW erhältlich.

Das Beste spielt sich jedoch in der zweiten Reihe ab. Dort erwarten die Passagiere beheiz- und belüftbare Sitze mit Massagefunktion, Bildschirme an den Lehnen der Vordersitze und sogar ein herausnehmbares Tablet in der Mittelkonsole. Was es neben feinstem Gestühl mit Einschlaffaktor noch gab, müssten euch an dieser Stelle meine Mitfahrer erzählen. Die taten ihre Begeisterung während der Fahrt mit nur einem Wort kund: „Wow!“

Freude am leisen Fahren

Die ersten Meter legt man im 745Le elektrisch und dementsprechend auch flüsterleise zurück. Das hat etwas ausgesprochen Edles an sich: Auf vorzüglich bequemen Gestühl in feinster Umgebung leise dahinzuschweben. Und soll’s doch mal schneller gehen, schaltet sich der Reihensechser mit seinen 286 PS dazu. Im Test bin ich meistens im Eco-Modus dahingeglitten. Ab und zu macht es aber Spaß dem 7er auf der Landstraße die Sporen zu geben. Der Wagen passt sich dem Fahrverhalten des Fahrers gut an und bereitet viel Fahrvergnügen.

Die Federung fand ich dabei stets komfortabel – weicher sogar als die, in der von mir gefahrenen S-Klasse. Mir taugt das ja sehr, wenn so ein Dickschiff vor sich hinwiegt. Kollege Christoph fand den 7er dagegen sogar im Sportmodus noch zu weich. Obwohl das serienmäßige adaptive Fahrwerk mit Zweiachs-Luftfederung je nach Fahrmodus nachschärft.

Das kostet der neue 7er BMW

Wer trotz großer Nieren Gefallen am neuen 7er gefunden hat: Die Preise beginnen bei 100.100 Euro für den 730d, der mit 265 PS vorfährt. Für den 745Le xDrive iPerformance ruft BMW mindestens 111.000 Euro auf. Unser berninagraue Testwagen kostet mit allen Extras 150.054 Euro. Mercedes-Benz S-Klasse und Audi A8 kosten etwa gleich viel. Wer es etwas exotischer mag, erfreut sich vielleicht an den günstigeren Lexus LS und Cadillac CT6.

Fazit

Der BMW 745Le xDrive iPerformance ist ein wirklich feines Auto. Mir persönlich gefällt er mit dem protzigem Grill besser als zuvor und auch besser als die S-Klasse, mit der er fahrtechnisch definitiv mithalten kann. Das Cockpit könnte etwas individueller gestaltet sein, um sich von den anderen Baureihen abzuheben. Der Rest des Innenraums versprüht ausreichend Noblesse. Blöd nur, dass meine Erspartes höchstens für einen E23 reicht.

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