Das MINI John Cooper Works Cabrio im Schlechtwetter-Test!
Wie sehr habe ich mich über „Oben-Ohne-Fahren“ im Mai gefreut. Die MINI Austria GmbH bot uns ganz spontan das frische Facelift des MINI John Cooper Works Cabrio an. Allerdings so spontan, dass der Wettergott nicht mehr reagieren konnte. Bei Regen Cabrio fahren kann halt irgendwie nichts. Oder doch?Riders on the Storm! Der große Tizian im kleinen MINI
Einer der vielen Feiertage im Mai. Es ist ein Donnerstag. Die Uhr am Display zeigt 17:55. Regen prasselt auf das Stoffverdeck mit Union Jack Flagge. Es ist zu kalt für diese Jahreszeit. Der größte Radiosender des Landes spielt zur Abwechslung mal nicht jeden Tag die gleichen 30 Lieder, sondern gräbt durchaus feine Schätze aus. Noch während die Moderatorin redet, ertönt im Hintergrund ein Regengeräusch, wohlgemerkt aus den Lautsprechern, nicht nur vom Dach. Als die Dame am Mikro verstummt folgt ein Donnern. Der Bass und die Hi-Hat setzen ein, gefolgt von Ray Manzarek, der seine Finger über die Klaviatur gleiten und die Töne wie kleine Wassertropfen klingen lässt, die in eine Lacke tröpfeln. Nach einer Weile stimmt Jim Morrison mit seiner Baritonstimme ein: „Riders on the storm…“
Der MINI und The Doors gehören zu den 60ern wie die Beatles oder die Mondlandung. Und so wie die Band auch fast 50 Jahre nach ihrer Auflösung immer noch fantastisch klingt, hat sich auch der MINI gehalten. Wenngleich der ein paar Facelifts bekommen hat. Eines sogar so frisch wie der Mairegen, der über die Windschutzscheibe perlt. Die Baureihe F56 rollt seit März 2014 vom Band, bekam die erste Mopf (Modellpflege) 2018 und die zweite Anfang diesen Jahres. Dabei wurde die Front- und Heckpartie etwas verändert, die Rückleuchten leuchten jetzt schon in der Serienausstattung im Union Jack Design und wer will, kann sich ein Dach mit individuellem Farbverlauf ordern. Darauf muss man beim Cabrio verzichten. Das punktet dafür mit einer Extraportion Wind in den Haaren, sobald der Union Jack akkurat auf dem Kofferraumabteil gefaltet liegt – also halt nur für rund 10 Minuten während meiner Testwoche. Dabei hätte ich mit meinen 1-Meter-95 das Bisschen mehr an Kopffreiheit gut vertragen.
Mr. John Cooper, it works!
Die 60er Jahre waren wild – genau wie die Autos und die Musik sowieso. An CO2-Emissionen haben damals nur die wenigsten gedacht. John Cooper mit Sicherheit gar nicht. Er tunte in den Sixties Minis und der Volksmund spricht deswegen heute noch von Mini Cooper, obwohl es vermutlich nur ein Austin Mini, Leyland Mini oder Morris Mini ist, der da an einem vorbeizischt. Seit 2007 gehören BMW die Markenrechte des Tuningteileherstellers John Cooper Works und der Name des britischen Ingenieurs ziert seither die stärksten und schnellsten MINI-Modelle.
In meinem Fall heißt das, dass unter der kriegsbemalten Motorhaube ein Reihenvierzylinder Ottomotor mit 2,0 Liter Hubraum für ordentlich Leistung sorgt. 231 PS sind es, die den 1,4 Tonnen leichten MINI in 6,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h schieben. Wobei ziehen hier wohl besser angebracht ist. Denn „dank“ Vorderrandantrieb schiebt die Kiste in Kurven gerne nach außen. Besonders dann, wenn es regnet und der Asphalt rutschig nass ist. Es ist also Vorsicht geboten. Oder wie es Morrison ausdrückt: „Killer on the road, yeah“
Oft schon haben wir Filous an dieser Stelle erwähnt, dass der MINI sich wie ein Gokart um die Kurven manövrieren lässt. Die Lenkung ist unsagbar direkt und lässt den Flitzer präzise durch den Stadtverkehr steuern. Dabei röhrt der MINI aus den zwei mittig positionierten Endrohren rotzig frech – Mister Cooper wäre sicher begeistert.
Und Jim Morrison auch. Der hätte seine Lockenmähne sicher wunderbar im Winde wehen lassen, während die 8-Gang-Automatik vorzüglich durch die Gänge schaltet. Je nach Fahrmodus tut sie das schon bei niedrigen Drehzahlen (etwa im Modus „Green“), oder knallt den nächsten Gang erst bei höheren Touren rein (im Modus „Sport“). Das Fahrwerk passt perfekt zum Charakter des MINI JCW. Sportlich-straff beschreibt es am besten. Dass ich mich dennoch wohl aufgehoben fühle, liegt vermutlich auch an den komfortablen Sportsitzen. Womit wir beim nächsten Punkt sind:
Retro-Schick im Innenraum
Die steile Frontscheibe, die gefühlt so dicht vor der Nase und gleichzeitig wahnsinnig weit weg ist – das hat so echt kein anderes Auto. Vielleicht aus gutem Grund. Denn an der Ampel muss ich mich Yoga-mäßig verbiegen, um zu sehen, wann sie von Rot auf Grün springt. Und Yoga hin oder her, zur Ruhe komme ich dabei nicht. Und ich hätte zwar das Cabrio unter meinem Hintern, und könnte bei offenem Verdeck locker die Ampel einsehen, doch wegen des Regens… ihr wisst eh was ich mein.
Dennoch kann ich dem irgendwas abgewinnen. Vielleicht weil der Rest so gut das Gokart-Feeling wiedergibt. Hinter dem dicken Lenkrad sitzt der digitale Tacho, der alle wichtigen Daten für den Fahrer übersichtlich bereithält. In der Mitte des Cockpits steht ein riesiger Kreis. Im Original von 1959 war dort der Tacho zu finden. Heute weiß ein Touchscreen mit allerhand Spielereien zu überzeugen. Das Menü ist logisch und strukturiert aufgebaut. Die Benutzerfreundlichkeit kennt man so fast ident aus aktuellen BMW-Modellen. Ebenso wie den i-Drive Regler in der Mittelkonsole, hinter dem Gangwahlhebel.
Das kostet das MINI John Cooper Works Cabrio
Mini ist beim MINI einiges, nicht jedoch der Preis. Für das Cabrio werden mindestens 25.750 Euro fällig. 5.250 mehr als beim 3-Türer. Als JCW kostet das Convertible mindestens 38.700 Euro, mit den Extras aus unserem Testwagen sind es dann schnell 52.430. Dafür kann man sich auch andere agile Autos zulegen. Einen Mazda MX-5 zum Beispiel. Wer das Geld nicht hat, kommt sich da schnell „like a dog without a bone“ vor.
Fazit
Während des Tests mit dem MINI John Cooper Works Cabrio wäre mir der „Storm“ in den Haaren lieber gewesen als mit dem Flitzer durch den Regen zu „riden“. Der MINI macht Spaß und versprüht den frechen Charme der 60er Jahre immer noch so, wie damals. Als John Cooper Works Ausführung kann man den offenen MINI durchaus als kleine, echte Fahrmaschine bezeichnen. Der Innenraum ist stylisch, dennoch aufgeräumt und bequem. Der Preis ist etwas hoch, das Premiumgefühl jedoch auch. Oder um es im Stile der The Doors zu sagen: „Gotta love your MINI, yeah!“