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2020 MINI Cooper SE im Test!

Ein MINI passt immer, zu jeder Gelegenheit. Aber ob der 2020 MINI Cooper SE auf der rein elektrischen Schiene außer Spaß auch Sinn macht, testet Filou Raphael.

2020 MINI Cooper SE: Schick, Schnell & Sauteuer?

Seien wir mal ehrlich: Was zählt für euch bei Elektroautos? Also egal, ob ihr sie mögt oder verteufelt. Was sind die Punkte, die passen müssten, damit ihr im Jahr 2020 die Anschaffung eines E-Autos in Erwägung zieht?

Für mich sind das ganz klar Reichweite und Preis. Und daran hat sich seit meinen ersten E-Auto-Fahrten – damals Ende 2011 mit dem Nissan LEAF – nichts geändert.

Nun, die Preise haben sich, mal abgesehen von der Inflation, nicht verändert. Dafür aber ist zumindest die Reichweite ordentlich nach oben gegangen. Beispiele dafür gibt es mittlerweile doch einige, siehe Tesla Model 3, Hyundai Kona Elektro, KIA e-Niro.

Doch dann kommen fast 10 Jahre später E-Autos auf den Markt, die reichweitenmäßig auf dem Stand von 2011/2012 sind. Und angepriesen werden sie heute genau gleich wie damals: Mehr als 50 Kilometer fährt doch eh keiner am Tag… bla bla bla.

Negativbeispiel 2020 MINI Cooper SE?

Eines dieser Beispiele scheint der neue MINI Cooper SE zu sein – zumindest auf den ersten Blick. Basispreis: 32.950 Euro, Reichweite 232 Kilometer (nach WLTP). Hier könnte der eine oder andere schnell meinen: „Wer kauft denn sowas, wenn er für weniger Geld anderswo mehr Reichweite bekommt.“

Die Frage ist bloß: Macht es Sinn, Fahrzeuge wie den MINI Cooper SE oder Honda e damit sofort aus dem Rennen zu nehmen und sie bei der Entscheidung über aktuell verfügbare E-Fahrzeuge außen vor zu lassen?

Noch vor einem Jahr hätte ich wohl „Ja!“ gesagt. Lauthals geschimpft über die Hersteller. Ressourcen zu verschwenden für E-Autos, die nicht konkurrenzfähig sind. Doch vielleicht haben wir mittlerweile einen „so gesättigten“ E-Auto-Markt, dass die Leute einfach auch mal etwas anderes wollen. Nicht immer nur Nissan LEAF, Renault ZOE oder Hyundai IONIQ.

Vielleicht wollen die Leute einfach elektrisch MINI fahren, auch wenn leider nicht als Cabrio. Haben reflektiert und kapiert, dass sie an den wenigsten Tagen im Jahr mehr als 200 Kilometer am Stück zurücklegen. Und am Ende ist auch der Preis nicht entscheidend, weil heute sowieso geleast statt gekauft wird.

Rasante Vorfahrt

Ja, wenn das zutrifft, dann könnte der 2020 MINI Cooper SE schon sehr interessant sein. Denn schick ist er wie eh und je. Wobei man über die Farbe – White Silver Metallic – streiten kann. Aber abgesehen davon, kann Mann und Frau jederzeit überall vorfahren mit einem MINI. Er passt immer.

Und das großartige dabei: Er fährt sich genau so gut wie seine Verbrenner-Brüder und doch etwas anders. Er lenkt verzögert ein und hat viel zu viel Schmalz an den Vorderrädern. Die E-Maschine, die wir schon aus dem i3 kennen, leistet auch hier 184 PS und liefert 270 Nm maximales Drehmoment. Aber im Gegensatz zum i3 mit Heckantrieb überfordern diese Werte die Vorderräder des MINI Cooper SE bis rund 70 km/h – selbst am trockenen Asphalt. Und auf nasser Straße untersteuert der E-MINI in Kurven früher als seine Verbrenner-Brüder. Aber vielleicht waren auch bloß schon die Reifen an meinem Testwagen abgefahren…

Jedenfalls marschiert der 1.365 Kilogramm leichte E-MINI laut Hersteller in 7,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und weiter bis maximal 150 km/h. Welche Zeit ich geschafft habe und ob zwischen den einzelnen Fahr- und Antischlupfregel-Modi Unterschiede zu erkennen sind, könnt ihr im Video sehen.

Spannend finde ich übrigens auch den Fakt, dass die Karosserie beim MINI Cooper SE zwar um 1,8 Zentimeter höher, aber der Schwerpunkt dennoch um drei Zentimeter tiefer liegt als bei seinem Verbrenner-Bruder Cooper S. So erklärt sich auch die gute Kurvenperformance (im Trockenen).

Ein weiterer Vorteil der höheren Karossiere: Das Kofferraumvolumen bleibt unangetastet und liegt weiterhin bei 211 Liter bis zur Hutablage. Oder, bei umgelegten Sitzen und beladen bis zur Decke, bei 731 Liter.

Die Batterie

Die komplett im Fahrzeugboden verbaute Batterie hat eine Bruttokapazität von 32,6 kWh. Davon sind 28,9 kWh in der täglichen Praxis nutzbar. MINI gibt hierfür eine Reichweite von 235 bis 270 Kilometer an. Im WLTP-Test hat er 232 Kilometer geschafft. Das „entspricht“ einem Verbrauch von 15,2 kWh/100 Kilometer. Nach 940 zurückgelegten Kilometern lag mein Durchschnittsverbrauch bei 15,9 kWh/100 Kilometer. Wobei hier auch eine flotte Fahrt, mit 130 km/h (nach GPS) über 270 Kilometer hinweg, dabei war. Bei mir lag die Durchschnittsreichweite während des gut 30 Grad Celsius heißen Testzeitraums bei 180 bis 205 Kilometer. Wer ausschließlich in der Stadt mit aktiviertem „One-Pedal-Driving“ unterwegs ist, schafft wohl 250 Kilometer und mehr.

Die Ladezeiten

Der MINI Cooper SE ist zwar als Stadtauto konzipiert, bei dem die Ladeleistung eine untergeordnete Rolle spielt. Aber was, wenn man doch einmal eine längere Strecke zurücklegen muss? Wie lange kann der Cooper SE seine maximale Gleichstrom-Ladeleistung von 50 Kilowatt halten? Erstaunlich lange! Angesteckt per CCS-Stecker bei sieben Prozent Restladung, wird die Ladeleistung erst nach rund 40 Minuten auf unter 40 kW zurückgeregelt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Batterie schon zu 92 Prozent geladen. Nach 50 Minuten war sie zu 99 Prozent voll und die Ladeleistung lag immer noch bei 35 kW. Top Werte. An der Haushaltssteckdose (230 V) dauert es da schon bedeutend länger. 15 Stunden werden hier angegeben. Am Drehstrom-Lader mit 11 kW Leistung dauert es 3,5 Stunden von null auf 100 Prozent. Die 80 Prozent hat man aber schon nach 2,5 Stunden erreicht.

Das Interieur

Allzu viele Worte möchte ich zum Interieur gar nicht verlieren, denn hier hat sich beim MINI Cooper SE in Wahrheit nichts verändert. Und vergleichbare Modelle haben wir schon ausgiebig getestet. Die Sitze taugen auch für die Langstrecke und Platz habe ich mit meinen 1,93 Meter in der ersten Reihe mehr als ausreichend. Die Rückbank des 3,85 Meter kurzen Viersitzers reicht maximal als erweiterte Ablagefläche. Und das 5,5 Zoll große Fahrerinformationsdisplay ist bei Sonneneinstrahlung nicht einwandfrei ablesbar. Gefühlt wurde hier einem MINI Cooper S einfach nur ein E-Antrieb eingepflanzt. Ja nicht einmal eine eigene „Energie-Anzeige“ hat MINI für den Elektrozwerg entwickelt. Die Ladeleistung darf ich mir deshalb zum Beispiel selbst ausrechnen.

Die Preise

Der Einstieg in die MINI Cooper SE-Welt erscheint günstig. 32.950 Euro brutto. Hinzu kommen aktuell ja bis zu 5.400 Euro Förderung. Damit ist er günstiger als ein Cooper S. Doch dafür gibt’s halt auch keinen Schlüssellosen Zugang, weder Rückfahrkamera noch Parkpiepser und auch keine Sitzheizung oder ein Head-up-Display sowie das Panorama-Glasdach. Der Test-MINI mit dem Ausstattungspaket „XL“ für gesamt 42.550 Euro und hat all die oben genannten Annehmlichkeiten. Sein Bruder BMW i3 startet übrigens bei 40.550 Euro.

Fazit

Eine vernünftige Entscheidung war ein MINI noch nie. Daran ändert auch der MINI Cooper SE nichts. Am Ende ist er schlicht ein CO2-Quoten-Auto für die Marke, so er denn viele Anhänger – ob gekauft oder geleast – findet. Für die meisten potenziellen Endkunden bleibt er wohl trotz Förderung zu teuer bei zu wenig Reichweite. Obwohl letztere im Alltag mehr als ausreichend ist und tatsächlich eine etwas untergeordnetere Rolle einnehmen sollte. Schade, aber die Gier nach MEHR steckt einfach in uns.

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