Der FIAT Grande Panda Elektro im ersten Test!
FIAT bringt den vielseits geliebten Panda zurück auf die Straße. Mit einem stark an das Modell der 80er angelehnten Design und als Stromer sowie mit Hybrid-Antrieb. Der Marktstart des FIAT Grande Panda Elektro ist bereits erfolgt. Ein erster Test.FIAT Grande Panda: Bringt die 80er zurück!
Was bei Renault gerade mit dem R5 und R4 zumindest in Österreich vollends aufgeht, könnte demnächst auch FIAT mit dem Grande Panda gelingen. Er bringt ebenfalls sehr viel Reminiszenz des ursprünglichen FIAT Panda der 80er Jahre mit und schlägt wie R5 und R4 in die gleiche Retro-Kerbe. Gebaut wird der schicke Italiener im ehemaligen FCA-Werk in Kragujevac, Serbien, wo schon die zweite Serie des Punto und der 500L vom Band liefen. Rund um Krems durfte ich nun die vollelektrische Variante FIAT Grande Panda Elektro auf knapp 90 Kilometern durch die Wachau fahren.
Erwachsenes Fahrverhalten
Und hier kann ich direkt von sehr reifem Fahrverhalten sprechen. Mit billigen Kleinstwagen von anno dazumal – ich Rede von Modellen rund um 2010 herum – hat das nichts mehr zu tun. Das federt und dämpft, trotz Halbstarrachse hinten, astrein. Sowohl kurze Schläge als auch länger gezogene Fahrbahnunebenheiten bringen den 3,99 Meter Kleinstwagen selbst in flott gefahrenen Kurven nicht aus der Ruhe. Die Lenkung ist angenehm direkt und gibt erstaunlich viel Gefühl der Vorderräder wieder. Die standardmäßig aktivierte Rekuperation dürfte für meinen Geschmack gern deutlich vehementer eingreifen. Sie lässt sich über die „C“-Taste in der Mittelkonsole – C wie Comfort – jedoch nur noch schwächer schalten. Dann ist auch die Strompedal-Kennlinie abgeflachter. Allzu groß ist der Unterschied zwischen beiden Modi nicht. Apropos Tasten: In beiden Ausstattungsvarianten – (RED) und La PRIMA – sind echte Tasten für die Klimaanlagen-Bedienung vorhanden. Ebenso zwei ISOFIX-Anschlüsse hinten und beim vollelektrischen FIAT Grande Panda auch immer eine zweigeteilt umlegbare Rücksitzbank. Die Sitze der ersten Reihe dürften gern eine Spur mehr Auflagefläche haben.


Kleinstwagen in allen Belangen
Entsprechend der kompakten Außenmaße – 3,999 Meter Länge, 2,54 Meter Radstand – bietet der FIAT Grande Panda wenig Platz auf der Rücksitzbank. Den Kofferraum gibt FIAT mit 361 Liter Volumen an und stellt damit sämtliche Konkurrenz in den Schatten. Etwas schade ist, dass der im Heckbereich massig vorhandene Platz im frontangetriebenen FIAT Grande Panda Elektro nicht für noch mehr Kofferraumvolumen genutzt wird. Vor allem, weil es, wie in dieser Klasse üblich, keinen Frunk gibt. Das deutet meiner Meinung nach auch sehr darauf hin, dass die kürzlich vorgestellte Studie des FIAT Grande Panda 4×4 – mit zusätzlicher E-Maschine an der Hinterachse – tatsächlich umgesetzt wird. Bestätigen wollte dies bei der Fahrveranstaltung noch keiner der Verantwortlichen. Ein zusätzlicher „Unique-Selling-Point“ wäre es jedenfalls.


Näher dran am alten Panda als gedacht!
Erfreulich: Weil der FIAT Grande Panda La PRIMA leer lediglich 1.440 Kilogramm auf die Waage bringt und die im Zulassungsschein vermerkte 30-Minuten-Dauerleistung bei 53 kW liegt, beläuft sich die motorbezogene Versicherungssteuer auf geringe 134,40 Euro pro Jahr. Die kurzfristig verfügbare Maximalleistung ist mit 83 kW aka 113 PS, das maximale Drehmoment mit 122 Nm angegeben. Zum Überholen auf der Landstraße reicht das gerade so, und die mehr als 11 Sekunden von 0–100 km/h trumpfen genauso wenig im Quartett, wie die Höchstgeschwindigkeit von 132 km/h. Damit ist er ehrlichweise näher dran am alten Panda aus den 80ern als FIAT wahrscheinlich lieb ist.
Gut: Die Stützlast der Anhängerkupplung – 61 Kilogramm – geht entsprechend der 1.440 Kilogramm Leergewicht durchaus in Ordnung. Die Anhängelast liegt bei 550 Kilogramm (beim FIAT Grande Panda Hybrid bei 600 kg).
Vorsicht: +200 € für weniger Ladeleistung!
Frech: Wer das optionale Spiral-Ladekabel für 200 Euro Aufpreis dazu nimmt, fällt um den ansonsten serienmäßig verbauten 11-kW-On-Board-Charger um. Denn dann gibt es maximal 7,4 kW einphasig. Aufgrund der Schieflastverordnung geben übliche 11-kW-Wallboxen einphasig nicht mit mehr als 3,7 kW her. Eine Vollladung dauert dementsprechend mehr als 12 Stunden, mit dem 11-kW-Lader sind es nur 4,5 Stunden. Daher kann ich vom Spiral-Ladekabel wirklich nur abraten, auch in Hinblick auf den Wiederverkauf. Übrigens ist das Spiralkabel des FIAT Grande Panda Elektro keine Erfindung der Neuzeit. Das gab’s schon mal, damals, 1990, beim FIAT Panda Elettra. Damals mit Schukostecker und wohl noch längeren Ladezeiten. Und die Reichweite betrug nur etwa 70 Kilometer im Stadtverkehr.


Der 2025er Grande Panda Elektro bezieht seine Energie aus einem netto 43,8 kWh fassenden Lithium-Eisenphosphat-Akku und schafft nach WLTP immerhin bis zu 320 Kilometer. Leider gibt es derzeit keine Verbrauchsanzeige im 10 Zoll großen Driver Information Monitor (DIM) – weder für den momentanen noch den Durchschnittsverbrauch. Aber das soll mit einem künftigen Software-Update kommen. Was sehr wahrscheinlich ist, schließlich zeigen das die anderen Modelle im Konzern auch an. Überschlagsmäßig – anhand der auf der ersten Testfahrt zurückgelegten 90 Landstraßen-Kilometer und dabei verbrauchten 36 Prozent Batteriekapazität – sind etwa 250 Kilometer bei 21 Grad Celsius Außentemperatur möglich. Der WLTP-Verbrauch, also mit Ladeverlusten, liegt bei hohen 16,8 kWh/100 km. Die Konkurrenz fährt hier mit Werten zwischen 13,6 bis maximal 16,0 kWh/100 km aus dem Testlabor. Gleichstrom lädt der Grande Panda mit maximal 100 kW und damit mehr als die meiste Konkurrenz. Die im Datenblatt von 20 auf 80 Prozent angegebene Ladezeit liegt bei 27 Minuten, von 10 auf 80 Prozent dementsprechend ungefähr rund 30 Minuten.
So viel kostet der FIAT Grande Panda Elektro!
Die Listenpreise starten bei 26.990 Euro für den FIAT Grande Panda (RED) bzw. 29.990 Euro für den FIAT Grande Panda La PRIMA. Für sich allein gesehen ist das meiner Meinung nach schon nicht günstig. Ein Blick auf die Konkurrenz à la Citroën ë-C3 MAX (ab 29.400 Euro) oder gar den BYD Dolphin Surf Comfort (ab 28.280 €) mit sechs Jahren Garantie (3 Jahre beim Grande Panda), machts auch nicht besser. Und im Hinblick auf den fast 7.000 Euro günstigeren Panda Hybrid jedoch noch einmal mehr ein Schlag in die Magengrube. Aber ohne ihn könnte der Grande Panda einen ähnlichen Bauchfleck landen, wie ihn der FIAT 500e unverdienterweise – mehr zu seinen Vorzügen in meinem Testbericht – hingelegt hat. Denn dort, wo Kleinstwagen regen Absatz erfahren, also in den südlicheren Ländern Europas, ist die Elektromobilität oder zumindest deren Infrastruktur noch nicht so weit. Heißt: Ohne Verbrenner im Angebot keine große Nachfrage. In Österreich rechnet man immerhin mit einer Antriebsverteilung von 70 zu 30 zugunsten des Hybriden.
Fazit
Der FIAT Grande Panda Elektro überzeugt bei Design, Bedienung und Fahrkomfort. Mich erinnert dabei nicht nur die Optik an den Panda der 80er Jahre, sondern auch seine Fahrwerte. Und wer beim Händler seines Vertrauens auf den fast 7.000 Euro günstigeren Grande Panda Hybrid trifft, wird sich eine Anschaffung des Stromers wohl zwei Mal überlegen. Aber egal, schließlich ist ein verkaufter Panda ein verkaufter Panda.