FIAT Topolino Dolcevita: Das „süße Leben“ in Wien!
FIAT bringt mit dem Topolino ein „Leichtes Vierradmobil“ auf den Markt, das schon von 15-Jährigen mit dem Klasse AM-Führerschein („Mopedführerschein“) bewegt werden darf. Filou Raphael war mit der offenen Variante Dolcevita – das süße Leben – bereits auf Innenstadterkundung in Wien. Ein erster Test.FIAT Topolino Dolcevita: Designer Mopedauto!
Vor mehr als fünf Jahren habe ich über den Citroën AMI berichtet. Ein laut EU-Verordnung Nr. 163/2013 „leichtes vierrädriges Kraftfahrzeug“. Sogar zur Probefahrt wurde ich damals – im September 2020 – nach Berlin eingeladen. Doch auf den Markt kam der in Marokko gebaute französische „Freund“ hierzulande nie. Bis jetzt, denn ab sofort können sowohl der ami (mittlerweile kleingeschrieben & bereits als Facelift), als auch seine beiden Brüder Opel Rocks und FIAT Topolino in Österreich bestellt werden. Die Lieferzeit beträgt rund 2–3 Monate, wie mir FIAT Österreich Pressesprecherin Kristina Kroker bei der ersten Testfahrt mit dem FIAT Topolino Dolcevita – einer besonders offenen Version – erzählte.
Der Name Topolino geht auf ein Fahrzeugmodell von FIAT zurück, das von 1936 bis 1955 gebaut wurde. Es war als erschwinglicher Kleinwagen ein Bestseller und wurde liebevoll „Topolino“ (Maus) genannt.
Topolino Dolcevita versprüht positive Energie
Als Dolcevita wird der zweisitzige Topolino vollends zum Hingucker. Dann nämlich fehlen ihm Türen und ein Glasdach. Stattdessen gibt es eine dicke Kordel mit Karabiner und ein Rollverdeck mit Reißverschluss. Damit wird er zum offensten aller oben genannter Modelle, der in der Wiener Innenstadt wohl mehr Köpfe verdreht als Monica Bellucci, Elisabetta Canalis und Chiara Ferragni zusammen. Kristina und ich wurden angelächelt, auf uns wurde gezeigt und wir wurden beim Laden sofort angesprochen. Der FIAT Topolino versprüht einfach positive Energie. Herrlich. Farblich tritt der kleinste FIAT immer in Verde Vita (z. Dt.: grünes Leben) in Erscheinung.
FIAT Topolino: L6e-BP!
So offen (und ohne Innenspiegel und Airbags) darf er deshalb sein, weil es sich beim FIAT Topolino eben nicht um ein „Auto“ handelt, sondern um ein „leichtes Vierradmobil für die Beförderung von Personen“ – von der EU als L6e-BP deklariert. Hier schreiben die Regularien „lediglich“ vor, dass die Dauerleistung nicht mehr als 6 kW betragen, der Fahrgastraum nicht von mehr als drei Seiten zugänglich und nicht mehr als zwei Personen Platz bieten darf. Außerdem muss das Leergewicht (ohne Batterie) bei kleiner gleich 425 Kilogramm und die Höchstgeschwindigkeit bei kleiner gleich 45 km/h liegen.
So fährt sich der FIAT Topolino
Und genau hier liegt der Knackpunkt des Topolino: Man muss sich im Klaren sein, dass er nur 45 km/h schnell fährt. Er könnte spürbar schneller fahren, wird aber von der Regelelektronik vehement ausgebremst. Die 45 km/h sind meiner Meinung nach in der Innenstadt – ich kann nur für Wien sprechen – absolut ausreichend. Doch für die Randbezirke wünschte ich mir 60 km/h Topspeed, um locker mit dem Verkehr mitzuschwimmen. Es gibt auch bereits erste Firmen, die die Motorsteuerung umprogrammieren und bis zu 80 km/h möglich machen – wonach die offizielle Zulassung erlischt. Nerdige Nebeninfo: Es sind nur vier Steuergeräte an Bord – ein ausgewachsener PKW hat davon mittlerweile weit mehr als 100 verbaut.
Ansonsten ist der Topolino hart gefedert, rollt bockig ab, was je nach Straßenzustand, Kanaldeckel-Häufigkeit und Fahrtdauer mal mehr und mal weniger nervt. Die Lenkung ist eher schwergängig – sofern sie dies bei 155/65R14er Reifen überhaupt sein kann… der Wendekreisdurchmesser liegt bei freudigen 7,2 Meter. Freudig deshalb, weil dies mitunter den Fahrspaß ausmacht, den man am Steuer des 2,54 Meter kurzen und nur 1,4 Meter breiten Afrikaners hat. Im Kopf war ich stetig auf der Suche nach Baustellen-Leitkegeln – für den nächsten Slalom Spaß.
Der Elektromotor, eine permanenterregte Synchronmaschine, die von der Größe her auch in einen Staubsauger passen würde, leistet die maximal erlaubten 8,2 PS und liefert über ein per Riemen angetriebenes Übersetzungsgetriebe und ein Differenzial maximal 44 Nm Drehmoment an die Vorderräder. Der Antriebsriemen gehört laut Wartungsplan alle sechs Jahre respektive 100.000 Kilometer getauscht.
Ein guter Witz: Im Datenblatt werden glatte zehn Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h ausgewiesen. Ich würde mal schätzen, dass die 45 km/h Höchstgeschwindigkeit nach rund fünf Sekunden anliegen. Generell habe ich das Strompedal auf meiner ersten Testfahrt sehr digital benutzt. Soll heißen, es hat bei mir nur 0 oder 1 kennengelernt. Vollgas oder kein Gas bzw. -strom. Und dennoch scheinen die angegebenen 75 Kilometer Reichweite (gemessen nach dem Motorradzyklus WMTC) realistisch. Die Batterie fasst sieben Kilowattstunden, wovon 5,4 kWh nutzbar sind. Der Realverbrauch liegt somit bei etwas über 7 kWh/100 km – nur um Euch einen Vergleich zu „echten“ Elektroautos zu geben.
Laden per Adapter an 11 kW Ladesäulen möglich
Aufgeladen werden kann der FIAT Topolino eigentlich nur per fix verbautem Ladekabel mit 230 Volt an einer haushaltsüblichen Steckdose. Doch weil es auf dem freien Markt – für weniger als 200 Euro – mittlerweile Adapter von Typ 2 auf Schuko gibt, lässt sich der Topolino auch an üblichen 11 oder 22 kW Ladesäulen und Wallboxen aufladen. An der maximalen Ladeleistung von 2,3 kW und der Ladedauer von rund vier Stunden (0–100 %) ändert dies freilich nichts. Mobiler und sorgenfreier ist man mit Adapter dennoch unterwegs.
Was beim Topolino und uns (noch) fehlt
In diesem Zusammenhang wäre – vor allem beim offenen FIAT Topolino Dolcevita – ein absperrbares Fach für Zulassungsschein, Ladeadapter und Co. hilfreich. Das gibt es jedoch nicht. Und leider gibt es auch (noch) keine Version, bei der die Kordeln im Herbst gegen Türen getauscht werden können. Wäre doch eine gute Idee für das Facelift, oder?
Übrigens sind von den hierzulande bereits georderten 200 Topolino nur 10 Prozent offene Topolino Dolcevita, wie mir Kristina Kroker verrät. Was verständlich ist, schließlich fehlen uns einfach die Sonnenstunden. In Österreich sind uns davon 2.000 pro Jahr vergönnt, was 5,5 Stunden pro Tag entspricht. Zum Vergleich: Spanien hat im Durchschnitt mehr als sieben Sonnenstunden pro Tag und selbst Italien kommt immerhin auf knapp sechs Stunden.
FIAT Topolino kostet ab 9.890 Euro
Preislich sind wir leider weit weg von den für den Citroën AMI Anfang 2020 angekündigten 6.000 Euro Kaufpreis bzw. monatlichen 20 Euro Leasingrate. Während des den pragmatischen AMI derzeit ab 7.990 Euro gibt, kostet der schickere Topolino 9.890 Euro – egal ob in der geschlossenen Variante oder der von mir gefahrenen offenen Variante. Zumindest bleibt die Leasingrate (2.667 € Eigenleistung; 48 Monate Laufzeit; max. 5.000 km/Jahr) mit 49 Euro monatlich überschaubar. Und die motorbezogene Versicherungssteuer mit 78 Euro jährlich ebenso.
Fazit
Der FIAT Topolino ist eine „komfortable“ und „sichere“ Alternative zum Moped. Mit dem Komfort und der Sicherheit eines PKW darf man ihn nicht vergleichen. Wer nur in der Stadt unterwegs ist und die Möglichkeit des Ladens hat bzw. sich nicht davor scheut mit Adapter an Ladestationen zu fahren, für den könnte der kleine Topolino eine spaßige Abwechslung sein. Eine Probefahrt lege ich jedenfalls allen ans Herz.