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Das muss Motoröl heutzutage können!

Wer denkt, dass Motoröle ausschließlich die Aufgabe der Schmierung innehaben, der irrt. Seit geraumer Zeit werden Öle dediziert auf vier weitere Bereiche hin adaptiert. So ist auch die Unzahl an verschiedensten Öl-Mischungen entstanden, die wir im freien Handel kaufen können. Vergangenes Wochenende lernte ich, auf Einladung von Liqui Moly, in Berlin die Unterschiede bzw. deren Bedeutung kennen… und vieles mehr.

Motoröl – vom simplen Schmiermittel zum Hightech-Bauteil

Das 1957 gegründete und eigentümergeführte Unternehmen Liqui Moly, zählt zu den bekanntesten Motoröl-Firmen der Welt. Und das, obwohl der rein deutsche Betrieb mit Sitz in Ulm an der Donau sowie Saarlouis mit 800 Mitarbeitern und 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2016 zu den kleinsten Petrolfirmen der Welt gehört. Dennoch konnte man heuer 11.000 Euro an Bonus auszahlen – an alle Mitarbeiter, auch Lagerarbeiter!

„Mit Sportkooperationen haben wir einfach gute Erfahrungen gemacht“

Bekannt ist man deshalb, weil das Marketing von Liqui Moly auf gezielte Sportkooperationen setzt. So zum Beispiel auf das Eishockeyteam der Eisbären Berlin. Außerdem ist uns das Markenlogo aus der Touring Car Szene, den MotoGP-Rennen oder auch von diversen Tennis-Turnieren bekannt. „Mit Sportkooperationen haben wir einfach gute Erfahrungen gemacht“, erfreut sich Marketing Director Peter Baumann.

Und es passt ja grundsätzlich auch, denn der Wasserfilm der sich unter den Kufen beim Eislaufen bildet, ist nichts anders als eine Schmierung.

Was muss Öl heute können?

Für die meisten von uns muss Öl einfach nur schmieren. Wir wissen: Metall auf Metall, das funktioniert nicht. Dass es zugleich auch kühlen muss, das kann sich der eine oder andere auch noch denken. Doch dass das moderne Motoröl auch hinsichtlich „dichten“, „reinigen“ und „schützen“ entwickelt wird, wissen die wenigsten.

„Der heutzutage unabdingbare Bereich der Reinigung war mit den ersten Motorölen gar nicht erst möglich, da sie keinerlei Additive, also Zusatzstoffe, enthielten“ …

…, klärt uns der gelernte Chemiker Oliver Kuhn, seines Zeichens seit 30 Jahren bei Liqui Moly und derzeit Leiter der Anwendungstechnik, auf.

Einfache Benziner- oder Dieselöle, wie es sie früher gab, sind heute gänzlich unvorstellbar. Durch Motorenentwicklungen in Richtung Hubraum-Verkleinerung (Down- & Rightsizing), wurde auch der Anspruch an die Öle immer höher. Denn genau wie das Hubvolumen, wurde auch die Ölmenge in den letzten Jahren immer kleiner. Weniger Öl muss jetzt die Arbeit verrichten, bei der früher noch ein bis zwei Liter mehr mithalfen. Es wird schneller warm, und Luft- und Kraftstoffeintrag verteilen sich auf weniger Ölmenge.

Apropos Luft: Wer ein gut verschlossenes Motoröl der letzten 15 Jahre zu Hause stehen hat, könnte dieses noch verwenden. Ablaufdatum wird daher grundsätzlich keines auf den Verpackungen vermerkt, nur Richtwerte. Außer in Russland, wo ein Mindesthaltbarkeitsdatum gesetzlich verpflichtend anzugeben ist. Die Lagerung ist das um und auf. Der schlechteste Faktor ist Luft, gefolgt von Temperaturschwankungen.

Das Motoröl darf nicht zu dünn sein, da es an bestimmten Stellen Luftspalte schließen muss. Zu dick aber auch nicht, da es sonst zum Beispiel den Kolben am freien Lauf hindert. Die Viskosität muss also in einem bestimmten Bereich konstant bleiben, und das über unterschiedliche Temperaturen und Drücke hinweg.

Dafür gibt’s Additive

Um den verschiedenen Anforderungen der Fahrzeughersteller gerecht zu werden, bedienen sich Motorölhersteller wie Liqui Moly an Additiven. Diese Zusatzstoffe werden benötigt, um „reine“ Öle so zu verändern, dass diese den heutigen Ansprüchen genügen. Eigenschaften werden hinzugefügt oder weggebracht.

Zum Beispiel verhindern Reinigungsadditive, sogenannte Detergents oder Dispersants, ein Zusammenballen von Schmutzpartikeln zu Schlamm und bringen diese zur Schwebe, also an die Oberfläche.

Kein Wunder, dass die Additiv-Konzentration in modernen Motorölen bis zu 35 Prozent beträgt.

„Ohne Additive funktioniert heutzutage kein Motor mehr!“

Wenn die Motoröle so weit entwickelt sind, warum ist dann heutzutage immer noch ein Ölwechsel nötig, ertönt eine Frage aus dem Publikum an Oliver Kuhn.

„Weil der Gesamtkomplex, also Öl plus Ablagerungen, im Ölfilter hängenbleibt. Von der Schmierung her könnte man einen PKW-Motor schon 100.000 Kilometer weit ohne Ölwechsel fahren, die Reinigungswirkung des Öls geht dann aber gegen Null.“, so Kuhn.

Und wie schlimm ist das falsche Motoröl im Motor? Herr Kuhn hierzu:

„Von heute auf morgen wird kein Motor den Geist aufgeben. Die Langzeitschäden reichen jedoch bis hin zum Motorschaden. Geräusch-Veränderungen sind noch das geringste Übel. Wird zum Beispiel ein 5W-30 PKW-Öl im Motorrad eingesetzt, fängt dessen Kupplung zu Rutschen an.“

Was bedeutet dieses 5W30?

Die weitreichend bekannten SAE-Einteilungen wie 5W30 oder 10W40 oder auch 0W20 erfolgen durch die „Society of Automotive Engineers“, eben SAE, zu Deutsch „Verband der Automobilingenieure“. Diese Zahlen geben die Fließfähigkeit der heute üblichen Mehrbereichsöle an. Und zwar einmal für die Niedrigtemperatur-Viskosität, also den Winter, daher das W hinter der ersten Zahl, und einmal für die Hochtemperatur-Viskosität (bei 100 °C) ohne W (zweite Zahl).

So steht also SAE 5W40 für dünnes Öl bei niedrigen Temperaturen und dickflüssigeres Verhalten im warmen Zustand.

Die Entwicklung eines neuen Motoröls schlägt mit bis 10 Millionen Euro zu Buche!

Zusammenfassend…

… kann man also sagen, dass falsches Motoröl nicht zwingend zum Motorschaden führt, zumindest aber nicht emissions- sowie verbrauchsfördernd wirkt. Die Herausforderung ist der stetige Entwicklungsnachzug mit den Automobilherstellern und ihren Motorentechnologien.
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