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Der BMW X2 xDrive20d im Test

Der BMW X2 ist der perfekte Instagram-Boyfriend. Zwar macht er keine instagram-tauglichen Fotos, dafür präsentiert er sich in jeder Situation außerordentlich instagram-tauglich. Doch auch der Fahrspaß kommt nicht zu kurz.

Der BMW X2: Jeder Tag ein Hashtag

Während in Österreich „geht sich aus“ zum Standard-Vokabular gehört, kennen unsere deutschen Nachbarn diese sehr universal einsetzbare Wendung gar nicht. Wie in so vielen anderen Dingen auch, muss Bayern hier aber als Ausnahme hervorgehoben werden. In den Bayerischen Motoren Werken wird die österreichische Standardfloskel nämlich sogar zum Designprinzip. Die Rede ist vom neuen BMW X2, bei dem sich viele Eigenschaften nebeneinander ausgehen. Wie der Yoga-machende Minenarbeiter von nebenan möchte er nämlich so ziemlich alles sein: Schneidiges Sportcoupé, SUV und auffälliger Stadtflitzer. Vor allem dann, wenn es um sein äußeres Erscheinungsbild geht, kann das der X2 auf keinen Fall verheimlichen.

Überhaupt ist dieses Auto das krasse Gegenteil jedes trotzigen Teenagermädchens – Geheimnisse sind ihm ein Fremdwort. Viel zu exaltiert und exponiert kommt er daher – vor allem in der golden-grauen Version unseres Testautos (Galvanic Gold), der sogenannten M Sport X-Variante, die mit ordentlich Druck einiges an sportlichem M-Blut durch das starke X-Muskelpaket pumpt. Oder auch: Das hübsche Sonntagshemd kann man im neuen X2 auch gerne weiterhin anlassen, nur die Ärmel sollten vielleicht ein wenig aufgekrempelt werden. Ingesamt passiert bei diesem Auto jedenfalls ziemlich viel – und das auf gar nicht mal so großer Fläche: Acht Zentimeter hat der X2 gegenüber dem X1 verloren. Außerdem wurde dem Fahrer das Dach über dem Kopf zwar nicht genommen, dafür fällt ihm die Decke etwas auf den Kopf – ganze sieben Zentimeter kostete den X2 die Steigerung seiner Coupé-Schneidigkeit. In der C-Säule trägt er stolz das BMW-Logo, wie der bereits erwähnte Yoga-machende Minenarbeiter sein erstes Ying-Yang-Tattoo. Ausgleich ist schließlich wichtig – vor allem dann, wenn es sich manchmal nur sehr knapp „eh irgendwie ausgegangen ist“.

#besttripever

Angst vor Grenzerfahrungen braucht man mit diesem Auto aber keine zu haben, es sei denn man fordert es heraus. Das gilt aber nicht nur für den X2, sondern für jegliches Gefährt und natürlich ein bisschen auch für das Leben selbst. Bei der Testfahrt durch das mühlviertler Almengebiet kamen jedenfalls weder Spaß noch Sicherheitsgefühl zu kurz. Hin und wieder die Ideallinie auch kurz mal zu verlassen, gehört schließlich zum Leben dazu wie ein Butterbrot mit Salz. #outofthecomfortzone nennt sich das in adäquater Instagram-Sprache, die beim X2 ruhig ausgiebigst zum Einsatz kommen darf. Deshalb haben wir natürlich auch keinen einfachen Ausflug dorthin gemacht, wo sich Fuchs und Hase nicht nur eine gute Nacht sagen, sondern auch einen guten Morgen wünschen, sondern einen #besttripever mit ausreichend #fundaysunday.

Kurvenspaß ist mit dem X2 auf jeden Fall garantiert, raus ins Gemüse sollte man sich vielleicht aber lieber nicht trauen – Fuchs und Hase würden den sportlichen Stadtbewohner sofort als artfremd erkennen. Woher der Fahr- und Kurvenspaß kommt, ist auch schnell gesagt: 190 PS, in 7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die 8-Gang-Automatik macht den klassischen „mag aber selber schalten“-Wunsch des durchschnittlichen Österreichers, der sich in einem schnellen Auto auf einer kurvenreichen Bergstraße befindet, ziemlich schnell vergessen. Sanft und schnell agiert die Schaltung nämlich und tut der Freude deshalb keinerlei Abbruch.

Lieber nach vorne, statt zurückschauen

Innen geht es, wie man es von BMW bereits gut kennt, aufgeräumt und luxuriös zu. Unser Testauto spielt alle Stücke – und spielt sie, mit seinem Harman/Kardon-Soundsystem laut und auf Wunsch auch sehr basslastig. Zusätzlich gaben wir uns, bei unserem 63.595 Euro schweren Tester, auch sämtliche Sonderausstattungen, wie Parkassistent, WLAN, Sitzheizung (im Sommer eher egal, im Winter dafür #comfy), Panorama-Glasdach, Stauassistent, aktive Geschwindigkeitsregelung und natürlich: M Heckspoiler. Der gehört natürlich eher zu Exterieur und weniger zu Interieur, erwähnen muss man ihn aber dennoch irgendwann – warum also nicht einfach an dieser Stelle? Schließlich gilt doch trotz all der hippen Hashtags der coolen Generation Instagram im Grunde immer noch #werbremstverliert? Geben wir ihm an dieser Stelle also etwas Raum.

Ausreichend Raum gibt es auch in unserem Instagram-BMW, auf jeden Fall für Fahrer und Beifahrer. Aufgrund der abfallenden Dachlinie und den verlorenen sieben Zentimetern kann es aber leider durchaus vorkommen, dass man sich im Fond etwas eingeengt fühlt. Das bekommt man auch als Fahrer zu spüren – nicht etwa deshalb, weil die Luft hin und wieder etwas dünn zu werden droht, sondern weil die Sicht nach hinten ebenfalls etwas limitiert ist. Hier sind wir dann mit unseren Hashtags leider auch am Ende, denn so cool und hip der BMW X2 xDrive20d auch ist, #neverlookback lässt sich beim Autofahren leider nicht so einfach anwenden, wie im wahren Leben. Oder im wahren Leben der Instagram-Blase. Ganz egal eigentlich, der X2 sorgt da wie dort für jede Menge Fahrspaß.

Fazit

Unser getesteter BMW X2 xDrive20d in Galvanic Gold fällt auf. Dafür sorgt die Farbkombi, das geschickt platzierte Logo und seine Stromlinienform. Er macht auch jede Menge Spaß, vermittelt jenes heiß ersehnte Gefühl, dass es dieses Hier und Jetzt von dem all die Instagrammer immer reden, auch wirklich gibt. Das leitet gleich zum einzigen kleinen Manko des X2 über – die eingeschränkte Sicht nach hinten. Was hin und wieder ganz gut als Lebensmotto taugt, ist im Bereich der motorisierten Fortbewegung nämlich eher ungeeignet. Ein großes Plus hat sich der X2 aber beim Verbrauch verdient – mit rund 6,5 Litern/100 km waren wir bei unserer Testfahrt recht sparsam dabei. Sparen heißt es für manch neuen X2-Besitzer fortan allerdings vielleicht auch – in der Variante xDrive 20d beginnt der güldene Bayer nämlich bei etwas weniger als 45.000 Euro.
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