Der Opel Vivaro als Camper im Test!
Wenn es um Transporter und Vans geht, dann bin ich – behaupte ich mal – der Spezialist unter den Filous. Als ehemaliger Paketzusteller, Christbaumspediteur oder als Fahrer des offiziellen Fahrzeugs der drei heiligen Könige habe ich schon abertausende von Kilometern hinter dem Steuer von Transportern zurückgelegt. Und jetzt werde ich also Camper, zusammen mit dem Opel Vivaro.Opel Vivaro Combi Free Style: Ein Mischling!
In kaum einem anderen Fahrzeugsegment wird so viel zusammengearbeitet, wie in dem der Transporter. Den Opel Vivaro gibt es zum Beispiel auch als Nissan NV300, Fiat Talento und als Renault Trafic. Und letzterer ist es auch, der den größten Teil des Patchwork-Fahrzeugs spendet.
So zum Beispiel das Armaturenbrett, das eins zu eins auch im Rüsselsheimer verbaut ist. Das ist aber nichts Schlechtes, denn alles ist genau da, wo man es vermutet. Die Verarbeitung äußerst solide, die Materialien… naja, für einen Transporter reicht’s.
Das ändert sich aber, sobald man Platz nimmt, besser gesagt, wenn das der Copilot tut. Denn so praktisch der drehbare Beifahrersitz auch sein mag, irgendwie knarzt und quietscht er schon arg – für die 8.800 Kilometer die der Opel bei Beginn der Testphase gelaufen war.
Surround Sound der besonderen Art
Und leider hört es mit den Störgeräuschen im Inneren beim Gestühl nicht auf. Durch den Umbau von Schirner, die aus dem Standard-Vivaro den Camper machen, ist leider nicht mehr alles so „tight“ wie bei der Erstauslieferung. Irgendwas klappert immer. Entweder fliegt in den Kästen etwas hin und her oder der Kühlschrank macht sich, trotz Verriegelung, selbstständig.
Und selbst als der Opel am Campingplatz stand, hörte es mit dem Krach nicht auf. Wenn man meiner Campingbegleitung Glauben schenken darf, konnte man in der Nacht ein lautes Schnarchen vernehmen. Keine Ahnung was sie meint – ich habe nichts gehört.
Aber im Ernst: einige Dezibel könnten erspart bleiben, wenn man die Kästen mit rutschfesten und dämmenden Stoffen verkleiden würde.
Misstrauen
Und weil ich mich in dem Klugscheißermodus gerade so wohl fühle: Jungs und Mädels bei Schirner: Gibt’s für das Verriegeln vom Dach keine bessere Lösung als diese kleinen Spanngurte? Irgendwie bleibt die Angst, dass das Dach bei 130 auf der Autobahn zum Windsegel werden könnte.
Aber davon abgesehen: der Umbau ist echt fein gemacht. Alles lässt sich leicht bedienen, aufmachen und umlegen, außerdem ist der Holzboden äußerst schick. Das Bett mag ein bisschen knapp geraten sein, aber wer rechnet auch mit einem 1-Meter-95-Schnarcher.
Vorbei mit der Standzeit
Wer campen will, der muss zuerst mal wegfahren. Und das erledigt man im Opel Vivaro recht angenehm. 145 PS leistet der 1,6-Liter-Biturbo-Diesel. Hört sich passabel an, ist für einen vollbeladenen Camper aber etwas wenig. Doch im Urlaub möchte man ja entspannt ankommen, also kein Grund zu rasen. Viel schlimmer und weniger entspannend ist das Getriebe. Ich persönlich wünsche mir in so einem Reisemobil ein Automatikgetriebe, aber das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Die Sechsgang-Schaltung ist unglaublich lang übersetzt und der fünfte Gang wollte manchmal nicht so richtig einrasten.
Beim Fahren ist der Vivaro Camper ganz der Transporter. „No na ned“, wenn er einer ist. Ich meine aber, dass sich andere Vans schon eher wie „normale“ Autos fahren lassen. Die Federung ist hart und die Sitze sind zwar langstreckentauglich, aber nicht übermäßig bequem.
Wie viele Kreuzfahrten kostet der Vivaro?
75.000 Euro müssen hingeblättert werden, wenn man den Urlaub künftig im Opel Vivaro Camper antreten will. Dabei macht der Umbau von Schirner alleine 20.000 Flocken aus. Wo die restlichen 55.000 Euro im Opel versteckt sind? Auf jeden Fall nicht in den Assistenzsystemen. Die gab es nämlich nicht.