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Mercedes-AMG G 63 für 352.000 Euro im Test!

Mehr G-eht nicht: Der 585 PS starke, mindestens 294.890 Euro teure Mercedes-AMG G 63 im Test. So lebt es sich mit dem rollenden Kulturgut.

Mercedes-AMG G 63: Der, der G-renzen verschiebt!

Traurig, doch wahr: Es gibt nicht viele Fahrzeuge, die in mir nach 15 Jahren im Motorjournalismus bei der Abholung Euphorie auslösen. Vor allem, wenn man sich in den letzten Jahren vollkommen der Elektromobilität zugewandt hat, bei der es – zugegeben – momentan an Fahrzeugen hapert, die einen Will-Haben- oder zumindest Will-Fahren-Effekt auslösen. OK, vielleicht mit Ausnahme des Beschleunigungsmonsters Porsche Taycan Turbo GT. Doch auf die Abholung des Mercedes-AMG G 63 erfreute ich mich – selbst als verblendeter E-Mobilist – gewaltig.

Eckig und laut

Mehr Kontrast zu meinen ansonsten bewegten E-Autos geht wohl kaum: Das Auftreten einer Schrankwand, gepaart mit immerhin vier Litern Hubraum aus acht Zylindern, die von zwei Turboladern zwangsbeatmet werden und so mit 585 PS und 850 Nm Drehmoment die Kurbelwelle malträtieren. Und dann der proletarischste Auspuffsound der Automobilindustrie, der Automobilisten wie Autophobisten gleichermaßen Gänsehaut aufzieht und der Gen Z gar die Haare aufstellt. Und ich… muss zugeben, dass ich das schon geil finde. Wer G-Klasse fährt, der hat es geschafft, möchte man meinen. Das wissen selbst Hausmütter.

Los G-eht’s bei 146.990 Euro

Im Falle einer Neuanschaffung schlägt der günstigste G derzeit mit 146.990 Euro zu Buche. Allerdings für den rein elektrischen G 580 mit EQ Technologie. Langstrecken-Fresser greifen zum G 450 d für 166.190 Euro und Benzin-Verfechter zum G 500 mit leider nur noch sechs Zylindern für 184.870 Euro. Richtigen G-Enthusiasten kommt jedoch nur ein V8 unter die Motorhaube. Im Falle der aktuellen G-eneration schrumpft deshalb das Angebot auf ein einziges Modell: den Mercedes-AMG G 63 für unglaubliche 294.890 Euro. 94.347 Euro davon sind aufgrund von 48 Prozent Normverbrauchsabgabe fällig, 33.424 Euro für die Mehrwertsteuer. Das muss man sich nicht nur leisten können, sondern auch wollen. Plug-in-Hybriden mit 0 % NoVA gibt es (noch) keinen im Angebot, aber Zeit wird’s. Mein Testwagen, der teuerste den ich in 15 Jahren Motorjournalismus überhaupt bewegt habe, kommt samt üppiger Ausstattung auf sage und schreibe 352.000 Euro. Da bleibt selbst mir die Spucke weg.

G 63 zu schade für die Stadt & das Gelände?!

Man stelle sich vor, so etwas gehört einem, dann fährt man damit in die Stadt – weil ehrlich, wo sind die meisten G unterwegs? – stellt das rollende, 10 m² Eigenheim auf einem öffentlichen Parkplatz ab und dann treibt einer einem eine nicht vorgesehene Sicke ins Blech? Aber vermutlich denke ich hier aus der Sicht von jemandem, der sich solch ein Auto in absehbarer Zeit nicht leisten kann. Für die, die G fahren, ist es womöglich nur ein Gebrauchsgegenstand. Ein theoretisch, wie auch praktisch, versatiler Gebrauchsgegenstand, davon konnte ich mich vor rund einem Jahr in Südfrankreich beim ersten Kennenlernen überzeugen. Damals prügelte ich einen G 63 durchs Gelände, wie es wohl kein einziger Privat-G jemals erleben wird. Bis mir schlussendlich ein spitzer Stein zum Verhängnis und ein Reifenwechsel im Gemüse notwendig wurde. Der G sieht weiterhin nicht nur nach Geländebezwinger aus, er ist es auch – Antrieb egal. Was die Ingenieure aus Graz, Stuttgart und Affalterbach hier wieder auf die Räder gestellt haben, verschiebt die Grenzen des Machbaren. Zumindest für das Verständnis eines Ottonormalverbrauchers. Auf befestigtem Untergrund zirkelt der 2,6 Tonner um Kreisverkehre, als wöge er eine Tonne weniger und sein Schwerpunkt läge einen Meter niedriger. Fahrspaß ist hier definitiv garantiert.

Meine Realität im Mercedes-AMG G 63

Als Ottonormalverbraucher fühl ich mich an der Tankstelle aber auch schäbig, die billigste Fahrzeugwäsche zu ordern oder den „einfachen“ 98er Sprudel, statt 100 Oktan reinzutanken oder zum Diskonter einkaufen zu fahren. Ja selbst in einem normalen T-Shirt ein- und auszusteigen, bereitet mir Bauchschmerzen. Denn was denken andere die mich sehen. Und geschaut wird viel. Ich merke, dass der G 63 etwas mit mir macht. Auf den ersten Blick könnte ich assoziieren, dass er mich zu einem besseren Menschen macht, weil ich beim Fahren glücklich hinterm Steuer bin und mich schicker einkleide. Doch in Wahrheit fühle ich mich sehr unwohl im Mittelpunkt zu stehen, schätze die Unbekanntheit und Unerkanntheit, die mir sonst zuteilwird. Dass der Verbrauch am Ende der Testzeit bei „nur“ 16,3 l/100 km lag, spiegelt meine Zurückhaltung wider.

Mir kann keiner was!

Das Sicherheitsgefühl ist enorm. So, als ob dir keiner etwas kann im Stahlwürfel. Schon beim Einsteigen fallen die fetten Schließbleche der Türen auf, aber leider auch die äußeren Sitzwangen, die bei jedem Ein- und Aussteigen stark leiden, wie meinem Testwagen bereits nach 11.000 Kilometern anzumerken ist. Dann fährst du mit dem 2,6 Tonner easy 220 km/h und hast nicht eine Sekunde Bedenken, dass dir irgendetwas passieren kann. Und an die anderen, da draußen, außerhalb der akustisch 1A abgekoppelten Kanzel, denkst du ebenfalls keine Sekunde. Meine Sitzposition auf Höhe der B-Säule verstärkt diesen Eindruck weiter. Ja selbst die Bremsen lassen zu keiner Zeit ein Gefühl der Unsicherheit aufflammen. Die techgold matt lackierten, 22 Zoll großen AMG Schmiederäder und die roten Bremssättel dahinter sind übrigens ein Zeichen für das 16.766 Euro teure AMG Performance-Paket, das die Höchstgeschwindigkeit zugleich auf 240 km/h anhebt und per Race Start das volle Beschleunigungspotenzial aus dem Stand – 4,4 s/0–100 km/h – ermöglicht.

Fazit

G ist geil. Das muss ich zugeben. Wenngleich es für mich nicht der Mercedes-AMG G 63 sein müsste, der ist mir dann doch eine Nummer zu auffällig. Ob ich den Achtzylinder des G 63 im G 500 vermissen würde, vermutlich schon. Wer sich jedenfalls einen G AMG kauft, der will im Mittelpunkt stehen und dem ist ganz und gar nicht egal, was die anderen denken. Und für den Staat ist jeder verkaufte G ein G-ewinn – bei der NoVA, der motorbezogenen Versicherungs- als auch der Mineralölsteuer.

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Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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