2025 Renault 5 E-Tech Electric comfort range im Test
Er ist kantig, knallig und komplett elektrisch: der neue Renault 5 E-Tech Electric. Doch kann man eine Ikone einfach neu aufsetzen? In unserem Test muss der R5 zeigen, ob er mehr ist als nur ein hübscher Nostalgie-Trip.Renault 5 E-Tech Electric Techno 150 PS comfort range: Strom im Retro-Stil
Der Renault 5 wirkt, als hätte jemand einem alten Gameboy neues Leben eingehaucht – kantig, verspielt, auffällig. Was bei Nintendo funktioniert hat, wird auch hier zum Trumpf. Der R5 bricht aus dem Einheitsbrei der rundgelutschten Elektroflundern mit ihren elektrisch einfahrbaren Türgriffen aus und bringt Charakter auf die Straße. Zumindest in der Sondermetallic-Lackierung Pop!-Gelb (das Blau meines Testwagens sah aber auch hübsch aus). Die LED-Leuchten mit stilisiertem 5er-Motiv, die kurze Motorhaube und die flachen Flanken erinnern dabei in moderner Manier an das Original.
Im Innenraum setzt Renault auf eine Mischung aus recycelten Materialien und digitaler Selbstverständlichkeit. Das Cockpit wirkt mit seinen großen Displays clean und aufgeräumt, die mit Stoff überzogenen Flächen und die Farben auf den Sitzen sorgen für etwas Jugendlichkeit. Die Sitze sind bequem, aber nicht zu weich – sportlich, aber nicht unbequem. Hinten hingegen wird’s eng. Wer über 1,75 m groß ist, braucht gute Kniegelenke. Auch der Kofferraum des 3,92 Meter langen Fahrzeugs ist eher für Kurzurlaub-Gepäck als für sperriges Ladegut gedacht – 277 Liter stehen nach VDA-Messmethode zur Verfügung (zum Beispiel zwei Trollies und ein Rucksack), mit umgeklappter Rückbank sind es bis zu 959 Liter.

Cockpit, Infotainment, Assistenten
Beim Infotainment glänzt der kleine Franzose: Mit Google Maps, Assistant, Play Store und der optionalen Integration von Amazon Alexa ist der R5 ein rollendes Smart Device. Die Menüs sind klar, das System flott, die Sprachsteuerung überraschend gut. Der Google Assistant hört auf Sprachbefehle und kann auch Klima, Navigation oder Lieblingssongs regeln (so wie unlängst auch im Nissan Qashqai). Zusätzlich gibt es noch einen Avatar namens „Reno“, der sich mit dem Befehl „Hey Reno“ starten lässt, auf ChatGPT zurückgreifen kann und ebenfalls kleine Befehle ausführen kann. In meinem Testfahrzeug war diese Funktion jedoch leider deaktiviert.
Die Ladestopp-Berechnung ist allerdings eine Schwachstelle. Wer den Empfehlungen folgt, fährt deutlich kürzere Strecken als eigentlich möglich wären. Assistenten wie Spurhaltehilfe und Abstandstempomat arbeiten zuverlässig. Eine 360°-Kamera-System, wie man es etwa vom Qashqai kennt, fehlt dem R5 – allerdings ist er so kompakt, dass man es nicht wirklich braucht.
Motor und Antrieb
Der 150 PS starke Elektromotor liefert 245 Nm Drehmoment an die Vorderräder. Von 0 auf 100 km/h dauert es rund 8 Sekunden und auch Autobahntempo ist für den sportlichen Zwerg kein Problem, allerdings wird bei 150 km/h abgeregelt. Das Gewicht liegt bei etwa 1.470 kg. Die Lenkung ist direkt und liefert das Gokart-Gefühl, das man sich von Hot-Hatches wünscht. Vielleicht könnte die Lenkung sogar noch ein bisschen mehr Widerstand bieten. Kurven machen Spaß, enge Gassen ebenso, dafür sorgt das sportlich-straffe Fahrwerk des Stromers. Die Kehrseite der Medaille: Unebenheiten werden spürbar durchgereicht. Wer Komfort sucht, sollte lieber zu einem anderen Fahrzeug greifen.
Was leider nervt: Beim Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang nimmt das Auto manchmal den Befehl nicht an. Statt aus der Parklücke zu rollen, rollt man leider wieder in die falsche Richtung. Das kann unter Umständen auch schlecht ausgehen. Ein Software-Update wäre hier wünschenswert. Bis dahin muss man komplett zum Stillstand kommen und beim Gangwechsel geduldig sein.

Reichweite und Laden
Die Batterie fasst 52 kWh netto, was laut Renault für 350 km reichen soll (Verbrauch: 14,9 kWh/100 km). In der Praxis lag mein Verbrauch im März, bei kühlem und regnerischem Wetter, bei rund 18,5 kWh – damit schafft man 280 km mit einer kompletten Ladung. Realistischer für den Alltag sind aber wohl gute 200 km im Bereich 80 bis 10 %. Man kann es aber auch sparsamer angehen: Im Eco-Modus kamen wir mit 88 % Ladung 275 km weit. Das entspricht einem Verbrauch von 16,6 kWh auf 100 km.
Laden kann der R5 mit bis zu 100 kW – kein Topwert, aber okay. Von 15 auf 80 % sollen es laut Renault 30 Minuten sein. Eine positive Überraschung gab es aber im Test. Hier dauerte ein Ladevorgang von 9 bis 80 % „nur“ 30 Minuten und 20 Sekunden. An der Wallbox zieht der Renault 11 kW – nach etwa 5 Stunden ist ein komplett leerer Akku also wieder voll. Bidirektionales Laden ist optional möglich, also Energie abgeben statt nur nehmen.
So viel kostet der R5
Der Renault 5 beginnt derzeit preislich bei 27.900 Euro. Dann hat er 122 PS und eine 40 kWh Batterie. Mit stärkerem 150 PS-Motor und der 52 kWh Batterie kostet der R5 ab 32.900 Euro. Das war auch die Grundlage meines Testfahrzeugs. Mit Metallic Lackierung (+ 900 €), Winterpaket (+ 500 €), Advanced Driving Assist Paket (+ 850 €), OpenR Link Entertainment + harman/kardon Soundsystem (+ 600 €) und noch ein paar Kleinigkeiten ergibt sich ein stolzer Testwagenpreis von 35.740 Euro.
Alternativen? Der Peugeot e-208, der Opel Corsa Electric oder der MG4. Oder auch Smart #1 und Mini electric. In dieser Klasse und knapp darüber findet man viel.
Fazit
MINI hat die Auferstehung des sportlichen Kompakten vorgemacht, der Renault 5 macht es nach. Kompakt, lustig, elektrisch weiß er Köpfe zu verdrehen. Wer auffallen will, Spaß am Fahren hat und ein gut ausgestattetes Stadt- und Pendlerauto sucht, wird hier fündig. Die Reichweite reicht für den Alltag und das Google-Infotainment überzeugt. Das magere Platzangebot ist Konzeptbedingt. Optimierungspotenzial gibt es beim Gangwechsel und der Routenplanung.
