Der Ford Tourneo Custom (320 L1) PHEV 1,0 EcoBoost im Test!
Über den Ford Tourneo Custom PHEV, also den Plug-in Hybriden, kann man so einiges sagen. So viel, dass man fast ein Buch darüber schreiben könnte. Ich belasse es der Einfachheit halber lieber bei einer Western-Geschichte.The Good, the Bad and the Ugly – Starring the Ford Tourneo Custom PHEV
Kapitel 1 – Erste Begegnung unter der heißen Sonne
Es war einer dieser ganz gewöhnlichen Mittwoche, die um diese Jahreszeit unendlich heiß sein können. So wie an diesem 1. Juli. Als die Sonne hoch am Horizont stand, es war High Noon, galoppierte ich mit Draisine Nummer 71 der Wiener Linien Richtung Rennbahn, um dort mein neues und stattliches „Pferd“ entgegenzunehmen. Es hörte auf den Namen Tourneo Custom. Die Besonderheit an diesem war, dass das Pferd und seine Stärken, man nennt das heute Motor, praktisch schon trainiert war und an einem mitgelieferten Zügel, also eigentlich einem Kabel, an den elektrischen Futtertrog gebunden werden konnte. Der Ford Tourneo Custom ist nämlich ein Plug-in-Hybrid.
Kapitel 2 – The Good
Schon auf den ersten Metern fühlte ich mich wohl. Das blecherne Ross ist mit seinen fast 5 Metern Länge, rund 2 Metern Breite und auch 2 Metern in der Höhe wahrlich eine Erscheinung. Wie bei waschechten Cowboys auch, kommt es jedoch auf die innere Größe an. So könnten auf diesem Pferd bis zu 8 Mannen aufsitzen. Und das würden sie dann auch noch auf feinstens belederten Sätteln tun.
Im Inneren gab es allerlei modernes Geblinke. So entfiel das Lesen von alten, vergilbten Karten und Hufeisenabdrücken im heißen Wüstensand, weil mir ein Flimmerkasten den Weg richtig anzeigte. Und dabei flimmerte der Kasten überhaupt gar nicht. Außerdem ist der Blick von hoch oben auf dem Ross richtig erhaben. Man, hab‘ ich mich im Sattel wohlgefühlt. Fast wie der König der Postkutschenräuber.
Kapitel 3 – The Bad
Dabei ist man im Ford Tourneo Custom alles andere als das. Denn mit dieser Karosse wird man eher zur Rothaut, als dass man Postkutschen überfallen könnt. Denn bei so manch Überholmanöver kann es richtig frustrierend und ärgerlich werden. Das dreizylindrige Benzinaggregat unter der Haube ist kleiner als eine Kuhmilchpackung und leistet 120 Pferdestärken. Dazu gesellt sich eine Elektromaschine mit 126 PS. Wer jetzt denkt, es handelt sich dann um einen 246 PS Gaul, der irrt. Für den Vortrieb des Fronttrieblers sorgt einzig und allein der Elektromotor. Ist die 13,6 kWh fassende Batterie einmal leer, springt der Verbrenner an und lädt die Batterie auf. Es ist quasi nur der Range-Extender. Wer an den elektrischen Futtertrog anstecken möchte, dem sei gesagt, dass es an der Haushaltssteckdose (2,3 kW) rund 7 Stunden und an einer Wallbox (3,7 kW) rund 4 Stunden dauern wird.
Das Zusammenspiel zwischen den beiden funktioniert besser als die letzte Kartenpartie im Saloon um die Ecke. Man merkt, wann der Benzinmotor einsetzt, denn es wird laut. Sehr laut. Und wer auf den Highways im wilden Westen überholen möchte, oder einfach nur auf eine dieser Schnellstraßen auffahren, der braucht Geduld. 17 Sekunden vergehen, bis die magischen 100 Stundenkilometer erreicht sind. Es gab Duelle in der Stadt, die kürzer waren. Dafür gingen die auch unschön aus. Für die 20 km/h mehr, die der Ford Tourneo Custom maximal rennt, vergehen zwar deutlich weniger Sekunden, doch sind 120 km/h für so eine formidable Kutsche sehr wenig.
Weil die Batterie auch irgendwo Platz haben muss, passt nur wenig in den Tank. Gerade mal 55 Liter fasst dieser. Und weil ich einsamer Cowboy in der Wüste nicht immer eine dieser neumodischen Steckdosen finden konnte, wurde das Ross mehr ohne Nachladen dafür aber mit Nachtanken geritten. Dann waren es, wen wundert’s, statt der angegebenen 3,6 Litern, im Test 8,2. Nachdem ihr jetzt wisst, dass es sich dabei um kein schnelles Gefährt handelt, könnt ihr euch ausdenken, wie moderat ich damit geritten bin. Das Mehr an Gewicht und natürlich auch die Windschlüpfrigkeit eines Hauses helfen halt nicht wirklich.
Real-Talk: Das kostet der Ford Tourneo Custom Plug-in Hybrid
Den Ford Tourneo Custom gibt es ab 47.908 Euro. Als Plug-in Hybrid kostet er mindestens 54.625- und unser Testwagen mit dem Sitzpaket, der Metalliclackierung und noch ein zwei anderen Gadgets kommt gar auf 68.992 Euro. Der 2.0 Liter Diesel mit 6-Gangautomatik (also 5 Gängen mehr als der Hybrid) kostet rund 60.000 Euro in der gleichen Ausstattung. In meinen Augen IMMER die bessere Wahl.
Fazit / Epilog
Der Ausritt mit dem Ford Tourneo Custom Plug-in Hybrid war abenteuerlich, meine Lieben. Besonders auf der Autobahn, wo das Überholen von langen Transportkutschen gut durchdacht und geplant sein musste. Für den Alltag im wilden Westen reicht der Antrieb aus, doch ist ein herkömmlicher Diesel immer die bessere Wahl. Der Innenraum weiß mit Platz und toller Verarbeitung zu punkten und macht am Ende dann fast alles wieder „good“.