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KTM 1050 Adventure: Eine Frage des Egos!

Vor dem Studienbeginn noch einmal richtig abschalten, Akkus laden und mich von der KTM 1050 Adventure einfach gen Süden treiben lassen. So war zumindest die Vorstellung. Da Helios mit seinem Sonnenwagen, sichtlich überfordert, hinter dicken Wolken hin- und hertrabte und anstatt Sonnenschein nur Regen und Starkwind das Wettergeschehen prägten, blieben einzig die altbekannten Hausstrecken des …

Vor dem Studienbeginn noch einmal richtig abschalten, Akkus laden und mich von der KTM 1050 Adventure einfach gen Süden treiben lassen. So war zumindest die Vorstellung. Da Helios mit seinem Sonnenwagen, sichtlich überfordert, hinter dicken Wolken hin- und hertrabte und anstatt Sonnenschein nur Regen und Starkwind das Wettergeschehen prägten, blieben einzig die altbekannten Hausstrecken des Most-, Wald-, Mühlviertels und der oberen Steiermark über. Wobei im bekannten Terrain Schwächen bei Fahrwerk und Motor mitunter schneller aufgedeckt sind.

2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Da steht sie also, die kleinste Adventure der KTM-Baureihe. Wobei, klein ist gut. Galt vor 10 Jahren eine 1.000er Reiseenduro mit knapp 100 PS noch als das Maß der Dinge, muss heute in das Gefilde damaliger Supersportler vorgestoßen werden, um beim Wirten Eindruck zu schinden. Komplett Blunzen ob diese Leistung nun derritten wird oder nicht. Wohl auch ein Grund warum die 1050er selbst in der „Kalten Kuchl“ eher zu den Exoten zählt. Schad‘ drum!
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Hoch und bullig kommt sie daher auf ihren schmalen Gummis. Hinten beißt ein 150er in den Asphalt und vorne sorgt ein schmaler 110er Gummi für Spurtreue. Aber ist der hochhackigen Fuhre erstmals das volle Vertrauen geschenkt, profitiert die Agilität spürbar von der verbauten Rad-Reifen-Kombination. An das tiefe Eintauchen der nicht verstellbaren Gabel beim Anbremsen von Kehren konnte ich mich jedoch bis zuletzt nicht gewöhnen.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Die weiche Front wird im Gelände sicher ihre Vorteile haben. Ich bin aber generell kein Fan der Dreckwühlerei, sondern fühle mich auf Asphalt definitiv wohler. Aber das ist alles Geschmacksache.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Welcher Motorradfahrer kennt sie nicht, die B119. Eine meiner Lieblingsstrecken, da sich hier 10 Kilometer feinster Asphalt, in unterschiedlichsten Radien, von Grein beginnend hinauf nach Dimbach windet.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at 

Ein kurzer Stopp und Plausch unter Gleichgesinnten am Bankerl ist mitunter ratsam bei einem Limit von 70 km/h. Ansonsten wird’s teuer und das nächste koffeinhaltige Heißgetränk in Begleitung eines Weißkapplerten am Posten konsumiert. Ist die Luft rein, die Kant’n mit meinen 1,76 Meter Körpergröße erklommen und das Wunschprogramm der Gasannahme eingestellt, kann vorerst hemmungslos am Kabel gezogen werden. Der rauchige Klang des 75°-V2 ist wirklich ein Quell der Freude.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Wird der Drehmomentpunch ab 4.000 Touren richtig genutzt, wird man selbst mit 50 PS mehr unterm Sattel die 1050 nicht los. Vorausgesetzt die Zwischengeraden sind nicht endlos lang und der Hang zum Leben noch ausreichend vorhanden. Bis circa 6.000 Umdrehungen schiebt der 1050er Murl gleich wie der der größeren 1190er. Das KTM-typisch butterweich zu schaltende Getriebe unterstützt die schnelle Gangwahl, hält den Motor bei Laune und den Verfolger somit auf Abstand.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at 

Die beiden 32 Zentimeter großen Anker von Brembo an der Vorderachse verzögern an sich ordentlich. Wäre da nicht die anstatt radial, axial aufgenommene Bremspumpe. Der Feinspitz erkennt das am schwammigen Druckpunkt und der schlechteren Dosierbarkeit. Wer will schon unnötig viel wertvolle Geschwindigkeit in sinnlose Wärme am Kurveneingang verbraten?
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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In Zeiten von Ride by wire ist es mittlerweile Status quo, dass nahezu jedes Fahrzeug mit verschiedenen Fahrmodi gesegnet bzw. gestraft ist. So auch die 1050er. Sport, Street, Rain und Offroad stehen zur Verfügung. Wobei mir einzig der Fahrmodus Street als sinnvoll erschien.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Was nutzt im Modus „Sport“ eine ruppige Gasannahme oder ein Rain-Mode, der die Kant’n in eine Art Wachkoma schickt. Außerdem ist mir das extra Umschalten so und so zu mühsam, obgleich der guten Bedienbarkeit des Mäusekinos.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Die Verstellung des Windschilds scheint mir dafür nicht so durchdacht. Zwei Hebel muss man umlegen, erst dann kann das Schild justiert werden. An eine Verstellung während der Fahrt ist somit nicht zu denken. Das kann die eine oder andere Mitstreiterin besser.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Die Reichweite ist einer Reiseenduro entsprechend mehr als ausreichend. Erst nach 380 Kilometer bittet der Bordcomputer um Nachschub und somit um Pause. Die meiner Meinung nach nicht allzu komfortable einteilige Sitzbank zwingt vermutlich sowieso schon früher zum Stopp. Ich würde den Sattel jedenfalls gegen das besser passende Gestühl der 1190 Adventure tauschen wollen.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Trotz kleiner Schönheitsfehler bereitete mir die 1050 Adventure viel Freude beim Scheuchen leistungsstärkerer Maschinen im kurvigen Geläuf. Mit der Rückgabe war für mich das Ende einer tollen und vor allem unfallfreien Motorradsaison 2015 besiegelt. Servus und Ba Ba!
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at 

Fazit: Nach KTM 1190 Adventure und 1290 Super Adventure folgt nun auch die 1050 Adventure. Vorausgesetzt man ist noch nie eine der größeren Schwestern gefahren, wird man an der „Kleinen“ kaum etwas vermissen. Zudem ist sie mit 95 PS auch Stufenführerschein tauglich und darf auf 48 PS gedrosselt werden. Ich geb‘ schon zu, 150 PS respektive 160 PS haben ihren Reiz, aber sind auf normalen Straßen schwer zu beherrschen. Die 95 PS, und das früh anliegende Drehmoment von 107 Nm bei 5.750 Umdrehungen sorgen für absolut ausreichend Schub und Druck in jeder Lebenslage. Ein Zeichen abseits des aktuellen Leistungswahnsinns.
2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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Daten Testmotorrad | 2015 KTM 1050 Adventure | Basispreis: 14.698 Euro | Testmotorradpreis: 14.698 Euro | Motor: Flüssigkeitsgekühlter 75°-V2-Viertaktmotor | Hubraum: 1.050 cm³ | Bohrung x Hub: 103 x 63 mm | Getriebe: 6-Gang manuell | Antrieb: Kette | Leistung: 70 kW/95 PS bei 6.200 1/min | Drehmoment: 107 Nm bei 5.750 1/min | Abgasnorm: Euro 3 | Gewicht fahrfertig: 212 kg | Länge/Breite/Höhe: 2.255/840/1.485 mm | Radstand: 1.560 mm | Sitzhöhe: 850 mm | Bodenfreiheit: 220 mm | Federweg vorne/hinten: 185/190 mm | Tankinhalt: 23 l | Testverbrauch: 5,3 l/100 km

2015 KTM 1050 Adventure | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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