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Das Mercedes-Benz C 220 d 4MATIC T-Modell im Test!

Den Kombis geht es an den Kragen. Sie sind dem SUV-Boom schutzlos ausgeliefert. Bei Daimler geht es so weit, dass die T-Modelle bald gänzlich eingestellt werden. Wir waren also mit dem vermutlichen letzten Mittelklasse-Kombi aus Stuttgart unterwegs, dem Mercedes-Benz C 220 d 4MATIC T-Modell.

Tadellos, traditionell und treu: Das C-Klasse T-Modell!

Zugegeben, das T im T-Modell könnte für vieles stehen. Tut es aber nicht. Seit dem ersten Kombi mit Stern, dem S123 von 1977 (W123 lautet die Baureihenbezeichnung für die Limousine) steht das T für Touristik und Transport. Davor wurden Kombis auf Mercedes-Basis nur von einem belgischen Karosseriebauer gebaut. Zwischen 1966 und 1967 waren es gerade einmal 3.000 Stück. Der recht passende Name für diese universellen Umbauten? Universal! Die Nachfrage war den Schwaben damals einfach zu gering, um selbst einen Kombi zu entwickeln. Das passierte eben erst ab 1977. Von da an ging es für die T-Modelle steil aufwärts. Bis jetzt. Laut Insidern plant Daimler die Streichung sämtlicher T-Modelle. Papas, Vertreter und Taxifahrer liegen sich seither weinend in den Armen. Dabei wäre doch alles so schön! Also fast:

C 220 d als Reichweitenmeister …

Über Reichweite spricht man in letzter Zeit, zumindest gefühlt, nur bei Elektroautos. Bei Verbrennern dauert der Tankvorgang schließlich nur ein paar Minuten. Bei den derzeitigen Spritpreisen – vor allem die für Diesel – will man Tankstellen aber nicht unnötig oft anfahren. Vielleicht ein Grund, dass man sich auf den ersten Blick am kleinen 47 Liter Tank des Mercedes-Benz C 220 d 4MATIC ärgert. Doch weil der Testwagen im Test gerade einmal 4,7 Liter verbrauchte, ergibt sich eine Reichweite von rund 1.000 Kilometern mit einer Tankfüllung. Es wird noch länger dauern, bis ein erschwingliches Massen-E-Auto so eine Reichweite vorweisen kann.

Dabei werkt unter der gewölbten Motorhaube ein 200 PS starker 4-Zylinder-Diesel, der durchaus auch die sportlichere Gangart zulässt. In 7,5 Sekunden geht es im 1,8 Tonnen schweren Kombi von 0 auf 100 km/h. Ein mehr als akzeptabler Wert. Nicht so fein der Fahrkomfort: das Agility Control Fahrwerk mit selektivem Dämpfungssystem und Tieferlegung, hätte ruhig ein wenig weicher sein können.

Die unterschiedlichen Fahrmodi helfen hier nur bedingt weiter, verändern aber immerhin Gasannahme und Lenkwiderstand spürbar. Dabei lässt sich der 4,75 Meter lange Benz in allen Modi wunderbar um Kurven dirigieren, weil die Lenkung herrlich viel Feedback an den Fahrer weitergibt. Herrlich ist auch die 9-Gang-Automatik, die unmerkbar weich schaltet.

… mit Schwächen bei der Bedienung

Bei der Bedienung im Innenraum setzt Mercedes bei der aktuellen C-Klasse komplett auf Touch-Technologie. Sei es am 11,9 Zoll großen Mitteldisplay oder bei den „Wischtasten“ am Lenkrad. Im Test machte uns das teilweise Probleme beim Einstellen der Lautstärke. Da ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Das war in der S-Klasse aber nicht wirklich anders. Auch die Verbindung zu Android Auto™ funktionierte nicht immer problemlos. Dafür ist die Display-Auflösung auf einem sehr hohen Niveau, ebenso die Auflösung der Rückfahr- und Ampelkamera, die das Bild ohne große Latenzen anzeigen. Die Burmester-Soundanlage sorgt für perfekten Klang mit viel Bass.

Die Verarbeitung im Innenraum ist gut. Nur gut? Ja. Zwar sind die verbauten Materialien sehr hochwertig und exzellent verarbeitet, hie und da gibt es allerdings recht billig anmutenden Kunststoff. Das könnte noch ein bisschen feiner sein, ist in Wahrheit aber Jammern auf sehr hohem Niveau.

Das kostet der C 220 d als Kombi

Berechtigtes Jammern gibt es aber beim Preis. Der ist in diesem Fall auf einem sehr hohen Niveau. Die C-Klasse Limousine beginnt bei 51.000 Euro, der Kombi als 180er mit  170-Benziner-PS bei 54.000 Euro. Für das T-Modell mit dem 220er Diesel werden mindestens 57.800 Euro fällig. Rund 72.000 Euro müssen für unser Mercedes-Benz C 220 d 4MATIC T-Modell hingelegt werden. Viel Geld, vor allem wenn Leder, HUD und Abstandstempomat fehlen. BMW 3er Touring oder Volvo V60 kosten allerdings gleich viel und können auch nicht mehr. Ein deutlich größerer Škoda Superb beginnt aktuell bei 40.940 Euro und kostet mit 200 PS Diesel, Allradantrieb und ähnlicher Ausstattung rund 66.000 Euro. Obendrauf gibt es 170 Liter mehr Kofferraumvolumen (C-Klasse T-Modell: 490–1.510 l, Superb Combi: 660–1.950 l)

Fazit

Bei der Reichweite macht dem Mercedes-Benz C 220 d 4Matic T-Modell keiner so schnell was vor (außer der eine Zeile weiter oben erwähnte Superb vielleicht). 1.000 Kilometer mit einem Tank sind eine Ansage. Zumal sich die im komfortablen Innenraum locker am Stück zurücklegen lassen. Wenn nur auch das Fahrwerk so komfortabel wäre. Die Fahrdaten und -leistungen passen, der Preis leider nicht ganz. Wer sich also den letzten C-Klasse-Kombi in die Einfahrt stellen möchte, muss tief in die Tasche greifen, bekommt aber ein feines Auto dafür.

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