Vor großen und schweren Bikes hab‘ ich Respekt. Vielleicht könnt ihr daher nachvollziehen, dass ich mit gemischten Gefühlen an den neuesten Zuwachs der California-Familie herantrat. Aber wo keine Angst, da auch kein Mut. Wie passend, dass das italienische „Audace“ auf Deutsch „der/die Mutige“ bedeutet.
Ich sah wohl etwas unbeholfen aus, als ich als 75 kg Fliegengewicht das erste Mal 318 kg fahrfertiges, italienisches Eisen vom Seitenständer aufheben und bewegen wollte. Mit leicht gerötetem Gesicht, was nicht nur der Verlegenheit geschuldet war, sondern auch meinem erhöhten Blutdruck, konnte ich die Audace aber mit eigener Muskelkraft bewegen.
Das Herzstück der California-Familie, der quer verbaute 1,4 Liter V2-Motor aus den 50ern (der übrigens erstmals in einem Fiat Verwendung fand), arbeitet – wenig verwunderlich – auch in dieser Italienerin. Das weiß man spätestens beim ersten Anlassen, wenn Motorrad und Fahrer durch die längs verbaute Antriebswelle zur Seite gedrückt werden und die Wadenmuskulatur gefordert ist.
Gegenüber den anderen Familienmitgliedern sind einige optische Veränderungen feststellbar. Beim in matt-schwarz gehaltenen Bike wird großteils auf Zierelemente verzichtet und Chrom kommt nur spärlich zum Einsatz. Sogar die Krümmer und Endrohre sind schwarz. Der Kontrast sorgt immerhin für etwas Pepp, wie man bei den abgeschliffenen Kühlrippen des Motors sieht.
Die Audace ist sowas wie die Sportversion der California, was vor allem an zwei Änderungen liegt. Erstens wurden die Trittbretter durch Fußrasten ersetzt, was eine einigermaßen gute Kurvenlage ermöglicht.
Und zweitens zieht der gerade Drag-Bar-Lenker meine Schultern über den langen Tank nach vorne. Damit sitzt man gleich um einiges aufrechter. Das und der immens lange Radstand von 1,69 Meter sorgen dafür, dass sich die Audace vor allem in schnellen, großen Kurven wohl fühlt. Irgendwann spürt man den krummen Rücken dann aber schon.
Dieser Schmerz wird aber durch den famos hämmernden Motorensound aufgewogen. Die kurze Auspuffanlage verzaubert, auch wegen des verbesserten Strömungsverhaltens, meine Ohren. Kraftübertragung und Spaß gehen hier bis 5.000 Umdrehungen Hand in Hand – dreht man höher, wird es – ohne Power – uninteressant. In Kombination mit dem optimal abgestimmten Fahrwerk macht das Herausbeschleunigen aus Kurven und Schlucken von sämtlichen Bodenwellen einfach Spaß.
Leider kommt man aber nicht allzu weit. Denn trotz eines 20,5 Liter großen Tanks macht mir ein Blick auf die Verbrauchsanzeige während der Fahrt weniger Freude. Unglaubliche 8,7 Liter schluckt die Italienerin auf hundert Kilometer. Da hilft nicht einmal die „Gleitphase“ beim Loslassen des Gasgriffs, die sich wie ein Auskuppeln anfühlt und einen ausrollen lässt.
Einzig ein Tempomat bringt etwas Kontinuität in Fahrverhalten und Verbrauch. Mehr als ein Aktivieren und Deaktivieren über einen Knopf bei aktueller Geschwindigkeit ist dabei nicht notwendig. Aus Sicherheitsgründen muss man sich jedoch mindestens im dritten Gang befinden und mit 40 km/h unterwegs sein.
Fazit: Die Moto Guzzi California 1400 Audace ist ein Big-Bike mit echten Cruiserqualitäten. Trotz vieler Gemeinsamkeiten zu anderen California-Modellen, wie die Armaturen und das Heck, weiß die Audace aufzufallen. Der klassische runde Scheinwerfer und die kurze Auspuffanlage sind nur zwei der hübschen Details. Wer mit dem enormen Verbrauch und dem Gewicht klar kommt, findet in der 19.000 Euro teuren Italienerin mit Sicherheit einen interessanten Untersatz. Die neue Moto Guzzi ist außerdem das erste Bike, das die Euro 4-Abgasnorm erfüllt.
Eine Einladung in den Engadin? Das kann man doch nicht ausschlagen. Wer weiß, ob sowas jemals wieder kommt. Wie praktisch, dass ich für die 670 km je Strecke gerade den 300 PS starken Renault Rafale 4x4 zur Verfügung hatte.
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