Die Plug-in-Varianten von Range Rover Evoque & Discovery Sport im 1. Test!
JLR Österreich lud in kleiner Runde ins Fahrtechnikzentrum des ÖAMTC in Teesdorf um die neuen Plug-in-Ableger von Range Rover Evoque und Discovery Sport auszuprobieren – auch im Gelände!Range Rover Evoque P300e & Discovery Sport P300e: Die PHEVs sind los!
PHEVs hier, PHEVs da. Für die Hersteller sind die anzusteckenden Hybriden nicht mehr aus dem Portfolio wegzudenken – ob gewollt oder nicht. Spät aber doch erfolgt jetzt auch bei den Stückzahlbringern von Land Rover, dem Range Rover Evoque und dem Discovery Sport, der Einstieg in die elektrifizierte Antriebswelt. „Spät“ deshalb, weil die Briten das von der EU für 2020 vorgeschriebene Flottenziel (95 g CO2/km) nicht erreicht haben und deshalb Strafe zahlen müssen. Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag wohlgemerkt! Und Evoque und Discovery Sport hätten es richten können, wie man so schön sagt. Schließlich machen allein sie 46 Prozent des Absatzes aller Land Rover-Modelle aus.
Der Preis ist heiß
Dafür starten sie jetzt, Anfang 2021, mit guter Preis-Leistung in Österreich durch. Denn mit 53.700 Euro (Evoque P300e) und 53.372 Euro (Discovery Sport P300e) mögen sie zwar nicht auf den ersten Blick als günstig durchgehen. Doch wer nachrechnet und die Ausstattungen bereinigt, der entdeckt, dass sie günstiger sind als ihre vergleichbaren Verbrenner-Geschwister. Außerdem liegen sie damit innerhalb der Fördergrenze (60.000 € in 2021) und werden dadurch nochmals um 2.500 Euro günstiger (1.250 € vom Importeur, 1.250 € vom Staat). Und wer sie dann im Alltag auch so nutzt wie vorgesehen, nämlich vorwiegend elektrisch, der spart weiter. Vorausgesetzt der Stromtarif stimmt. Denn wer zu Hause für die Kilowattstunde zu viel bezahlt, der ist auch elektrisch nicht günstig unterwegs. Das gilt auch für Evoque PHEV und Disco Sport PHEV. 15 kWh fasst ihre Batterie, mit der sie rein elektrisch laut WLTP-Zyklus 55 Kilometer weit fahren können.
Ein Rechenbeispiel
Mich kostet die Kilowattstunde Strom rund 0,22 Euro inkl. Steuer. Lassen wir Ladeverluste und Umgebungsbedingungen (Außentemp., Fahrbahnbeschaffenheit, …) für folgende Rechnung außen vor und nehmen an, dass die 15 kWh tatsächlich für 55 Kilometer benötigt werden, dann kommen wir, gerechnet auf 100 Kilometer, auf einen Preis von sechs Euro geradeaus. Hier würde es sich also auszahlen, ununterbrochen elektrisch zu fahren. Denn einen Verbrenner-Evoque oder -Discovery Sport mit sechs Euro auf 100 Kilometer zu bewegen ist unmöglich. Wer 30 Cent/kWh zahlt, der kommt allerdings bereits auf 8,2 Euro für 100 Kilometer und sollte Stromtarif wechseln oder lieber nicht PHEV fahren.
Die Technik
Wer jedoch der Meinung ist, dass ein PHEV das richtige Fortbewegungsmittel sei, der findet in den P300e genannten Land Rover-Modellen eine ausgeklügelte Technik, mit der man sogar ins Gelände kann.
In die 4,37 m Außenlänge des Evoque bzw. 4,6 m des Discovery Sport quetschen die Techniker von JLR Merkmale, die es sonst so in dieser Klasse nicht gibt. Gut, der 1,5 Liter Dreizylinder-Turbobenziner und die daran gekoppelte Achtgang-Wandlerautomatik brauchen kaum Platz, doch die Möglichkeit des Gleichstromladens gibt es in dieser Klasse sonst so auch nur bei Mercedes-Benz im GLA 250e (+624 € extra). Dort allerdings mit maximal 24 kW Ladeleistung, im Evoque P300e hingegen ist es Serie und schafft bis zu 32 kW. Damit ist die Lithium-Ionen-Batterie, die unter der Rücksitzbank sitzt, in 30 Minuten von null auf 80 Prozent aufgeladen. Wechselstrom kann leider nur 1-phasig geladen werden – mit maximal sieben Kilowatt. Wobei im Eigenheim einphasig nur 3,7 kW zulässig sind. Dementsprechend lang dauert das Aufladen: rund 4,5 Stunden. Die E-Maschine, die 109 PS leistet und 260 Nm Drehmoment generiert, sitzt an der Hinterachse. Die PHEVs von Land Rover sind im E-Modus also reine Hecktriebler.
Gelände auch mit Heckantrieb
Und dieser E-Modus, der über die Mittelkonsole angewählt werden kann, wird selbst im Gelände bis zum Äußersten gehalten. Bevor der Verbrenner an der Vorderachse zugeschaltet wird, darf durch die Hinterachse kein Vortrieb mehr geschehen. Erst dann wechselt das System aus dem reinen E-Antrieb in den Hybrid-Modus und nimmt die Vorderachse als Hilfe hinzu. Das ist deshalb praktisch, weil das Fahrzeug im Alltag wirklich brav im E-Modus bleibt, wenn der Fahrer dies aktiv ausgewählt hat. Die rein elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt übrigens bei 135 km/h. Somit eignen sich auch Pendlerstrecken mit kurzen Autobahnabschnitten für die P300e-Modelle.
Autobahn ohne E-Antrieb
Wer jedoch, so wie ich im Evoque Plug-in-Hybriden, mit leerem Akku auf der Autobahn fährt, wird 12–13 Liter Momentanverbrauch im Fahrerinformationsdisplay ablesen können. Tja, das Elektrozeugs will halt mitgeschleppt werden und 2,1 Tonnen Fahrzeuggewicht hängen sich eben an. Der Discovery Sport Plug-in wiegt nahezu gleich viel, wird also ähnlich viel Benzin auf der Autobahn verbrauchen. Nur gut, dass beide einen 57 Liter großen Benzintank ebenfalls an Bord haben. Somit liegt die geschätzte Gesamtreichweite immerhin noch bei über 500 Kilometer. Näheres wird ein ausgiebiger Test im Frühsommer zeigen. Schade auch, dass die Rekuperation nicht verändert werden kann. One-Pedal-Driving ist im reinen E-Modus leider nicht möglich.
Zum Vergleich: Die Volvo XC40 Plug-in-Hybriden (T4 & T5) haben einen 48 Liter großen Benzintank und keinen CCS-Anschluss fürs DC-Laden.
309 PS Systemleistung
An Leistung mangelt es jedenfalls nicht. Weder am Papier (309 PS, 540 Nm), noch im Realbetrieb. Der 200 PS starke Dreizylinder ist selbst bei Außentemperaturen um die null Grad Celsius akustisch und vibrationstechnisch sehr kultiviert. Auch die Beschleunigungswerte können sich sehen lassen. Der Evoque P300e marschiert in 6,4 Sekunden und der Discovery Sport P300e in 6,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Volle Alltagstauglichkeit
Neben den bereits erwähnten Vorteilen des DC-Ladens und des großzügig dimensionierten Tanks, ist es umso erstaunlicher, dass auch ein Reserverad weiterhin Platz findet und auch das Kofferraumvolumen nicht schrumpft. 472 Liter sind es im Evoque und satte 963 im Discovery Sport. Auch vonseiten Ausstattung gibt es für die beiden nichts was es nicht gibt. Vom digitalen Innenspiegel über die „unsichtbare“ Motorhaube bis hin zum Abstandsradar, feinsten Ledersitzen, Panorama-Glasdach und fetter Sound-Anlage ist alles erdenkliche erhältlich.
Fazit
Mit dem Range Rover Evoque P300e und Discovery Sport P300e folgt Land Rover dem Trend und bringt nun auch massentaugliche Plug-in-Hybride an den Start. Trotz aller gut durchdachten Details dieser beiden Exemplare (große Batterie, großer Tank, DC-Lademöglichkeit, unverändertes Kofferraumvolumen, …), sollte die tägliche Nutzung gründlichst überlegt werden. Denn nur wer mit dem richtigen Stromtarif die meiste Zeit über elektrisch unterwegs ist, spart am Ende des Tages laufende Kosten. Dass sich beide hervorragend fahren – auch im Gelände – war mir schon zuvor klar.