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Der neue Land Rover Range Rover im 1. Test!

Der neue Range Rover von Land Rover zeigt sich im ersten Fahrtest völlig losgelöst. Selten war solch ein Trumm an Automobil so leise und sanft unterwegs, wie es der bis zu 5,25 Meter lange und easy 2,5 Tonnen schwere Apparillo nun rund um Salzburg vorführte.

Range Rover: Völlig losgelöst!

Seit mehr als 50 Jahren steht der Range Rover im Hause Land Rover für Innovation. Was 1970 mit Schraubenfedern, permanentem Allradantrieb samt sperrbarem Mitteldifferenzial und Scheibenbremsen rundum begann, artet in der neuen, fünften Generation vollkommen aus. 125 Patente wurden im Zuge der Entwicklung zur Anmeldung gebracht – zum Beispiel für die „versteckten“ Heckleuchten. Und noch bevor der erste Prototyp überhaupt auf die Straße rollte, absolvierte der Range Rover bereits 140.000 virtuelle Erprobungsstunden. All das ist dem gemeinen Range Rover-Kunden wohl genauso egal, wie dieser Bericht.

Infographic © JLR

Für ihn – oder gerne auch sie – zählen luxuriöses und mehr elegantes als protziges Auftreten sowie endloser Komfort zu den Schlüsselattributen. Und ja, freilich, die neueste Technik muss ebenso verbaut sein. Dafür greift der Kunde auch gern tiefer in die Tasche und wartet auch schon mal ein Jahr auf sein Auto. Gut, das schreckt heutzutage leider auch nicht mehr.

Etwa 300 Bestellungen sind bei JLR Österreich seit Verkaufsstart letzten Herbst bereits eingegangen. In Anbetracht der hierzulande üblicherweise etwa 200 jährlich abgesetzten Exemplare, ein respektabler Einstand. Fast ein Drittel der Bestellungen entfällt bislang auf den Spitzenmotor – ein 530 PS starker 4,4-Liter-V8-Biturbo-Benziner von BMW – knapp dahinter liegen die beiden Plug-in-Hybride vor den drei ebenfalls angebotenen Mild-Hybrid-Diesel. Das wird sich bald ändern, da der V8 mittlerweile laut Konfigurator „ausverkauft“ ist.

So fährt sich der neue Range Rover

Im Salzburger Land zeigten der V8 als auch der 351 PS starke Top-Diesel, wie entkoppelt der neue Range Rover zu Werke geht. Ein solch großes SUV so leise zu bekommen, erfordert einiges an Aerodynamik-Engineering (cW-Wert ab 0,3) und reichlich Dämmmaterial. Letzteres bringt viel Gewicht ins Fahrzeug. 2,4 Tonnen, so viel wiegt der 5,05 Meter lange Brite (er wird im englischen Land Rover-Stammwerk Solihull gebaut) in jedem Fall. Die merkt man, wenn überhaupt, beim Bremsen. Denn mit 750 (V8-Benziner) respektive 700 Nm Drehmoment (R6-Diesel), haben die beiden gefahrenen Aggregate mehr als ausreichend Kraft für den Vorwärtsdrang oder eine harte Geländekraxlerei. Der Benziner-Range Rover läuft locker 250 km/h und beschleunigt das große SUV in flotten 4,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Achtgang-Automatik und Allradantrieb sowie ein aktives Hinterachssperrdifferenzial sind dabei in jedem Fall Serie. Auch die Länge – der ebenfalls erhältliche Long Wheelbase-Range Rover ist 5,25 m lang – wird dank Allradlenkung völlig kaschiert. Mit bis zu sieben Grad lenken die hinteren Räder je nach Fahrgeschwindigkeit gegen oder mit. Damit schrumpft der Karosseriewendekreisdurchmesser auf 11,37 (SWB) bzw. 11,96 Meter (LWB). So verlieren selbst enge Innenstadt-Parkgaragen ihren Schrecken und der dicke Brummer wird regelrecht agil.

Range Rover MY23 Test Review Fahrbericht Offroad
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Apropos Lenkung: Die ist äußerst leichtgängig und leider völlig gefühlsbefreit. Da helfen auch die verschiedenen Fahrmodi nicht. Zwar spricht sie direkt an, doch es braucht sehr viel Lenkradumdrehung für viel Lenkwinkel. Und obwohl Dynamic Response Pro (elektronische gesteuerter 48-Volt-Wankneigungsausgleich) und ein präemptives Fahrwerk (es nutzt eHorizon-Navigationsdaten zur Voranpassung) an Bord sind, wankt der Range Rover in flott gefahrenen Kurven sehr. Gut, ist halt kein Range Rover Sport könnte man jetzt meinen. Wie sich der fährt, wird sich frühestens im Herbst zeigen. Bis dahin bin ich erstaunt, wie viel Komfort die riesigen 23-Zöller mit aufgezogenen 285er-Reifen und 40er-Querschnitt wohl auch dank der weiterentwickelten Luftfederung zulassen. Damit lässt sich der Range Rover zugleich um knapp acht Zentimeter nach oben pumpen (von 21,9 auf 29,5 cm Bodenfreiheit) und kennt somit auch im Gelände kaum Grenzen. Die Wattiefe liegt bei maximalen 90 Zentimeter. Ausprobiert habe ich diese im Zuge dieser Testfahrten jedoch nicht.

Wer Platz braucht, greift zur LWB

Die eines Luxus-SUV entsprechende Beinfreiheit findet man erstaunlicherweise nur im Fond des Long Wheelbase-Range Rover. Wer damit bloß seine verwöhnten Gschroppen zur Schule oder dem Reittraining chauffiert und selbst nie hinten Platz nimmt, dem wird die Standard Wheelbase-Variante allemal reichen. Das Kofferraumvolumen beziffert Land Rover für beide Varianten mit großzügigen 818 Liter. Erstaunlicherweise: Wer die optionale dritte Sitzreihe wählt und eingeklappt im Boden verstaut lässt, bekommt gar 857 Liter nach VDA. Aufgestellt sind es dahinter noch 212 Liter und somit weniger als im VW up!, Renault Twingo oder BMW i3.

Die Passagiere – den RR gibt es als 4-, 5- oder eben 7-Sitzer – werden von feinstem Luxus umgarnt. Auf Wunsch gibt’s ein Meridian Signature Soundsystem mit 35 Lautsprechern, 1.600 Watt Gesamtleistung und Noise-Cancelling, ebenso elf Zoll große Infotainment-Monitore an den Rücksitzlehnen der ersten Reihe, ein Kühlfach zwischen den Fondsitzen, Allergenreduzierende Luftfilter samt CO2-Kontrolle und für den Fahrer das Pivi Pro-Infotainmentsystem mit dem bislang größten Monitor (13,1 Zoll) sowie DLP-Scheinwerfer vom österreichischen Zulieferer ZKW für extra viel Licht bei wenig Gegenverkehrsblendung.

Die Preise des 2023er Range Rover

Und wie viel kostet so viel Luxus? Los geht’s in Österreich bei 138.958 Euro für den 441 PS starken Plug-in-Hybriden in der SE-Ausstattung. Der hier gefahrene 351 PS-Diesel kostet ab 171.556 Euro. Die Langversionen jeweils gut 5.000 Euro mehr. Der Über-Drüber-530-PS-V8 startet „dank“ 31 Prozent NoVA bei 200.637 Euro.

Fazit

Mein Kurzfazit: Alles paletti, bis auf die Lenkung. Aber selbst die bzw. das ist bekanntlich Geschmackssache und das eine oder andere Hollywoodsternchen oder die russische Oligarchin freuen sich sicherlich über das ultraleichtgängige Volant. Diese zarten Püppchen werden auch nie ein Problem mit der Beinfreiheit im Fond bekommen und dennoch zur Langversion greifen. Die Vielzahl an Varianten (Ausstattungen, Motoren, Farben, Räder, …) findet also sicherlich auch eine Vielzahl an Abnehmern. Schließlich war Luxus noch nie out.

Infographic © JLR
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