Rendezvous mit der Kawasaki Vulcan S am Wörthersee

Ein langes Wochenende und eine sonnige Wettervorhersage waren die perfekten Voraussetzungen, um mit der Kawasaki Vulcan S nach Kärnten zu cruisen. Was ich über die Japanerin in unserem südlichsten Bundesland in Erfahrung bringen konnte, lest ihr hier.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Auch für Chopper-Verhältnisse ist die Sitzhöhe von nur 70,5 Zentimeter verdammt niedrig. Das kommt zwar – wenn eine aufpreispflichte Drosselung vorgenommen wird – Einsteigern und kleineren Fahrerinnen und Fahrern zugute, die dadurch an der Ampel mit beiden Beinen gut auf dem Boden stehen. Dafür sitzt man schon fast im Langsitz auf der Kawa, wenn man die Füße auf die weit nach vorne gelagerten Fußraster stellt.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Ein bisschen ungewohnt ist es schon, aber eigentlich nicht schlimm. Schließlich kam ich mir fast vor wie P. Diddy in „I need a girl part II“, nur eben mit Helm und ohne die weiten Hosen und den restlichen Gangster-Shit aus den frühen 2000ern. Leider auch ohne die ganzen tanzenden Damen und statt Cali oder Miami oder wo auch immer das Video gedreht wurde, gab‘s für mich halt den Wörthersee, Kaasnockn und zweisprachige Ortstafeln.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Das schwierig auszusprechende „Celovec ob Vrbskem jezeru“ ist zum Beispiel „Klagenfurt am Wörthersee“. Auf dem Weg dorthin musste ich immer wieder Pausen einlegen. Nicht nur wegen der Rap-Einlagen vor fremden Ferraris auf Autobahn-Tankstellen, sondern auch wegen der zu weichen Sitzpolsterung. Was auf kurzen Strecken sehr angenehm war, auch dank der kleinen Rückenlehne, störte auf Überlandfahrten.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Meine Sozia hatte an ihrem Platz dafür nichts auszusetzen. Und das trotz einer ziemlich kleinen Sitzfläche. Aber vielleicht hält auch genau das frisch. Tanken war übrigens trotz des kleinen Tankvolumens von 14 Litern nicht bei jedem Zwischenstopp notwendig, der 650 cm³-Motor aus der ER-6-Familie verbrauchte im Test nämlich nur 4,6 Liter.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Der Zweizylinder hat aber noch weitere gute Eigenschaften: Bereits ab 2.500 Umdrehungen darf über das restliche Drehzahlband ruckelfrei beschleunigt werden. Dank diverser Motoroptimierungen – wie einer Erhöhung der Schwungmassen, verbesserte Einlasskanäle oder größerem Drosselklappengehäuse – entfaltet sich ab 4.500 Touren das Drehmoment von 63 Nm und der wunderschön brabbelnden Motorsound.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Dass die Leistung mit 61 PS nicht besonders gewaltig ist, spielt bei einem Motorrad dieses Formats eine eher nebensächliche Rolle. Der Fokus liegt eben auf Sound und Cruisen, wobei letzterem der lange Radstand von 1,58 Meter zugutekommt.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Einzig das meiner Meinung nach zu weiche Fahrwerk stört dabei. Gerade auf der kurzen „Bergetappe“ hinauf zum Pyramidenkogel wollte ich diverse Bodenwellen nicht erst mit Nachschwingen verarbeiten.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Fazit: Nach dem abgeflachten Hype um die Mittelklasse-Cruiser (und auch um P. Diddy) gegen Ende der 90er Jahre, versucht Kawasaki den Markt wieder etwas zu beleben. Das gelingt mit der Vulcan S auch ziemlich gut – leichtfüßig lässt sie sich von Fahranfänger bis zum Experten lenken. Besonders gefällt mir die in der Sonne zur Geltung kommende Lackierung (im Test: Metallic Royal Purple). Kawasaki verlangt für die Vulcan S übrigens einen Preis von 8.299 Euro.

2015 Kawasaki Vulcan S | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at

Daten Testmotorrad | 2015 Kawasaki Vulcan S | Basispreis: 8.299 Euro | Motor: Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Reihenzweizylinder | Hubraum: 649 cm³ | Bohrung x Hub: 83 x 60 mm | Verdichtung: 10,8:1 | Getriebe: 6-Gang manuell | Antrieb: Kette | Leistung: 45 kW/61 PS bei 7.500 1/min | Drehmoment: 63 Nm bei 6.600 1/min | Gewicht fahrfertig: 228 kg | Länge/Breite/Höhe: 2.310/880/1.100 mm | Radstand: 1.575 mm | Sitzhöhe: 705 mm | Bodenfreiheit: 130 mm | Tankinhalt: 14 l | Testverbrauch: 4,6 l/100 km