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Sono Motors Sion: Noch ist der Stecker nicht gezogen!

Für die Zukunft lohnt es sich zu kämpfen. Sono Motors verlängert die #savesion-Kampagne um einen Monat und hofft auf Investoren. Jetzt waren zwei Serien-Validierungsfahrzeuge unter anderem in Wien zu Gast. Filou Raphael hat genauer hingesehen.

Sono Motors Sion: Totgesagte leben länger

Die 50-tägige Kampagne zur Rettung des Sion, die diese Woche ursprünglich ein Ende finden sollte, wird bis zum 28. Februar 2023 verlängert. Die Resonanz der Community, auch auf der zuletzt durchgeführten Roadshow durch Deutschland, die Niederlande, Österreich und die Schweiz, war zu positiv, als dass die beiden Sono Motors-Mitgründer Laurin Hahn und Jona Christians jetzt den Stecker aus ihrem Herzensprojekt ziehen wollten. Seit Beginn der #savesion genannten Kampagne am 8. Dezember 2022 verzeichnete Sono Motors mehr als 1.500 neue private Reservierungen für das SEV (Solar Electric Vehicle) – der größte Anstieg von B2C-Reservierungen im Vormonatsvergleich seit dem Börsengang des Unternehmens am 16. November 2021.

Über 8.600 Community-Mitglieder haben sich an der Kampagne beteiligt, sodass die Gesamtzahl der privaten Reservierungen auf jetzt über 22.000 Fahrzeuge stieg. Der Rettungsversuch wird aber auch deshalb verlängert, weil es offenbar aussichtsreiche Gespräche mit potenziellen Investoren gibt, die mehr Zeit brauchen, wie Hahn und Christians im neuesten Video verkünden:

Mehr als 47 Mio. € eingesammelt

Bis heute umfassen die mehr als 44.000 Sion-Reservierungen ungefähr 21.000 private Reservierungen mit Anzahlung, mehr als 1.500 neue private Reservierungen, die im Laufe der #savesion-Kampagne mit Anzahlungszusage bisher getätigt wurden, und ca. 22.000 unverbindliche B2B-Vorbestellungen. Diese Reservierungen und Vorbestellungen entsprechen einem potenziellen Nettoverkaufsvolumen von rund einer Milliarde Euro, vorausgesetzt, dass alle Reservierungen in einem Kauf resultieren.

Zudem konnte sich Sono Motors kürzlich eine Finanzierung in Höhe von 1,46 Mio. € von der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) sichern, um die Entwicklung der unternehmenseigenen Solartechnologie voranzutreiben.

„Unser Plan, dem Markt und Investoren mit wachsenden Reservierungen, Zahlungszusagen und zusätzlichen Mitteln in Höhe von fast 50 Millionen Euro ein deutliches Signal zu senden, scheint aufzugehen. Wir befinden uns in laufenden Gesprächen mit potenziellen Investoren und denken, dass wir mit der Verlängerung der Kampagne unser Ziel von 100 Millionen Euro erreichen und das Sion-Programm fortsetzen können. Das Engagement von tausenden Community-Mitgliedern hat die Nachfrage nach dem Sion einmal mehr unter Beweis gestellt. Die Entschlossenheit, die wir in Tausenden von Anrufen, E-Mails und persönlichen Gesprächen mit der Community spüren, kombiniert mit den interessierten Rückmeldungen zahlreicher potenzieller Investoren, bestärkt uns darin, sowohl die Kampagne als auch unseren Kampf für den Sion fortzusetzen – unsere erschwingliche, klimafreundliche und einzigartige Mobilitätslösung“, sagt Laurin Hahn, Mitbegründer und CEO von Sono Motors.

Jona Christians, ebenso Mitbegründer und CEO von Sono Motors, fügt hinzu: „Jeder einzelne Tag, den wir in die Zukunft investieren, lohnt sich. Deshalb haben wir uns entschieden, die Kampagne zu verlängern. Auf unserer europaweiten Tour haben wir bereits mehr als 5.000 Menschen in 13 verschiedenen Städten getroffen. Tausende haben den Sion bei Testfahrten hautnah erlebt. 12 weitere Stopps haben wir gerade angekündigt. Wir sind es diesen Pionieren schuldig, jetzt noch nicht aufzugeben. Wir sind es Ihnen schuldig, mehr Zeit einzuräumen, um noch mehr Menschen zu aktivieren, die die Mobilität revolutionieren wollen. Es liegt jetzt an uns allen, zu kämpfen. Zu kämpfen für den Sion, für die Zukunft und für eine Welt ohne fossile Energien.“

Erstkontakt mit dem Sono Motors Sion

Nach Innsbruck war Wien diese Woche der letzte Stopp der ersten #savesion-Roadshow. Per LKW kamen „Mercury“ und „Neptune“ in die Bundeshauptstadt. Mercury ist das dritte, Neptune das zehnte von insgesamt 18 per Hand aufgebauten Serien-Validierungsfahrzeugen. Mit diesen Fahrzeugen der dritten von fünf Entwicklungsstufen werden unter anderem gerade Crashtests in Italien durchgeführt, bevor im Sommer 2023 mit der Vorserienproduktion die vierte Entwicklungsstufe gestartet werden soll.

Einen brauchbaren Qualitätseindruck können diese Fahrzeuge also noch nicht liefern, fehlen doch unter anderem noch die Narbungen auf den unterschiedlichsten Oberflächen der ausschließlich eingesetzten recycelten Kunststoffe. Aktuell fühlen sich z. B. die äußeren Türgriffe noch sehr minderwertig an. Die Spaltmaße hingegen überraschten mich beim Erstkontakt positiv. Vor allem vor dem Hintergrund, dass vor mir schon 5.000 Leute ihre Finger an den Fahrzeugen hatten, die zum Teil – je nach Location – auch Probefahren durften. Und zimperlich waren die Gäste nicht, wie die Heckklappe von Neptune verdeutlichte. Ihre Gasdruckfedern hatten bereits das Ende ihrer Lebenszeit erreicht.

PV-Module könnten Schnee schmelzen!

Die Photovoltaik-Module, die sich derzeit in der sechsten Generation befinden, werden sich optisch nicht mehr stark verändern. Immerhin wird die Welligkeit verschwinden, wird mir versprochen. Richtig cool: Sono Motors erlaubt Privatkunden, die Module im Fall einer Beschädigung selbst zu tauschen. Deshalb ist zum Beispiel auch das Dach in drei Abschnitte geteilt.

So sehen die Solarmodule des Solarautos aus München aktuell aus!
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Um defekte Zellen zu auszumachen, nutzen die Entwickler die sogenannte Elektrolumineszenz. Dabei werden die Solarzellen elektrisch angeregt, kurzum bestromt, die dann Licht im Infrarot-Bereich abstrahlen – sofern intakt. Allerdings wird dies nur mit speziellen Kameras sichtbar. Die mit der Wartung des Sion beauftragten Bosch Service-Betriebe sollen mit einer solchen ausgestattet werden. Ein Vorteil der Elektrolumineszenz: Sie könnte zum Schmelzen von Schnee und Eis genutzt werden. Versuche dahingehend gibt es vonseiten Sono Motors allerdings keine. Für alle austauschbaren Teile, selbst die Hochvoltbatterie, wird es Stücklisten und Anleitungen geben. Die einzelnen Preise sind jedoch leider noch nicht bekannt.

112 km Reichweite pro Woche von der Sonne

An der Effizienz der Module (~23 %) wird ebenfalls noch gearbeitet. Im besten Fall liefern die am Sion verbauten 456 Halbzellen aktuell 1,2 kWp. Realistisch sind 600 bis 800 Watt. Ein Test am 13. Dezember 2022 in München brachte 650 Wh, was bei einem angenommenen WLTP-Verbrauch von 16,4 kWh/100 km einen Reichweitenzuwachs von vier Kilometer bedeutet. Das aus Entwicklungssicht realistische Ziel für einen Dezember-Tag sind fünf Kilometer. Über das gesamte Jahr betrachtet wird derzeit ein Reichweitenzuwachs von 112 Kilometer pro Woche angegeben. Die von BYD zugelieferte LFP-Batterie hat eine Kapazität von 54 kWh und ermöglicht eine Reichweite von 305 Kilometer nach WLTP. Die an der Vorderachse platzierte permanenterregte Synchronmaschine stammt von Zulieferer Vitesco Technologies und entwickelt maximal 163 PS und 270 Nm an Drehmoment.


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Viel Platz, nur nicht unter der Heckklappe!

Zurück zum Erstkontakt: Auffällig war auch das gute Platzverhältnis in allen Reihen des Sion. Zwei mehr als 1,9 Meter große Personen im 4,47 Meter langen Sion hintereinander setzen? Kein Problem! Frunk gibt es leider keinen, dafür viel Platz im Unterboden des Kofferraums, der selbst erstaunlich geräumig ausfällt. Einzig an der Öffnungsweite der Heckklappe sollte vor Serienstart unbedingt gearbeitet werden. Viel mehr als bis 1,7 Meter über dem Boden öffnet diese aktuell nicht. Ein No-Go! Das kleine Heckfenster, durch das man aufgrund der heruntergezogenen Dachlinie und der hohen Rücksitzlehnen samt Kopfstützen sowieso schlecht blicken kann, wird sich nicht vergrößern. Zu wichtig ist der Platz auf der Heckklappe für die PV-Module.

Nachgebessert wird hingegen bereits an der Helligkeit der in der ersten Reihe verbauten Displays. Die hauen einem momentan wahrlich die Augen ein. Induktives Ladepad für das Smartphone gibt es leider genauso wenig, wie USB-C-Anschlüsse hinten. Aus Kostengründen, wie man mir vor Ort antwortet. Man könnte sich ein Ladepad aus dem Zubehörmarkt holen und für die zweite Reihe, für den dort vorhandenen 12-V-Zigarettenanzünder-Anschluss, einen USB-Adapter. Muss ich wohl akzeptieren.

Dachträger wird es keine geben, einzige Option bleibt eine Anhängekupplung. Die Anhängelast könnte 750 Kilogramm betragen, sofern die relevanten Zulieferer ihr OK geben. Sollte dies nicht passieren, werden es wohl nur 450 Kilogramm.

Fazit

Schade, dass das Projekt des Sono Motors Sion – einem Community-getriebenen, umweltfreundlichen Solarauto – so viele Anläufe braucht. In diesem Solar Electric Vehicle stecken zahlreiche gute Ideen. Recycelte Kunststoffe im Innenraum, Einsparung von Binde- und Lösungsmitteln durch den Verzicht einer Lackierung, Reparaturerlaubnis für den Endkunden, uvm. Jetzt gilt es nur noch die finanzielle Hürde zu meistern. Es bleibt spannend.

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Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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