Der amerikanische Neo-Fahrzeugbauer Tesla hebt Autofahren auf ein neues Niveau. Nicht ausschließlich mit grenzgenialer Beschleunigung und (angeblichem) autonomen Fahren, sondern auch, und besonders mit seiner Bedienung. Ein Rendezvous voller neuer Erfahrungen.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Dass die ‚Tesla‘ richtig gut gehen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Wie brutal drei Sekunden auf 100 Sachen tatsächlich sein können, muss man aber am eigenen Leib erfahren. Sag ‚Hallo‘ zum Peitschenschlagsyndrom. Wie viele Anzeigen ich wohl wegen Körperverletzung von meinen Mitfahrern bekommen werde?
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Vierradantrieb sei Dank, verbeißt sich die 2,2 Tonnen schwere Limousine regelrecht im Asphalt und drückt, im Falle des P90D samt Software-Upgrade „Ludicrous“, mit unglaublichen 967 Nm Drehmoment an. Nach 3,4 Sekunden stehen im Test 100 km/h auf der Uhr, nach weiteren fünf 160. Absolut „von Sinnen“.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Dabei wurde der P90D während unserer Testwoche offiziell abgekündigt. Künftig gibt es aber, für all jene, die zu ihrem Orthopäden weiterhin eine gute Beziehung pflegen wollen, den P100D für 153.200 Euro. Der soll samt Software-Upgrade in unfassbaren 2,5 Sekunden die 100 Stundenkilometer knacken.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Die angegebene Reichweite des P90D von 509 Kilometer (nach NEFZ), hat man nach diesen Beschleunigungsorgien nie am Bordcomputer stehen. Allgemein kann aber gesagt werden, dass während des Tests zu keiner Zeit Reichweitensorgen auftraten. Bloß längere Wartezeiten vor den (in Wien) raren Tesla-Superchargern. Bei 140 km/h mit Tempomat sind, bei rund 10 Grad Celsius Außentemperatur, auf jeden Fall 300 Kilometer zurücklegbar.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
90 kWh fasst der in den Fahrzeugboden verbaute und gut eine Tonne schwere Akku des P90D. Einmal Vollladen kostet da schon je nach Kilowattstunden-Preis bis zu 20 Euro. Für realistische 350 bis 400 Kilometer Reichweite sieht die Energiebilanz dann nicht mehr ganz so sauber aus. Eine von der Größe her vergleichbare Diesellimousine verbraucht, sagen wir, acht Liter auf 100 Kilometer. Was etwa neun Euro bzw. knapp über 30 Euro für 350 Kilometer entspricht.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Zum Thema „autonomes Fahren“ möchte ich hier den Irrglauben vieler berichtigen. Der Tesla hält brav die Spur, pendelt kaum von Linie zu Linie, hat auch mit orangen Markierungen von Baustellen kein Problem und wechselt nach der Blinker-Betätigung selbstständig die Spur. Vom oft angepriesenen „autonomen Fahren“ ist der Test-Tesla jedoch noch weit entfernt!
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Bei der Bedienung ist das Model S dafür ganz weit vorn. Das Fahrzeug gibt den Eintritt per Keyless-Go frei, Start-Taster gibt es keinen, einfach ‚D‘ per Fahrstufenhebel einlegen und los geht’s. „Rückwärts“ genauso: ‚P‘ drücken, das Model S zieht die Handbremse von alleine an, samt Schlüssel aussteigen und einfach weggehen. Verriegelt wird von selbst. Top! Da fragt man sich, warum das nicht in allen Fahrzeugen so funktioniert?!
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Bis man sich auf dem hochkant stehenden 17 Zoll Display zurechtfindet, braucht es zwar einen Nachmittag, danach möchte man die schnelle Menüführung und die riesige Anzeige aber nicht mehr missen – von Google Maps und Spotify bis hin zur Steuerung des GPS-stützten Luftfahrwerks (es merkt sich auf Wunsch wo einmal händisch raufgepumpt wurde und wiederholt es in Zukunft von alleine an jener Stelle) und den Fahrlichteinstellungen.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Während das Infotainmentsystem also weit mehr bietet als ich mir erwartet hatte, ist die restliche Ausstattung auf dem Level bekannter Luxuslimousinen, wie zum Beispiel Mercedes-Benz, von denen auch einige Tasten und der Fahrstufenhebel am Lenkrad übernommen wurden.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Leider lässt sich Tesla die Übermacht in allen Belangen – Motorleistung, Batteriekapazität, Riesen-Bildschirm und viel Leder – teuer bezahlen. Der P90D kostet(e) ab 128.000 Euro, das Testmodell, ausgestattet mit Carbon-Applikationen und Glasdach, gar 159.000 Euro.
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Fazit: Tesla zeigt mit dem Model S, dass Auto, vor allem Elektroauto, auch anders geht. Es beschleunigt wie vom Gummiband gezogen, hat ausreichend Platz, schaut gut aus und ist auch noch Vorreiter bei Assistenz- und Infotainment-Systemen. Einzig der Preis relativiert den Überschuss an Protonen. Wie weit man wohl mit mehreren zehntausenden Euro an Spritgeld kommt?!
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
Daten Testwagen | 2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Basispreis: 128.000 Euro | Testwagenpreis: ~159.000 Euro | Motor: 2x Drehstrom-Asynchronmotor | Leistung Vorderachse: 193 kW/262 PS | Leistung Hinterachse: 375 kW/510 PS | Gesamtleistung (rechnerisch): 568 kW/772 PS | Gesamtleistung (real): 396 kW/539 PS | Gesamtdrehmoment: 967 Nm | Getriebe: 1-stufig | Antrieb: indirekter Allrad | Beschleunigung: 3 s | Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h | Batterie: Lithium-Ionen | Kapazität: 90 kWh | Normverbrauch: 22 kWh/100 km | CO2-Emission: 0 g/km | Normreichweite: 509 km (nach NEFZ) | Testverbrauch: 30–35 kWh/100 km | Testreichweite: ~300 km | Gesamtlänge/-breite/-höhe: 4.970/1.964/1.445 mm | Radstand: 2.960 mm | Kofferraumvolumen: 894 l | Leergewicht: 2.232 kg | zul. Gesamtgewicht: 2.670 kg
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |
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2016 Tesla Model S P90D Ludicrous | Photo © Christoph Adamek/autofilou.at |