Erster Test des VW ID.3 Pro Performance mit 58 kWh Batterie!
Endlich hatte ich die Möglichkeit den nächsten großen E-Auto-Wurf zu testen. Wenn auch nur für 1,5 Stunden und 85 Kilometer. Doch der VW ID.3 überzeugte mich im ersten Fahrtest. Warum und wo ich bereits Nachbesserungsbedarf sehe, lest ihr nachfolgend.VW ID.3: Der Volksstromer im 1. Test!
Auf ihm ruhen große Hoffnungen. Der VW ID.3 soll und darf gerne der nächste Volkswagen werden. Denn endlich haben auch die Wolfsburger eingelenkt und setzen mit dem ID.3, und seinem nächstes Jahr startenden, großen Bruder ID.4, vollends auf Elektromobilität.
Und der ID.3 wird ein Erfolg werden, davon bin ich spätestens nach den ersten Kilometern mit dem Pro Performance-Modell, also der Version mit der 58 kWh (netto) großen Batterie, überzeugt.
Gründe dafür gibt es viele.
Der wichtigste ist aber, dass Volkswagen Österreich den ID.3 preislich auf Angriff positioniert. Und dabei sind für den ID.3 mit der kleinsten Batterie (45 kWh netto) noch nicht einmal die Preise bekannt. Mein Testwagen jedenfalls startet schon bei 36.490 Euro. Die aktuell gewährte Umweltförderung für E-Fahrzeuge von bis zu 5.400 Euro ist hier noch nicht abgezogen. Wer sich also noch dieses Jahr für einen VW ID.3 Pro Performance entscheidet, bekommt also für 31.090 Euro ein äußerst konkurrenzfähiges Mittelklasse-Fahrzeug.
Zum Vergleich: Den Nissan LEAF e+ (62 kWh) gibt’s erst ab 42.990 Euro (ohne Bonus). Gut, der ist auch um 23 Zentimeter länger als der 4,26 Meter kurze ID.3. Aber selbst der etwas kürzere Hyundai KONA Elektro (4,18 m) startet mit 64 kWh großer Batterie erst bei 43.190 Euro.
Ihr seht also, dass VW allein preislich ordentlich auf die Tube drückt. Und selbst zwei Ausstattungsvarianten höher – VW ID.3 Pro Performance Business mit Matrix-LED-Scheinwerfern, beheizten Vordersitzen, Wärmepumpe, Rückfahrkamera, Keyless-Go, uvm. – steigt man mit 43.030 Euro sehr „günstig“ in einen Volkswagen.
Gründe dagegen aber auch ein paar.
So günstig ist der ID.3 nämlich nicht, weil Volkswagen auf Profit verzichtet und mit jedem verkauften Modell ein Verlustgeschäft eingeht. Nein, so günstig ist er nur, weil bei gewissen Dingen der Sparstift angesetzt wurde. Mir fehlt – vermutlich nur aufgrund meiner Größe – eine Gurthöhenverstellung, sodass der Gurt tatsächlich über das Schlüsselbein verlaufen würde und nicht an der Schulter entlang wo er im Falle eines Unfalls seitlich vorbeirutschen könnte. Auch bei der Materialanmutung wurde, subjektiv, gespart. Die Narbung auf dem weich hinterschäumten Armaturenbrett sieht eher nach up! als nach Golf oder höher aus. Dafür passt die Haptik der Touch-Lenkradtasten. Tasten wurden übrigens spärlich im Innenraum verteilt. Nicht einmal vier Fensterheber-Schalter gibt es vorne links. Ob wohl alle vier Fenster elektrisch auf und zu gehen. Wer von vorne die hinteren Seitenscheiben bedienen möchte, muss zuerst eine Touchfläche zum Umschalten zwischen vorne und hinten berühren. Zumindest auf den ersten Metern umständlich.
Und wie fährt sich der VW ID.3 nun?
Tatsächlich recht gefühllos. Zumindest was die Lenkung betrifft. Die ist zwar sehr direkt, ja fast schon eine Spur zu spitz übersetzt, aber selbst in der Sport-Einstellung zu leichtgängig. Vielleicht liegt’s auch einfach nur am fantastisch geringen Wendekreisdurchmesser von 10,2 Metern. Der VW Polo braucht einen Meter mehr! Bleiben wir beim Vergleich zum VW Golf VIII, der mir in unserem Test ja ein zu teigiges Pedalgefühl an den Tag legte. Das ist im ID.3 zum Glück nicht der Fall, und doch könnten die Bremsen ruhig bissiger zupacken und die Rekuperation noch etwas stärker sein – einfach für noch mehr E-Auto-Gefühl. Apropos Bremsen: Hinten gibt’s selbst im 49.040 Euro teuren Top-Modell VW ID.3 Pro S Tour (77 kWh) „nur“ Trommelbremsen, weil wartungsärmer, leichter und günstiger als Scheibenbremsen. Außerdem braucht es am E-Auto hinten nicht mehr. Der Abrollkomfort liegt, zumindest mit den 19-Zoll großen Rädern, eine Spur hinter dem des getesteten Golf VIII. Positiv überrascht hat mich die Geräuschdämmung. Der 204 PS starke ID.3 fährt befreit von jeglichen Windgeräuschen auch auf der Autobahn flüsterleise vor sich hin, und wahrscheinlich auch weiter bis Top-Speed 160 km/h.
Und auf der Energieseite?
Auf der Energieseite sieht’s auch nicht schlecht aus. Zumindest auf meinen hier zurückgelegten 85 Kilometern, denn hier lag der Durchschnittsverbrauch des 1,8 Tonnen schweren ID.3 bei 18 kWh. Laut WLTP sind’s mit den serienmäßigen 18-Zöllern 15,4 kWh/100 Kilometer. Schaffen soll er trotzdem bis zu 426 Kilometer am Stück. Mein Verbrauch deutet aber eher auf 320 Kilometer hin. Ein Glück, dass sich der Kompakt-E [;-)] Volkswagen beim Nachladen keine Blöße gibt. Er kann stets dreiphasig mit bis zu 11 kW Leistung geladen werden. Gleichstrom verträgt er mit bis zu 100 kW Leistung, der Pro S sogar bis zu 125 kW.
Fazit
Der VW ID.3 wird den Markt der E-Fahrzeuge wohl nicht nur in Österreich ordentlich aufmischen. Dazu hat er auf jeden Fall das Zeug. Die Platzverhältnisse sind vorne wie hinten, als auch im Kofferraum (385 l) hervorragend. Die Fahrleistungen und der Energieverbrauch beeindruckend. Und die Preise äußerst konkurrenzfähig. Da wird bei dem einen oder anderen Mitbewerber in naher Zukunft sicher der Einstiegspreis deutlich fallen. Ah ja, Marktstart war übrigens schon. Die ersten Händlerfahrzeuge sind schon draußen und wer jetzt bestellt, wird angeblich noch heuer beglückt.