autofilou.at Zum Inhalt

2017 Škoda Octavia Combi Style TDI: Der Test!

Der Škoda Octavia ist bestimmt nicht das spannendste Auto. Das neue, hässliche Gesicht hat er aber dennoch nicht verdient. Dabei stecken im Tschechen-Kombi doch einige verborgene Talente, wie mein 10-Tages-Rendezvous mit ihm zeigt.

2017 Škoda Octavia Combi Style TDI: Jetzt mit 4 Augen. Leider.

Ich gratuliere allen, die das Vor-Facelift-Modell des Octavia ihr Eigen nennen. Ihr dürft eindeutig das adrettere Modell bewegen. Denn die Leute, die das dieses Frühjahr gestartete Facelift fescher finden, kann ich in meinem Bekanntenkreis an einer Hand abzählen. Sorry, Škoda, aber da hat euch der bisherige Chefdesigner Jozef Kabaň vor seinem Abschied noch einen netten Strick gedreht.

Der Neue

Ab 1. September hat Oliver Stefani (zuletzt „Leiter Exterieur Design“ bei VW) die führende Designhand über alle künftigen Škodas. Wir zählen auf Sie! Und bitte vergesst so fade Farben wie das „Brilliant-Silber“ (+486,25 €) des Testwagens. Ja, ich weiß, Silber wird es neben schwarz und weiß immer im Programm geben. Aber seht Euch doch nur mal den letzten Sommer getesteten Octavia RS an, macht der nicht gleich viel mehr her?

Oliver Stefani Skoda Auto Design

Aber lasst euch nicht vom Äußeren blenden – auch wenn es schwerfällt. Der Octavia bleibt nämlich einer der Match-Maker dieser Fahrzeugklasse und stand vergangenes Jahr nicht umsonst hinter dem VW Golf in der Zulassungsstatistik auf Platz 2 (in der Schweiz gar auf Platz 1, als RS versteht sich).

Die Begeisterung

Doch was begeistert mich am unauffälligen Kombinationskraftwagen der Volkswagen-Tochter? Ganz weit vorne steht der Spritverbrauch. Der getestete 150-PS-Diesel mit Sechsgang-Handschaltung und Frontantrieb gibt sich über die zehn Testtage hinweg mit knapp über fünf Liter je 100 Kilometer zufrieden. Weniger als der 115-PS-7-Gang-DSG-Golf-Variant von letztens!

Dabei habe ich nicht auf spritsparendes Fahren oder niedriges Autobahn-Tempo geachtet. Ganz im Gegenteil, der Zweiliter-Turbodiesel tritt so fein von unten heraus an (8,5 s auf 100 km/h), dass im Zulassungsschein auch 170 PS stehen könnten. Und 400 statt nur 340 Nm maximales Drehmoment im Datenblatt.

Die Durchzugskraft überrascht insbesondere, weil das Getriebe so lang übersetzt ist. 50 km/h im fünften Gang sind der Schaltempfehlungsanzeige weit zu wenig, sie verlangt nach dem vierten. Und bei 140 km/h stehen keine 3.000 Umdrehungen auf dem Tacho, sondern lediglich 2.450. Also auch der sechste Gang ist lang übersetzt.

Die Antriebsseite des Test-Octavia ist fast perfekt. Wäre da nicht die nervtötende Kupplung oder das eingreifende Start-Stopp-System oder was auch immer den Motor bei gut jedem 10. Mal Anfahren abwürgt, um ihn dann selbst wieder anzuschmeißen. Das Thema ist uns schon aus dem SEAT Ateca, den Filou Christoph im März getestet hat, bekannt. Eine Erklärung haben wir bisher nicht.

Das Raumgefühl

Ebenfalls super: Das Platzangebot. Auf 4,67 Meter Außenlänge braucht sich keiner über Platzmangel beschweren. Selbst hinter mir (1,93 m groß) auf dem Fahrersitz, hat locker noch einmal eine 1-Meter-90-Person Platz. Das teilöffenbare Panorama-Glasdach schränkt die Kopffreiheit minimal ein.

Und eine Reihe weiter hinten, also im Gepäckabteil, wird der 4-Augen-Tscheche endgültig zum Lademeister. 610 Liter fasst das Heckabteil. Bei umgelegten Rücksitzlehnen sogar bis zu 1.740 Liter. Die elektrische Heckklappe, die dankenswerterweise sehr weit aufgeht, hätt’s aber nicht gebraucht.

2017 Skoda Octavia Combi Style TDI 150 Test Review

Das Angebot

Und was noch gefällt: Der Preis. Wie wir bereits des Öfteren – und Christoph zuletzt beim Kodiaq – festgehalten haben, sind die Škodas immer noch stimmig. Unser realistisch ausgestatteter Test-Combi kostet nicht einmal 35.000 Euro. Und damit eben erneut weniger als der kürzlich getestete VW Golf Variant. Aber um den Vergleich geht’s mir hier gar nicht, die Ausstattungen waren sowieso zu unterschiedlich.

Das Infotainmentsystem „Amundsen“ mit der feschen Glasfront und den Touch-Bedienelementen ist einfach nur großartig. Es ist übersichtlich, lässt sich – zumindest im Sommer ohne Handschuhe – einwandfrei bedienen, und kostet mit 635 Euro Aufpreis nicht die Welt.

Das Abstandsradar lässt sich, wie so oft, leider auch im Škoda nicht deaktivieren. Ich würd’s nicht mitbestellen, denn ich bin kein Freund von diesen Dingern. Außerdem ist der Tempomathebel unter dem Blinkerhebel mit mehr als 100.000 Funktionen, die ich bis heute nicht intuitiv bedienen kann, einfach überholt. Rauf drücken, Runter drücken, Knöpferl drücken, ziehen, wegdrücken, … sapperlot, passt das nicht, wie bei heutzutage fast allen Mitbewerbern, aufs Lenkrad selbst?!

Fazit

Für 34.729 Euro, oder durchaus weniger, liefert Škoda aktuell einen wirklich brauchbaren Combi mit reichlich Platz, guten Fahreigenschaften… und einer Juke-Multipla-ähnlichen Front aus. Fahrwerk, Ausstattung, Spritverbrauch alles top, aber die Optik für mich ein Flop. Das Facelift verkauft sich dennoch hervorragend, wie mir der Pressesprecher von Škoda Österreich, Justus Klug, verraten hat. Und die Zulassungsstatistik gibt ihm Recht. Sind wir also froh, dass nicht alle so oberflächlich sind, wie ich in diesem Fall.
Empfohlene Artikel

Der 2023 Renault Austral Iconic Esprit Alpine E-Tech Full Hybrid 200 im Test!

Es muss nicht immer „Plug-in“ sein. Der Renault Austral Hybrid mit 200 PS und Allradlenkung macht im Test eine gute Figur. Aber es gibt auch Verbesserungspotenzial.

von Christoph Adamek

Der 2023 Citroën ë-C4 X Shine Pack im Test!

Citroën bietet den elektrischen C4 jetzt auch als Limousine an – essenziell für manche Märkte. Der französische Stromer bietet eine volle Ausstattung zum moderaten Preis. Bei Dynamik und Ladeleistung muss man jedoch Kompromisse eingehen.

von Christoph Adamek

Der 2023 Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC im Test!

Der 2023er Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC liefert Langstrecken-Genuss der besonderen Art. Selten waren 197-Diesel-PS aus vier Zylindern so kultiviert, sparsam und stark zugleich. Das 4,72 Meter lange SUV im Test.

von Raphael Gürth

Der 2023 Alfa Romeo Tonale 1.3T PHEV im Test!

Mit Ecken, Kanten und Schnitzern, aber auch mit 280 PS und einer großartigen LED-Lichtsignatur schickt Alfa Romeo sein PHEV-SUV Tonale auf die Straße. Was er gut kann und was nicht, klärt der Test.

von Christoph Adamek
Maximal 5 Autos für den Vergleich möglich!
0 Fahrzeug(e) im Vergleich