Der 510 PS starke BMW X3 M Competition im Test!
Beim Buchstaben M denke ich vor allem an die Ikonen meiner Jugend. Den E36 M3 oder E46 M3, am besten in Coupe-form, mit glorreichem freisaugenden Reichensechser und den Trompetensound aus vier Endröhrln. Weil die Leut‘ aber SUV wie deppert kaufen, gibt’s nun auch vom BMW X3 einen M-Ableger.BMW X3 M: Herrlich Sinnlos
Für uns Autonarren gibt es unzählige Prestigeträchtige Kürzel. RS, GTI, GT genauso wie M von der Motorsportabteilung bei BMW, die seit mittlerweile Jahrzenten für die eiligen Kameraden diverse Automobile verfeinert. Sportliche Coupés oder Limousinen waren seit Anbeginn fester Bestandteil des BMW M GmbH-Programms. Ein SUV kommt mir da gar nicht in den Sinn. Doch die Zeiten haben sich geändert. Ob das Konzept bei den SUVs auch aufgeht? Der Test des BMW X3 M Competition zeigt’s.
Ein Sumoringer läuft Marathon
Denn das Modifizieren von Bewährtem – der X3 war 2021 mit 2.765 Einheiten der am häufigsten neuzugelassene BMW in Österreich (knapp vorm X1 mit 2.755 Stück) – ist eine Sache, bei der man sich leicht die Prazerl verbrennt. Von Verschlimmbessern ist dann schnell die Rede. Vor allem wenn ein SUV plötzlich die Gene eines Sportwagens eingepflanzt bekommt, dann ist es so, als müsste ein Sumoringer plötzlich einen Marathon laufen. Doch der freisaugende Reihensechser-Otto wird mittlerweile von zwei Turboladern zwangsbeatmet. Somit pumpt der auf drei Liter geschrumpfte Murl sagenhafte 510 PS und 650 Nm maximales Drehmoment auf die Kurbelwelle und weiter gen Achtgang-Automatik.
Vom Mailüfterl auf Tornado in Sekundenschnelle
Das Beachtliche: Der Sumoringer sprintet damit los, als wöge der 4,72 Meter lange X3 M nicht mehr als ein austrainierter Marathonläufer. Sobald das rechte Brettl den Befehl zum Angriff erteilt, schaltet der kultivierte Murl von Mailüfterl auf Tornado um. In 3,8 Sekunden geht’s dann auf Wunsch aus dem Stand auf 100 km/h. Die famose Automatik vollstreckt den Kickdown jederzeit gnadenlos. Schaltet anstandslos drei Gänge hinunter und hilft dabei, sich nachhaltig an jedem anderen Verkehrsteilnehmer mit stilechter, aber zeitgemäßer – heißt: nicht übermäßig lauter – Geräuschkulisse vorbeizuzoomen.
In der Bremszone sowie beim flotten Kurventanz – die Lenkung ist superdirekt – zeigt sich dann aber doch das Gewicht der Fuhre. Die 2,1 Tonnen Fahrzeuggewicht wollen schließlich auch verzögert sowie gelenkt werden – oder eben nicht. Erbarmungslos zerren die Trägheiten und Fliehkräfte an den armen Winterschlappen des Testwagens. Ächzend und jaulend tun sie ihren Unmut kund. Sie ziehen hier somit eine klare Grenze bei der Kurventreiberei.
Nichtsdestotrotz ist es immer wieder erstaunlich, wozu moderne Technik in der Lage ist. Vor kaum mehr als 20 Jahren hätte man mit den Fahrdaten des Dickschiffs noch Supersportwagen vom Schlage eines Lamborghini Diablo, kaffeetrinkend abgeledert. Ein Wahnsinn was sich in dieser Zeit getan hat.
X3 M technologisch auf der Höhe der Zeit
Auch bei beim Infotainment. Mit Bluetooth, Apple CarPlay® oder Android Auto™ gewinnt man mittlerweile keinen Blumentopf mehr. Das wird vorausgesetzt. Dafür treiben Head-up-Display, Ledersitze, harman/kardon®-Sourround Soundsystem, Laser-Scheinwerfer usw. den Preis ordentlich nach oben, sorgen jedoch für jede Menge Fahrkomfort. Ja, auch das kann der X3 M Competition. Die Bedienung über den großen Dreh-Drück-Steller sowie die unzähligen Taster für Radio, Klima oder Tempomat, müssen unbedingt beibehalten werden. Das ist wirklich Narrensicher und lässt keine Fragen offen. Nur die unsagbar billige Jalousie zur Abdeckung der Getränkehalter ist haptisch ein Graus. Beim Redesign der Abdeckung bitte gleich auch noch eine induktive Ladeschale hinzufügen, denn die sollte im Jahr 2022 bei einem Basispreis von 130.574 Euro für den BMW X3 M Competition doch inkludiert sein.
Fazit
Sinn oder Unsinn, diese Frage stellt sich hier nicht. Keiner braucht ein SUV mit 510 PS. Punkt! Meist sind es aber und leider die sinnlosen Dinge im Leben, die am meisten Freude bereiten. Darum geht’s bei diesem Bürgerkäfig. Besser als jede Psychotherapie um den Alltagsstress für einen kurzen Moment hinter sich zu lassen. Auch wenn diese Flucht nach 14 Liter feinstem Super-Plus auf 100 Kilometer verlangt.