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Das 2022 BMW X4 xDrive30d Facelift im Test!

Der BMW X4 hat sein erstes Facelift bekommen. Im autofilou-Test zeigt sich das 286 PS starke SUV-Coupé mal stärker und mal schwächer – ja nachdem von wo man es betrachtet.

BMW X4 xDrive30d: Alles ist relativ!

Bereits vor mehr als 400 Jahren beschäftigte sich der Universalgelehrte Galileo Galilei mit dem Relativitätsprinzip anhand der Frage, ob eine Kugel an Bord eines fahrenden Schiffes sich in Ruhe oder in Bewegung befindet. Während jemand, der am Ufer steht, die Kugel in Bewegung sieht, wäre die Kugel für einen Passagier des Schiffs in Ruhe. Es kommt also immer auf das Bezugssystem an.

Aber keine Sorge, der Text hier soll keine Einführung in die Physik werden. Ich möchte bloß darauf hinweisen, dass es bei der Bewertung von Beobachtungen meist keine absolute Wahrheit gibt, sondern es eben – genau wie bei Galileos Kugel – auf das Bezugssystem ankommt. So nämlich auch beim Sports Activity Coupé BMW X4, das 2021 die zweite Phase seines Modellzyklus begonnen hat. Die Front wurde aktualisiert und gleicht nun jener des BMW X3, praktischerweise sind hier adaptive LED-Scheinwerfer mit Matrix-Funktion bereits serienmäßig mit an Bord und die Nieren erhalten die Mesh-Einsätze der sportlichen BMW-Modelle, bei meinem Testwagen in Schwarz Hochglanz lackiert. Dazu gibt es bei allen 4- und 6-Zylindermotoren nun auch 48-Volt-Mild-Hybrid-Technologie dank integriertem Startergenerator. Aber was hat das denn nun mit dem Prinzip der Relativität zu tun? Dazu kommen wir gleich!

Die Relation Innen/Außen

Der BMW X4 xDrive30d ist 4,71 m lang und 1,92 m breit (und damit 5 cm breiter als ein BMW 5er). Er wiegt 1.935 kg und kann mit maximal 595 kg beladen werden. Stattliche Werte für ein stattliches Fahrzeug. Während man sich auf Autobahnen und Landstraßen über die Abmessungen freut, gerät man damit in engen Gassen und Garagen schon mal an seine Grenzen. Auch der zum iX3 identische Wendekreis von 12,1 Metern ist beim Rangieren auf kleinem Raum nicht förderlich.
Innen zeigt sich der X4 von einer anderen Seite. Zwar sitzt man in beiden Reihen bequem und auch der Koffer- bzw. Laderaum ist mit 525–1.430 Litern Volumen nicht zu verachten (BMW X3: 1.600 l). Trotzdem fühlt sich der X4 hier knapp zugeschnitten an, was hauptsächlich der coupéhaften Dachlinie geschuldet ist. Etwas Abhilfe schafft das große Glasdach (+1.650 € Aufpreis), das den in Bordeaux-Leder tapezierten Innenraum (+1.375 € extra) durch viel Licht luftiger wirken lässt.
Pluspunkte sind außerdem die elektrisch verstellbaren Sitze mit Lordosenstütze (die mir beim BMW 420d gefehlt haben), das große Head-up-Display und das harman/kardon®-Surroundsound-System für 1.212 Euro Aufpreis, das den Innenraum zum Konzertsaal werden lässt. Vermisst habe ich dafür eine induktive Ladeschale (das könnte langsam Serie sein) und einen Tempomat mit Abstandsradar.

Ein recht spezielles Problem ergab sich bei mir außerdem in einer engen Parklücke. Durch die dicken Türen und die abgerundete Form der Flanke (von der Dachkante über den Türgriff zum Seitenschweller beschreibt die Karosserie einen Bogen) ist das Aussteigen bei wenig Platz kaum möglich. Insgesamt hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass der X4 für sein pompöses Exterieur im Innenraum zu wenig Platz bietet.

Die Relation Kraft/Verbrauch beim BMW X4

Immer wieder bekomme ich bei BMW-Testwagen den Dreiliter-Sechszylinder-Diesel zum Fahren. Und immer wieder begeistert mich und meine Kollegen dieses Aggregat. 286 PS leistet der Motor und die maximalen 650 Nm Drehmoment stehen bereits bei 1.500 Umdrehungen zur Verfügung. Durch die verbaute Mild-Hybrid-Technologie sind es nun auch bis zu 11 zusätzliche PS vom Startergenerator. Über eine schnell reagierende 8-Gang-Automatik wird die Kraft permanent an alle 4 Räder übertragen. Der Sprint auf 100 km/h ist in 5,7 Sekunden möglich, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 245 km/h. Es ist ein wahrer Genuss, wie reibungslos das alles funktioniert, wie das Fahrzeug zu jeder Zeit (selbst im Segelmodus) sofort auf Veränderungen am Gaspedal reagiert und einfach immer genug Kraft da ist. Auf einem ebenso hohen Niveau bewegt sich auch das adaptive Fahrwerk, das dem Fahrzeug einen Spagat zwischen sportlicher Straffheit und komfortabler Nachgiebigkeit beschert. Und dann ist da noch der Verbrauch. 6,9 Liter im Schnitt pro 100 Kilometer bei zügiger Fahrweise. Wirklich ein beachtlicher Wert, insbesondere angesichts von Leistung und Gewicht.

2022 BMW X4 xDrive30d Heck

Die Relation Preis/Leistung

Wenn man sich bei BMW die Preise von gut ausgestatten Fahrzeugen ansieht, beginnt oftmals eine Phase der Ernüchterung. So auch hier. Der BMW X4 xDrive30d kostet mindestens 71.093 Euro und damit etwa 2.600 Euro weniger als der BMW 530d xDrive Touring. Mit dem M Sportpaket (3.537 €), dem Business-Paket Plus (2.895 €) und etlichen Optionen – Akustikverglasung, M Sportbremse, Anhängerkupplung, Laserlicht, Parking Assistant Plus oder dem Panorama-Glasdach – stehen am Ende 100.159 Euro auf der Rechnung. Wie bereits gesagt, ist hier kein Abstandstempomat dabei, teilautonomes Fahren ist also nicht möglich. Hier würde ich lieber auf ein paar andere Extras verzichten und dafür auf der Autobahn teilautonom fahren können. In dieser Konfiguration wäre mir der X4 keine 100.000 Euro wert, wenngleich gesagt werden muss, dass viele Fahrzeugführer leasen statt kaufen und sich die Endsumme dadurch weniger bemerkbar macht.

Fazit

Mit dem Dreiliter-Diesel zeigt BMW auch 2022 noch Laufkultur auf höchstem Niveau. Ich persönlich würde mir den Motor eher in einem 5er Touring als in einem X4 wünschen, aber auch im X4 macht man damit nichts falsch. Ob man für den geschrumpften Innenraum bei bulligem Äußeren mehr als 100.000 Euro hinlegen will, muss jeder für sich entscheiden. Ich fände das teuer, schließlich wären zu diesem Preis bereits BMW X5 oder X6 möglich.

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