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N wie Nürburgring: Der Hyundai i20 N im Test!

Kleine kompakte Autos mit ordentlich Leistung sind genau meine Kragenweite. Oftmals unnötig, aber ein Freudenspender sondergleichen. Und vielleicht handelt es sich beim Hyundai i20 N auch um den letzten seiner Art, denn ob es vom nächsten i20 wieder einen sportlichen Ableger, geschweige denn mit Verbrennungsmotor, geben wird, ist fraglich. Ich schätze diesen Test also sehr.

Hyundai i20 N: Kleine Krawallbüchse

Dass die N-Abteilung den Faktor Spaß wirklich ernst nimmt, hat schon mein Test des facegelifteten i30 N vergangenen Sommer gezeigt. Da stellt sich mir unmittelbar die Frage: „Wie machen die das?“ Sind bei der Konzeption nur junggebliebene Motorheads dabei? Sonst würden es optische Elemente wie der mächtige Dachkantenspoiler, die tiefe Schürze und das fette Endröhrl wohl kaum in die Serienproduktion schaffen. All das hebt den Hyundai i20 N deutlich von der Konkurrenz à la Ford Fiesta ST oder VW Polo GTI ab. Doch das allein reicht noch nicht für einen echten Hothatch.

2022 Hyundai i20 N Dragon Red Pearl Rot Test Review Fahrbericht
Photo © Alexander Strohmüller/autofilou.at

Leistung? Vorhanden!

Ein „großer“ Motor (1,6-Liter-Vierzylinder) muss her, mit Turbo und mindestens 200 PS, das steht außer Frage. Das macht auch im Beisl am Stammtisch ordentlich Eindruck. Gesagt, getan. Die 275 Nm (kurzzeitig sogar 300 Nm), respektive 204 PS, haben leichtes Spiel mit den 1.190 Kilogramm und sorgen für ordentlich Längsdynamik. 6,2 Sekunden stehen im Datenblatt für den 100er-Sprint. Schade, dass der Murl nicht der drehfreudigste ist. Der Sweetspot des Aggregats liegt zwischen 3.500 und 5.000 Umdrehungen pro Minute. Darüber fehlt es an Enthusiasmus, darunter ebenso. Gefühlt leiden die beweglichen Teile an Übergewicht. Bis der Motor im Leerlauf abtourt, vergehen lange Augenblicke. Das macht sich vor allem bei schnellen Gangwechseln bemerkbar (die Schaltkulisse ist ein Gedicht) und das „Proletieren“ im Stand mehr als peinlich. Vielleicht ist das aber auch der einzige Schutz um die Nachbarn vor unnötigem Krawall (94 dB eingetragen) im Stand zu schonen. Sind die Abgasklappen geöffnet, brabbelt und knallt es schon gewaltig. Auf Knopfdruck kann der N auch leise, falls man mal keine Lust auf Aufmerksamkeit hat.

Sperrdiff? Hat der Hyundai i20 N!

Das Fahrwerk des i20 N muss stets ohne jeglichen elektronischen Verstell-Hokuspokus auskommen, ist also rein analog. Der Spagat zwischen Sport und Komfort gelingt daher nur bedingt. Kurze Stöße schütteln die Insassen ordentlich durch. Lange Autobahnetappen sind definitiv nicht sein Metier, sondern die Kurvenhatz auf gewunden Landstraßen. Damit hier die Leistung nicht in Schall und Rauch aufgeht, hat Hyundai ein Torsen-Sperrdifferential an der Vorderachse verbaut. Das sorgt bei Traktionsverlust eines Rades für Power am anderen. Soll heißen: Mit Vollgas die Kurve anfahren, im letzten Moment Bremsen – alles ganz normal soweit also – dann jedoch, also bereits während des Einlenkens, einfach wieder aufs rechte Brettl latschen und erstaunt zusehen, wie es den Hyundai i20 N, dank der gesperrten Achse, Richtung Kurveninnenseite zieht. Unbeschreiblich! Der Moment, in dem ich als erwachsener Mann hinterm Steuer wie ein Kind zu kichern beginne.

Sportlich geht’s auch im Innenraum zu!

An Ort und Stelle halten dich in solchen Kurven die serienmäßigen Sportsitze, welche selbst auf langen Autobahnetappen bequem sind. Generell steht der Hyundai i20 N dem größeren Bruder i30 N in Sachen Innenraum – bis auf das Platzangebot natürlich – in Nichts nach. Richtige Drücker gibt’s am Lenkrad und der Klimaeinheit, Sensor und Touch am fetten 10,25 Zoll Navibildschirm, der allerdings nicht Standard ist. Die 1.490 Euro für das Infotainment-Paket sind trotzdem eine Okkasion, da man neben dem Screen noch ein BOSE®-Soundsystem bekommt, das selbst den engagiertesten Möchtegern-Sänger übertönt. Doch die Liste an Features ist noch lange nicht zu Ende: Spurhalteassistent, Lenkradheizung, Sitzheizung vorne sowie hinten und ein Haufen Möglichkeiten an Performanceanzeigen, Grafiken und was weiß der Kuckuck noch alles. Hier herrscht für einen Einstiegspreis von 30.990 Euro bereits volle Hütte.

2022 Hyundai i20 N Dragon Red Pearl Rot Test Review Fahrbericht
Photo © Alexander Strohmüller/autofilou.at

Fazit

Hyundai hat mal wieder abgeliefert. Der i20 N ist ein Auto, das auch im Jahr 2022 echte Emotionen weckt. Das Schalten, die Beschleunigung, der rotzfreche Auspuffknall und ja, auch die Tränen an der Tankstelle kaum mehr als 300 Kilometer (der Tank fasst nur 40 Liter) gehören dazu. Aber es seien ihm die neun Liter Testverbrauch gegönnt, denn wirklich zügeln kann ich mich in diesem Auto nicht.

2022 Hyundai i20 N Dragon Red Pearl Rot Test Review Fahrbericht
Photo © Alexander Strohmüller/autofilou.at
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