„Der Verbrennungsmotor bleibt noch viele Jahre dominant“, so ein Statement des erst kürzlich von mir besuchten „36. Internationalen Motorensymposiums“ in der Wiener Hofburg. Großes Thema unter anderem dieses Jahr: „Turboaufgeladene Dreizylinder“. Wer nun an die mittlerweile allseits vorhandenen Dreizylinder-Benziner denkt, liegt zwar richtig, doch im kürzlich ausgefassten A1 Sportback werkt ein Dreizylinder-Diesel. Ja, auch sowas gibt es. Wie sich der Ingolstädter mit kastriertem Selbstzünder fährt, klärt der Test.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Zugegeben, es war auch meine erste Begegnung mit einem Dreizylinder-Diesel. Wirklich viel hatte ich mir davon nicht erwartet. Ich hoffte lediglich, dass er so angebunden geht, wie es das Datenblatt versprach: 90 PS und 230 Nm Drehmoment, treffen auf 1.195 kg Leergewicht und beschleunigen den Feschak in 11,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Der kleine Selbstzünder hängt spontan am Gas und zieht vor allem in den ersten beiden Gängen richtig gut an. Als nervig stellte sich die meiner Meinung nach weniger gut gewählte Gangspreizung des manuellen 5-Gang-Getriebes heraus. Entweder man fährt bei 2.000 Umdrehungen herum oder man hat das Gefühl den Motor im nächsthöheren Gang bei 1.200 bis 1.400 Umdrehungen beim Sterben zuzusehen.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Ich konnte also nicht, wie bisher sonst in meiner 10-jährigen Autofahrer-Karriere, nach Gehör fahren. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Das „Stottern“ des Motors bei „niedrigen“ Drehzahlen ist übrigens bis 1.400 Umdrehungen vorhanden. Ich wählte also meist den niedrigeren Gang und fand mich mit höheren Drehzahlen ab.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Ich rechnete daher bei meinem ersten Tankstopp nach rund 800 km mit einem erhöhten Verbrauch. Doch die Zapfpistole klinkte sich schon bei nicht einmal 40 Liter aus. Bei wirklich nicht zurückhaltender Fahrweise (einige Beschleunigungsorgien in der Stadt, flotte Autobahnkilometer mit 140 nach Nadel und rasante Landstraßen-Kilometer zum GTI-Treffen am Wörthersee) und trotz der erhöhten Drehzahlen, brauchte der A1 Sportback also kaum 5 Liter auf 100 km. Respekt.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Beim Klang des Dreizylinder-Selbstzünders endet mein Respekt aber wieder. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das unaufhörliche Nageln des Motors ausschließlich schrecklich ist oder, ob der tief-tuckernde Sound schon wieder etwas Kräftiges an sich hat? Man weiß es nicht so genau. Im kalten Zustand jedenfalls klingt er sowohl von außen als auch von innen miserabel.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Apropos innen: Die Sitzposition könnte für große Leute besser sein. Hier zeigt sich der höhenverstellbare Fahrersitz selbst in der niedrigsten Stellung als zu hoch, sodass der Innenspiegel, obwohl er eigentlich zu klein ist, die Sicht nach draußen, vor allem rechts vorne, minimiert. Außerdem kann das Lenkrad nicht weit genug zum Fahrer gezogen werden, was zu noch aufrechterer Fahrweise zwingt und so den Spiegel noch präpotenter im Weg stehen lässt.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Dafür lässt sich die gesamte Multimedia-Einheit, bei Audi MMI genannt, perfekt steuern. Alle Taster und Schalter greifen sich gut an und sind eindeutigen und logischen Funktionen zugewiesen.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Den Platz auf der Rückbank kann man getrost vergessen. Die beiden Fondtüren helfen aber dabei Gegenstände leichter abzulegen. Nehmen vorne Normalgewachsene Platz, können hinten sicherlich Kinder untergebracht werden. Mehr aber auch nicht.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Der Kofferraum wiederum bietet den für diese Fahrzeugklasse gewohnten Platz. Sein Volumen wird mit 270 bis 920 Liter angegeben. Positiv anzumerken ist dabei die über die gesamte Fahrzeugbreite öffnende Heckklappe.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Fazit: Audis kleinster Spross fährt zwar auch mit dem Dreizylinder-Diesel komfortabel und sparsam, einen großen Vorteil gegenüber dem 1,6-Liter-Vorgänger-Vierzylinder konnte ich aber nicht feststellen. Der Unterschied im Verbrauch liegt (außerhalb des ECE-Zyklus) vielleicht bei einem ¼ Liter auf 100 km, das Nageln dagegen nervt schon nach 10 Kilometern. Und angesichts der mindestens 20.040 Euro, die man für den Dreizylinder-Fünftürer auf den Tisch legen muss, werden auf einmal auch andere Kleinwagen um ein paar Tausender weniger sehr attraktiv.
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2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at |
Daten Testwagen | 2015 Audi A1 Sportback 1.4 TDI sport | Basispreis: 22.080 Euro | Testwagenpreis: 28.386 Euro | Motor: 1,4-Liter-Dreizylinder-Turbodiesel | Hubraum: 1.422 cm³ | Leistung: 66 kW/90 PS bei 3.250 1/min | Drehmoment: 230 Nm bei 1.750–2.500 1/min | Getriebe: 5-Gang manuell | Antrieb: Front | Beschleunigung: 11,6 s | Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h | Normverbrauch: 3,4 l/100 km kombiniert | CO2-Emission: 91 g/km | Abgasnorm: Euro 6 | Testverbrauch: 4,9 l/100 km | Tankinhalt: 45 l | Gesamtlänge/-breite/-höhe: 3.973/1.746/1.422 mm | Radstand: 2.469 mm | Kofferraumvolumen: 270–920 l | Leergewicht: 1.195 kg | zul. Gesamtgewicht: 1.640 kg