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BMW i7: Himmel, Arsch & Nieren!

Medienvertreter die vergangene Woche nicht zur Weltpremiere des neuen 7ers nach München geladen waren, lud BMW nun ins Danubiana Meulensteen Art Museum südlich von Bratislava zur Vorstellung der rein elektrischen Variante, genannt BMW i7.

BMW i7: Polarisiert auf hohem Niveau

Eines muss man BMW lassen, sie trauen sich etwas. Holen sich für außergewöhnliche Designs seit Jahrzehnten vom Publikum eine Watschn nach der anderen ab – nur um ein paar Streitthemen zu nennen:

  • 1998 das Z3 Coupé, bekannt als „Turnschuh“
  • 2001 der 7er mit aufgesetzter Heckklappe und Tränensäcken-Scheinwerfern
  • 2004 der „Hängebauchschwein“-1er
  • 2008 der X6, der manche an einen k***enden Hund erinnert
  • 2013 der i3 mit irritierender Fensterlinie
  • 2019 der „Scheunentor“- oder „Heizkörper“-7er
  • 2021 der iX der so gar nicht nach BMW aussieht

Doch: Allesamt verkauften sich dennoch wie warme Semmeln (weltweit betrachtet) oder sind jetzt zumindest begehrte Sammlerobjekte. BMW schafft es das Außergewöhnliche zur Normalität zu machen. Oder wer von Euch schimpft heute noch über ein SUV-Coupé oder die großen Nieren?

Selbst die Zulassungsstatistik spricht dieselbe Sprache: BMW lag 2021 in Österreich im Markenranking auf Platz 3 (hinter VW und Škoda) und deutlich vor den anderen Premiummarken Mercedes-Benz (Platz 5) und Audi (Platz 6). Da kann man sich schon mal etwas vorwagen.

Und so kommt’s wie es kommen muss: BMW kündigt für 2023 den nächsten Augenroller und Köpfeverdreher an: Den neuen 7er. Hier setzen die Bajuwaren, wie auch beim Facelift des großen X7, auf vertikal gesplittete Scheinwerfer und polarisieren damit schon jetzt. Mich erinnern die Scheinwerfer, die optional mit jeweils zwei Swarovski-Kristallpaaren bestückt sind, an die des Škoda KAMIQ – falls ich das sagen darf. Die Nieren sind diesmal kaum-der-Rede-wert gewachsen – aber gut, was sollte auf normal, groß und gigantisch auch folgen – monströs etwa? Weil Design bekanntlich Geschmacksache ist, soll’s das mit dem Ausflug in die Kunst hiermit gewesen sein.

BMW i7 2023 Grey Gray Grau 7 Series Front Grill LED Headlights lamps
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Die Daten des BMW i7

Kommen wir zu den Fakten. Schließlich ist mir die Technik, die drinsteckt weitaus wichtiger als das Design. Und auf 5,39 Meter Außenlänge ist dafür mehr als genug Platz. Das ist von nun an die Standardlänge des i7, die Kurzversion wurde gestrichen. Zu klein ist der europäische Absatzmarkt. Die meisten Modelle werden in China und Middle East sowie den Staaten verkauft. Der Radstand bleibt mit 3,22 Meter nahezu unverändert. Der Wendekreisdurchmesser hingegen schrumpft mit optionaler Integral-Aktivlenkung (beinhaltet Lenkeinschlag an der Hinterachse) dankenswerterweise von 13,1 auf 12,3 Meter. An die 11,9 Meter des Mercedes-Benz EQS oder gar die 10,9 Meter der S-Klasse Langversion kommt der i7 somit leider nicht heran. Kein Wunder, ist der i7 doch auch satte 17,5 Zentimeter länger als der EQS und sogar 10,2 Zentimeter länger als die lange S-Klasse. Wahnsinn. Zwischen die Achsen der vollelektrischen Luxuslimousine packt BMW 105,7 kWh (brutto) Batteriekapazität, wovon 101,7 kWh, also etwa 96 Prozent, nutzbar sind. Zum Vergleich: Der iX hat bis zu 105,2 kWh (netto) und der EQS bis zu 107,8 kWh (netto) an Bord.

Die Reichweite gibt BMW mit bis zu 625 Kilometer, den Verbrauch mit 18,4 kWh/100 km nach WLTP an. Mit einem Strömungswiderstandskoeffizient (cW-Wert) von 0,24 liegt der i7 trotz zerklüfteter Front knapp unter dem hervorragenden Wert (0,25) des BMW iX. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten (Autobahn) dürfte der Verbrauch somit unter 25 kWh/100 Kilometer bleiben, womit rund 400 Kilometer Reichweite möglich wären. Nachgeladen wird mit bis zu 195 kW Gleichstrom oder 11 kW Wechselstrom. Von 10 auf 80 Prozent geht es im besten Fall in 34 Minuten.

BMW i7 Ladeanschluss Ladeleistung Charging Port Plug
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Marktstart Ende 2022

Ein Testwagen liegt jedoch in weiter Ferne (Anfang 2023) und selbst auf die erste Testfahrt (Herbst 2022) muss ich noch etwas warten. Zum Marktstart Ende 2022 gibt es erstmal nur den BMW i7 xDrive60 mit 544 PS Spitzenleistung und 745 Nm Drehmoment. Der beschleunigt in 4,7 s/0–100 km/h. Kurz nach dem Marktstart folgt der 740d xDrive mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Technologie und 300 PS. Ein stärkerer Stromer (i7 M70 xDrive) sowie weitere Verbrenner-Varianten folgen später.


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Platzangebot & Materialanmutung

Im Vergleich zu den Verbrenner-Modellen verliert der i7 nur gut zwei Zentimeter an Innraumhöhe und um den weiterhin vorhandenen Kardantunnel zu rechtfertigen, packt BMW selbst darin Batterien. Einen Frunk unter der vorderen Motorhaube gibt es leider nicht, obwohl dort – unter der riesigen Abdeckung – laut BMW sogar etwas Platz dafür wäre. Immerhin findet sich im Kofferraum eine Mulde für die Ladekabel wieder, wenngleich diese bei voller Beladung nicht zugänglich sind. Das Kofferraumvolumen beläuft sich wie im iX auf 500 Liter, die Verbrenner haben 40 Liter mehr. Das Platzangebot ist den Außenmaßen entsprechend auf allen Sitzplätzen üppig. Die Füße umgarnt auf Wunsch hochfloriger Teppich und den Hintern die Interieur-Ausstattung in der Ausführung „BMW Individual Leder Merino/Woll-Kaschmir“. Die Materialanmutung gehört wohl mit zum Besten auf dem Markt. Vielleicht aber ließ ich mich bei der ersten Sitzprobe auch einfach nur vom Liegegestühl, den Touchdisplays in den hinteren Türen und dem 31-Zoll großen „Theater Screen“ mit Touchfunktion und f***ing 8K-Auflösung täuschen, der optional unterm Glasdach auf seinen Schwenkeinsatz wartet. Das gabs so noch nie!

BMW i7 Highlights Theater Screen 8k Fernseher Touch Display Monitor
Photo © BMW

Die erste Reihe hingegen hat weniger exklusive Features abbekommen. Hier blickt der Fahrer weiterhin auf zwei nebeneinander angeordnete Displays (12,3 & 14,9 Zoll Diagonale), bedient via iDrive-Controller, Touch, Sprache oder Gesten und lässt den i7 dank zahlreicher Assistenzsysteme nach SAE-Level 2 teilautomatisiert Fahren. Die Vorrüstung für autonomes Fahren nach Level 3 ist ebenfalls bereits gegeben.

Fazit

Der richtig groß gewordene BMW i7 zeigt sich beim statischen Erstkontakt von einer nie dagewesenen Luxus-Seite. Die Materialien, Features und das Platzangebot überzeugen auf Anhieb. Wie es um die Praxisreichweite und das Fahrverhalten steht, muss eine erste Ausfahrt und ein ausgiebiger Test zeigen. In Österreich startet der BMW i7 xDrive60 derzeit bei 138.900 Euro, in Deutschland bei 138.310 Euro. Die Auslieferungen beginnen im Dezember 2022.

BMW i7 Heck Rear Lights Kofferraum Grey Grau
Photo © BMW/Milo Fabian
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