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E-Ausflugsfahrt: Der BMW i3s im Test!

„Elektroautos sind maximal gut für die Stadt“, so lautet meist die Meinung derer, die nicht für diese Art von Mobilität zu begeistern sind. Im autofilou-Praxistest beweisen wir, dass man mit dem BMW i3s sehr wohl einen Ausflug unternehmen und eine längere Strecke zurücklegen kann. Wenn die Planung stimmt.

Eine E-Ausfahrt, die ist lustig… vor allem mit dem BMW i3s

Es ist ein herbstlicher Sonntagnachmittag. Die letzten warmen Sonnenstrahlen im Jahr kitzeln im Gesicht und wollen einem so mitteilen: „Geh raus! Nütze die letzten schönen Stunden vor dem kalten Winter!“ Gesagt, getan. Gemeinsam mit meiner Freundin mache ich mich auf den Weg nach Lichtenegg. Der 1.000 Einwohner Seelenort liegt mitten in der Buckligen Welt in Niederösterreich. Von meiner Wohnung in Wien aus, sind es nach Lichtenegg exakt 85 Kilometer. Hin und retour somit 170. Mit einem Verbrenner kein Problem. Doch der BMW i3s hat laut WLTP eine Reichweite von 270 Kilometern. Und wir wissen alle, wie „real“ solche Angaben sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass man diese Reichweite nur im Eco Pro+ Modus schafft, der einem dann maximal 90 km/h empfiehlt. Auf der Autobahn wird man mit einer zweistelligen Geschwindigkeitsangabe jedoch zu einem kleinen, in unserem Fall Melbourne Roten, Hindernis. So purzeln bei 130 km/h die Kilometer in der Reichweitenanzeige. Das könnte knapp werden.

Und wird es auch. Denn bei der Ankunft in Lichtenegg zeigt der Bildschirm eine Restreichweite von 127 Kilometern an. Wenig, wenn man auf der Heimfahrt noch irgendwo einkehren möchte. Doch ein Elektroautofahrer hat für alles einen Plan…

Vom Windrad direkt in den BMW i3s

Der Grund für den Trip nach Lichtenegg ist ein Windrad, und zwar das der Gesellschaft „Bucklige Welt Wind“. Die unternimmt jeden Samstag und Sonntag von April bis September zwischen 13 und 17 Uhr Führungen durch das Windrad bis hinauf auf eine Aussichtsplattform in 60 Metern Höhe. Das Besondere für Besitzer eines E-Autos: Am Fuße des Windrads gibt es Starkstromsteckdosen zum Aufladen! So gelangt der Strom vom Windrad direkt ins Auto. Praktisch. Und vor allem auch thematisch sehr passend.

Während der 45 Minuten dauernden Führung erfährt man nicht nur sehr viel über die Funktionsweise von Windrädern, sondern man betätigt sich auch körperlich: Mehr als 300 Stufen muss man im Inneren des Windrads erklimmen, bevor man von der Aussichtskanzel einen wunderschönen Ausblick erleben darf. An manchen Tagen kann man von der 360 Grad verglasten Plattform sogar den Neusiedlersee sehen. Ein Ausflug lohnt sich! Vor allem mit E-Auto. Wobei wir wieder beim Thema sind…

Der etwas andere BMW

Voll aufgeladen ist der BMW i3s nach der Besichtigung leider nicht ganz. Doch die 184 Kilometer, die uns jetzt angezeigt werden, sollten auf jeden Fall reichen. Wer seinen Stromer schnell voll aufgeladen haben möchte, der kann auch Mitten im Ort zur E-Tankstelle fahren. Dort kostet das Anzapfen übrigens nichts, wie auch am Windrad.
Der BMW i3s macht, die Reichweite mal außenvorgelassen, eine richtig gute Figur. Dank der erhöhten Sitzposition hat man als Fahrer eine ausgezeichnete Rundumsicht und sitzt bequem im geräumigen Cockpit. Die Sitze sind komfortabel, könnten aber ein wenig mehr Seitenhalt geben. Auf die hinteren Sitze gelangt man durch die hinten angeschlagenen Selbstmördertüren. Das Platzangebot im Fond ist maximal als O.K. zu bezeichnen. Der Kofferraum fasst 260 Liter, bei umgeklappter Rückbank sind es 1.100 und damit etwa so viel wie im VW Polo.

Einige Bedienelementen, etwa die für die Klimaanlage, kennt man schon aus anderen Fahrzeugen aus München. Der schwebende Bildschirm in der Mittelkonsole wirkt im Gegensatz dazu sehr erfrischend und so gar nicht typisch BMW. Nachhaltige Materialien (z.B. Sitzbezüge aus Schafwolle und Naturleder) lassen den Innenraum wohnlich wirken.

Fahrdynamisch lässt man es im BMW i3s lieber gemütlich angehen. Die 184 PS in unserem 120 Ah-Modell verleihen dem kleinen BMW zwar ordentlich Dampf, doch die Reichweite leidet schwer darunter. Den Sprint von null auf 100 km/h schafft der i3s in 6,9 Sekunden und beschleunigt maximal bis 160 km/h. Womit wir eigentlich beim Einleitungssatz wären: „Elektroautos sind maximal gut für die Stadt“. Zwar mag der Ausflug schön und das Anstecken am Windrad praktisch gewesen sein, doch wäre es deutlich beruhigender gewesen, gar nicht erst auf das Nachladen angewiesen zu sein. Es hätten ja auch andere E-Auto-Fahrer die genau gleiche Idee haben können und schon hätte unser i3s keinen Strom mehr zapfen können. Das Fahren mit dem kleinen E-Fitzer macht zwar auf Landstraßen und auch Autobahnen Spaß, in der Stadt macht er aber am meisten Sinn. Zumal es immer mehr E-Tank-Parkplätze gibt, die extra für Elektroautos ausgewiesen sind.

Das kostet der BMW i3s eDrive

Wie vorhin schon erwähnt, konnte ich beim Windrad gratis aufladen. Das ist recht praktisch, wenn man bedenkt, dass unser Testwagen mit Extras insgesamt 57.744 Euro kostet. Da lohnt es sich, an kostenlosen Steckdosen anzustecken. Auch ohne Extras wie Glasdach, Navigationssystem und Lederpaket wären es immer noch rund 44.000 Euro. Sorry BMW, aber das ist schon sehr viel für ein Auto, dass in den meisten Fällen eher als Zweit- oder gar Drittfahrzeug benutzt wird.

Fazit

Nein, Elektroautos sind nicht nur für die Stadt da. Auch ein Sonntagsausflug lässt sich wunderbar damit machen. Man muss nur ein bisschen mitdenken und genug Energiequellen einplanen. Sowohl für Auto als auch Fahrer. Der BMW i3s ist ein toller Stromer, wirkt auch noch nach mehr als sechs Jahren auf dem Markt sehr modern und frisch, und fährt sich gut. Reichweite und Preis passen leider gar nicht (mehr) zum ansonsten guten Konzept.

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