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Der Dacia Jogger Extreme TCE 110 im Test!

Der Dacia Jogger punktet mit viel Platz für wenig Geld. Obendrein ist er auch noch sparsam, bloß der Komfort bleibt teilweise auf der Strecke.

Dacia Jogger Extreme TCE 110: Transport-Kombi-SUV-Crossover

Einfach mal viel einladen können. Einfach mal Kosten reduzieren. Einfach mal Joggenr gehen fahren. Auch wenn dieser von mir erdachte Werbe-Claim nicht besonders großartig klingt, zeigt er doch die Essenz des Dacia Jogger: Ein Auto mit viel Platz und Variabilität, das einfach zu bedienen ist und obendrein nicht viel kostet. Um dieses Fahrzeug zu kreieren, haben die Ingenieure aus Rumänien und Frankreich gefühlt jegliche Fahrzeugklassen miteinander kombiniert und ein Crossover vom Crossover erschaffen. Ein bisschen Van, ein bisschen Kombi, dann noch etwas SUV-Look. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine Cabrio-Version.

Dass sowas nicht immer gut geht, sieht man zum Beispiel an der ersten Version des Mitsubishi Eclipse Cross. Bei der Konzept-Mischkulanz des Joggers dürfte aber vieles richtig gelaufen sein. Hier treffen viel Platz für Passagiere und Gepäck auf einfache, aber solide Technik (simply clever lässt grüßen) und kompakte Außenmaße in attraktivem Design. Und der Motor ist zwar etwas ruppig, dafür aber agil und sparsam. Aber sehen wir uns das ganze mal im Detail an.

Platz da ein Dacia!

Der Dacia Jogger ist „nur“ 4,55 Meter lang. Also nahezu genau so lang wie ein aktueller Mitsubishi Eclipse Cross oder ein Hyundai Tucson. Im Gegensatz zu den beiden anderen Fahrzeugen haben im Dacia aber bis zu sieben Personen und 160 Liter Gepäck Platz, 607 Liter und 5 Personen oder alternativ zwei Personen und 1.819 Liter Gepäck. Das ist dann etwa so viel wie in einem 40 Zentimeter längeren BMW X5.
Im Detail gibt es ein paar Verbesserungsmöglichkeiten: Die 2. Reihe ist nicht verschieb-, sondern nur hochklappbar. So bleibt für Passagiere auf der Rückbank deutlich weniger Beinfreiheit als sie eigentlich haben könnten.

Auch die Ladefläche ist dadurch nicht ganz eben, weile eine Vertiefung für die Füße der Passagiere in Reihe 3 besteht – auch wenn man gar keine dritte Reihe im Modell verbaut hat. Und dann wäre da noch der „Griff“ in der Kofferraumabdeckung, der gar keiner ist. Da hätte man sich auch die Vertiefung sparen können… Aber wenn man einfach mal schnell ein großes Fahrrad in den Kofferraum packen möchte, ist das vielleicht vernachlässigbar.

Wenig Sitzkomfort!

Den meisten Komfort hat man in der ersten Reihe, aber selbst dort bleiben die Sitze auch nach mehreren ausprobierten Sitzeinstellungen unbequem. Dass es hier nicht einmal optional Abhilfe gibt, ist für mich das größte Manko des Fahrzeugs. Sie fühlen sich an, wie überzogene Schaumstoffwürfel, bieten wenig Unterstützung beim Sitzen, keine Lordosenstütze und nur mäßigen Seitenhalt. Längere Strecken sind damit zwar machbar, aber unkomfortabel. Wenn es hier ein Extra gäbe, ich würde ungeschaut zugreifen. Es wäre ein großes Upgrade für den Jogger.

Einfache Lösungen

Der Dacia Jogger steht ganz im Zeichen einfacher Lösungen. Das erkennt man zum Beispiel im Innenraum an den verbauten Knöpfen und dem Infotainmentsystem. Das Mitteldisplay gibt es beinahe genau so auch in der Alpine, das Lenkrad, den Schalthebel und die Bedienung der Klimaanlage könnte man aus dem Renault Clio kennen und die Fernbedienung hinter dem Lenkrad überhaupt aus so ziemlich jedem Renault. Aber irgendwie muss man die Preise ja verringern. Und die Sache hat auch etwas Gutes. Denn immerhin haben sich diese Systeme bereits bewährt und Kinderkrankheiten wurden schon behoben. In meinen Augen könnte die Menüführung trotzdem etwas intuitiver aufgebaut und die Soundanlage potenter sein. Immerhin sind in der Ausstattungslinie „Extreme“ Navigation und Rückfahrkamera dabei.

Aber nicht alles, was der Jogger zu bieten hat, ist aus anderen Konzern-Modellen abgekupfert. So lässt sich beispielsweise die Dachreling zu einem Dachträger umbauen. Ich würde mir hier eine andere Methode als die verwendete Torx-Schraube wünschen, aber das würde dann wieder extra kosten.

So fährt sich der Dacia Jogger

Der Dacia Jogger wird ausschließlich von einem 1,0-Liter großen Dreizylinder-Turbobenziner angetrieben. Seine 110 PS Leistung und 200 Nm maximales Drehmoment klingen erstmal nach nicht sehr viel, kommen mit dem 1,2 Tonnen leichten SUV-Kombi gut klar. Auf dem Papier stehen 10,5 Sekunden für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h und 180 km/h Spitze. In der Realität fühlt er sich unbeladen aber beinahe schon spritzig an. Das liegt wohl auch daran, dass der Jogger über nicht allzu viel Dämmung verfügt, eher straff gefedert ist und der kleine Motor kernig klingt. Immerhin ist er dafür auch beim Verbrauch ein Asket. Nach mehreren hundert Kilometer über Stadt und Land kam ich auf einen Schnitt von 6,2 Litern auf 100 Kilometer. Und zwar inklusive Passagieren und Gepäck. Bloß ein halber Liter mehr als die Werksangabe. Das kann sich sehen lassen. Der 50 Liter Tank reicht somit für etwa 800 km am Stück.

Das kostet der Dacia Jogger

Der Preis ist die wahre Stärke des Dacia Jogger. Ab 16.690 Euro ist er derzeit als 5-Sitzer in der Essential Version zu haben. Die hier getestete Extreme-Version mit schwarzen Leichtmetallrädern, Rückfahrkamera, Klimaautomatik und Keyless Go kostet 19.590 Euro, die 7-sitzige Variante 20.590 Euro zuzüglich 558 Euro für die Metallic Lackierung, 210 Euro für die Sitzheizung und 663 Euro für das Navi. Dazu gibt es 3 Jahre Garantie.
Ein ebenfalls 110 PS starker Škoda Octavia Combi (ein beliebtes Familienauto) kostet mit mindestens 27.560 Euro deutlich mehr. Überhaupt gehören die meisten Fahrzeuge, die weniger als 20.000 Euro kosten, zu den Klein- oder Kleinstwagen. Der Lada Vesta wäre hier noch am ehesten ein Konkurrent.

Nur ein Stern im NCAP Crashtest

Es ist wohl eine Erwähnung wert, dass der Dacia Jogger nur einen von fünf möglichen Sternen beim NCAP Crashtest bekommen hat. Das liegt vor allem an der, laut Dacia, bewusst nicht verbauten Sicherheitsausstattung. So soll der Verzicht auf einen Gurtmelder in der 3. Reihe den Ausbau der Sitze möglichst leicht machen. Das kostet aber einen Stern. Ein weiterer Stern geht für den Notbremsassistenten drauf, der zwar Autos erkennt, aber keine Fußgänger. Für erwachsene Passagiere wären sonst immerhin 4 und für Kinder 3 Sterne als Ergebnis möglich gewesen.

Fazit

Dacia holt aus den verschiedenen Karosserieformen das Beste heraus und vereint sie in der Form eines vielseitigen Billigautos. Mit 21.322 Euro ist der Preis wirklich heiß. Ein paar Abstriche beim Komfort, insbesondere bei den Sitzen, muss man aber in Kauf nehmen.

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