Der Mercedes-Benz E 220 d All-Terrain im Test!
Ein E 350 BlueTEC war, im Herbst 2014, das erste Modell, das mir Mercedes-Benz Österreich als Testwagen zur Verfügung stellte. Jetzt haben die Stuttgarter die E-Klasse neu aufgelegt und damit wohl DAS Technik-Flaggschiff auf vier Rädern geschaffen. Zwei von vielen Gründen für mich, mir den feschen Stern etwas genauer anzusehen.Mercedes-Benz E 220 d All-Terrain: Eierlegende Wollmilchsau
Luxus gepaart mit Abenteuer-Lust, so könnte man wohl die All-Terrain E-Klasse beschreiben, zumindest den Testwagen. Er kommt zwar „nur“ als 220 d daher, kostet aber dennoch stolze 94.000 Euro. Wie kommt’s? Nun ja, mehr Ausstattung geht wohl kaum.
Aber zuvor zum Antrieb…
Denn auch wenn nur E 220 d hinten draufsteht, leistet der Vierzylinder-Diesel mittlerweile 194 PS und stellt schon ab 1.600 Umdrehungen 400 Newtonmeter maximales Drehmoment zur Verfügung. Doch weil der Kombi als All-Terrain mehr als 1,9 Tonnen auf die Waage bringt, bleibt er beim Kick-down weit entfernt von einem WOW-Effekt. Acht Sekunden sind’s laut Datenblatt aus dem Stand auf Tempo 100. Anfühlen tut sich’s nach 10 oder 11. Vermutlich, weil die 9-Gang-Automatik so seidenweich schaltet und der Allrad die Kraft so fein verteilt, dass sich die Beschleunigung höchstens an der digitalen Tachonadel zu erkennen gibt.
Unendliche Stille
Und zuhören kann man dem Vierzylinder-Turbodiesel auch nicht wirklich. Die Dämmung wird wohl einen nicht zu missachtenden Anteil am hohen Leergewicht tragen. Sie sorgt aber dafür, dass der Selbstzünder kaum als solcher zu identifizieren ist. In den letzten sieben Jahren des Testwagen-Fahrens, bin ich wohl nur in einer Handvoll Fahrzeugen gesessen, die so Leise ihr Werk verrichten (E-Autos ausgenommen). Selbst bei 140 oder mehr km/h ist es mucksmäuschenstill im Großraumkombi.
Diesel-Knauser
Und trotz Gewicht und Allrad knausert er auch noch beim Spritverbrauch. 6,5 Liter auf 100 Kilometer sind tatsächlich unfassbar wenig für die an den Tag gelegte, gemischte Fahrweise und unterschiedlichen Fahrmodi. Herauskehren möchte hierbei das Einlenkverhalten. Wahnsinn. Bei einem Slalomparkour könnte man mit dem 4,95 Meter langen Kombi antreten und alles in Grund und Boden wedeln. Andererseits könntet ihr jetzt auch aufzeigen und sagen: „Was will autofilou, kost‘ ja schließlich auch 94.000 Euro, der Testwagen.“ Und ja das stimmt. Bei dieser Summe für einen E 220 d muss auch alles passen.
Was meint Filou Christoph?
Und glaubt mir, ich will wirklich etwas negativ Aufgefallenes kundtun, aber da gibt es absolut nichts, was mir an den zehn Testtagen emporsprang. Auch Filou Christoph monierte allenfalls die gewöhnungsbedürftige Touchbedienung am Lenkrad. Und halt den Preis. Fakt ist jedenfalls, …
… die E-Klasse bleibt Ladekönig.
Weder in den VW Golf Variant noch in den Skoda Octavia Combi passte mein Mountainbike als Ganzes hinein. Die E-Klasse schluckt es ohne zu zögern. Das Kofferraumvolumen beziffert sich auf 670 bis 1.820 Liter. Die Sitze werden vom Kofferraum aus elektrisch entriegelt. Die versteckte Anhängekupplung ebenfalls. Und auch die Kofferraumklappe ist elektrisch. Aber ja, bei dem Preis… Und per Fußkick unter den Kofferraum lässt sie sich natürlich auch öffnen.
Assis & Leder ohne Ende!
Dazu gibt’s neue Pixel-LED-Scheinwerfer, die perfektes Licht (homogen, breit, weit, blendfrei, …) auf die Straße werfen, fehlerfreie Verkehrszeichenerkennung und unterstütztes Fahren samt automatischen Spurwechseln sind nur ein paar der Highlights. Und ja, 94.000 Euro. Und dann das Interieur. Leder über Leder über Leder. Und die beiden riesigen Displays vorm Lenkrad… Es funktioniert alles, lässt sich einwandfrei ablesen und fühlt sich nach 2030 an. Zwar vielleicht nicht auf Anhieb intuitiv, aber so ist es wohl, wenn einen die Technik förmlich erschlägt.