Freitagmittag, Sonnenschein, zwanzig Grad – kein Wunder, dass meine gute Laune ungebrochen war. Nicht nur das Wetter war mir wohlgesonnen, auf dem Firmenparkplatz wartete auch der Streitwagen des Teufels mit 162 vorgespannten Pferden auf mich. Angst und Schrecken galt es zu verbreiten. Im Laufe des Wochenendes gab es für mich aber noch mehr über die italienische Schönheit namens Diavel Carbon zu erfahren.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Understatement? Fehlanzeige! Diese Diva zieht allzeit Blicke auf sich. An der Kreuzung reicht ein kurzer Zupfer am Gasgriff, und der Testastretta-Motor brüllt angriffslustig. Wie vor einem Zähne fletschenden Hund weichen Passanten zurück. Was für eine Freude. Ein Hoch auf das abgedunkelte Visier, das meinen Grinser dabei verbarg.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Ich schickte einem Kollegen ein Foto mit meiner Vermutung, dass die Diavel locker das neue Motorrad von Batman sein könnte. Mit seiner Antwort „Es ist aber schon das von Arrow!“ konnte ich mich abfinden, dieser Held ist auch düster genug. Die kurzen Auspuff-Endrohre in Verbindung mit der Einarmschwinge, die das gewaltige Hinterrad in Szene setzen, hinterlassen einen mächtigen Eindruck.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Dabei scheint die Ducati leichter in der Handhabung zu sein als angenommen. Mit breitem Stand über dem 77 Zentimeter tiefen Sitz lässt sie sich leicht vom Seitenständer heben. Auch das Trockengewicht von 205 Kilogramm, das immerhin sieben Kilo unter der Multistrada liegt, ist weniger als erwartet. Die Mitstreiter von Yamaha und Harley-Davidson bringen hier rund 85 Kilogramm mehr auf die Waage.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Aber nicht nur wegen des geringen Gewichts fühlte ich mich in Schräglagen pudelwohl. Trotz der Behäbigkeit durch den breiten 240er Hinterreifen klebte die Maschine in sämtlichen Kurven am Boden. Durch das tiefe, kompakte Chassis wurde ich in eine Embryonalstellung über den Lenker gezogen, um beim anschließenden, donnernden Beschleunigen möglichst wenig Luftwiderstand zu bieten.
Die drei zur Verfügung stehenden Fahrmodi Urban, Touring und Sport lassen sich sowohl während der Fahrt als auch im Stillstand wechseln. Der Profi kann die einzelnen Modi sogar noch adaptieren und unter anderem die Motorkennlinie anpassen. Wo im Urban-Modus noch auf 100 PS gedrosselt wird, leistet der V2-Motor in Sport und Touring ganze 162 PS.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Im tiefen Drehzahlbereich fehlt der Italienerin leider etwas Kraft, aber allein schon des Sounds wegen hielt ich sie stets über 5.000 Touren als ich durch die Kurven des Helenentals zog. Die Fahrdaten konnte ich dabei über zwei Displays im Auge behalten. Doch trotz guter Ablesbarkeit verliert man, angesichts der Fülle an Informationen, schon mal die Übersicht.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Zum Beispiel die Anzeige der Restreichweite, die bei vollem 17 Liter Tank 300 Kilometer anzeigt. Vollständigkeit halber sein ein Durchschnittsverbrauch von sechs Litern je 100 Kilometer erwähnt. Aber zum Spritsparen wurde die Ducati Diavel definitiv nicht gebaut. Interessanter ist eher die Breite des Tanks, die meinen Knieschluss etwas einschränkt. Die Beine lehne ich aber sowieso lieber locker an.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Ebenfalls komfortabel ist der weiche Sitz, sogar der Ansatz einer kleinen Rückenlehne ist zu spüren. Ein kluges Konzept gibt es noch beim Sozi-Sitz. Dieser ist zwar serienmäßig abgedeckt, mit einem Schraubendreher lässt sich aus dem Einsitzer aber sogleich ein Zweisitzer bauen.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Fazit: Die Ducati Diavel 1200 Carbon strotzt – ab der Drehzahlmitte – nur so vor Kraft, männlicher geht’s wohl nur mehr mit Brustbehaarung. Nicht nur das Donnergrollen des Testastretta-L-Twins, sondern auch die beiden Jet-ähnlichen Lufteinlässe neben dem Frontscheinwerfer lassen mein Herz höher schlagen. Eine Herausforderung stellte das Zusammenspiel zwischen Cruiser und leichtem Gewicht dar, das ich so nicht kannte. Gerade deshalb ist die Diavel wahrscheinlich nichts für Jedermann. Aber bekanntlich kommen nur die Harten in den Garten! So gilt es auch beim Preis von 24.895 Euro stark zu bleiben.
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2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Photo © Gerhard Piringer/autofilou.at |
Daten Testmotorrad | 2015 Ducati Diavel 1200 Carbon ABS | Basispreis: 24.895 Euro | Motor: Wassergekühlter 2-Zylinder 4-Takt „Testastretta-V-Twin“ | Hubraum: 1.198 cm3 | Bohrung x Hub: 106,0 x 67,9 mm | Verdichtung: 12,5:1 | Getriebe: 6-Gang manuell | Antrieb: Kette | Leistung: 119 kW/162 PS bei 9.250 1/min | Drehmoment: 130,5 Nm bei 8.000 1/min | Trockengewicht: 205 kg | zul. Gesamtgewicht: 400 kg | Länge/Breite/Höhe: 2.257/920/1.280 mm | Radstand: 1.590 mm | Sitzhöhe: 770 mm | Federweg vorne/hinten: 120/120 mm | Bremsscheibe vorne/hinten: 320/265 mm | Tankinhalt: 17 l | Testverbrauch: 5,9 l/100 km