Honda Civic Type R GT Black Edition: Ist er zu hart, bist du zu schwach!

Die Weihnachtszeit ist an sich eine besinnliche Zeit, ständen nicht unzählige Tests und Klausuren auf der Uni an. Da kam der Honda Civic Type R gerade Recht um meinen Geist vom allgegenwärtigen Prüfungsstress abzulenken.

Honda Civic Type R GT Black Edition test review fahrbericht

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Die Japaner haben beim neuen Civic Type R einiges umgekrempelt. Baba Saugmotor, Hallo Turbo! Honda-typisch dreht der Motor noch immer wie von der Tarantel gestochen durchs Drehzahlband. Nur beendet der Begrenzer die Drehzahlorgie bereits bei 7.000 Umdrehungen pro Minute, anstatt wie früher bei 8.400.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Sicher war der ehrwürdige Zweiliter-Sauger ein Spektakel, aber wirklich schnell war er nie. Somit trauere ich dem freiatmenden Aggregat nicht wirklich nach. Im Gegenteil, der Turbo steht dem Civic ausgezeichnet. Egal ob bei hohen oder niedrigen Touren, der Murl schiebt den Type R allzeit würdig vorwärts. Kein Wunder bei 400 Nm Drehmoment zwischen 2.500 und 4.500 Umdrehungen und einem Leistungsoutput von 310 PS.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Dass vor allem mit Winterreifen die Traktion in den ersten drei Gängen bloß eine Legende ist, verwundert wohl die wenigsten. Da kann selbst das Sperrdifferential, das an sich einen guten Job macht, nicht zaubern. Trotz widriger Bedingung durchsprintete der Honda die 100 km/h in 5,5 Sekunden. Eine Temporestriktion kennt der Type R nicht und rennt, falls erforderlich, 270 km/h Spitze.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Ebenso kompromisslos ist die Lenkung. Sie ist präzise wie ein Skalpell. Jede noch so kleine Lenkbewegung wird sofort an die Räder weitergeleitet. Eine Geradeausfahrt auf den ersten Metern ist schlichtweg unmöglich und der nächste Alkotest somit fast schon fix.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Vor allem im R-Mode wird der Honda noch härter, direkter, lauter. Das treibt die Leidensfähigkeit von Pilot und Besatzung an die Schmerzgrenze. Ich hätte es mir auch gleich denken können, dass das nichts für die Autobahn, sondern eher was fürs Pässeheizen oder zum Zeitenjagen auf dem Track ist.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Überhaupt ist der Honda kein Gerät für den Highway. Nicht weil er unkomfortabel wäre oder gar laut ist. Aber der fette Heckflügel und die vier Endröhrln motivieren mir schlichtweg zu viele Verkehrsteilnehmer zu einem „Hatzerl“. Sie fahren unnötig dicht auf und wollen ein Rennen provozieren, das sie sowieso verlieren würden. Das ist mir auf Dauer doch zu stressig.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Wirklich wohl fühlt sich der Bürgerkäfig dafür auf der Landstraße. Meter um Meter, Kurve um Kurve inhaliert man das Asphaltbandl in der Hoffnung es möge nie enden. Ist die Streckenführung bekannt, verschärft sich die Gangart zunehmend. Das rechte Brettl wird durchgedrückt, die Schaltwechsel werden hektischer und die Bremspunkte näher an die Kurven verlegt.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Die gelochten Brembo-Stopper mit einem Durchmesser von 35 Zentimetern (an der Vorderachse) sind eine Wucht. Sie zeigen sich völlig unbeeindruckt von meinen, teils harten, Bremsungen. Hier zeigt der Type R deutlich, dass er nicht nur optisch ein Tracktool ist, sondern es auch wirklich ernst meint. Immerhin umrundet der Honda Civic Type R in 7:50,63 Minuten die 20,8 Kilometer lange Nürburgring Nordschleife, damit unterbietet er den Seat Leon Cupra um knapp acht Sekunden.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Nach so viel Spaß und Freude am Fahren fürchtete ich den ersten Tankstopp. Doch dieser ließ erstaunlich lange auf sich warten. Erst nach 500 Kilometern begann das orange Lämpchen im Armaturenträger zu leuchten und bettelte um Nachschub. Der Bordcomputer war ganz Optimist und signalisierte mir 9,4 l/100 km. Ich traute den Zahlen nicht und stellte mich auf über zehn Liter ein.

2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

An der Zapfsäule gab’s die nächsten Überraschungen. Erstens ist nur normales Super (ROZ 95) erforderlich und zweitens kippt sich das Flügelmonster tatsächlich nur 9,5 Liter auf 100 Kilometer in seine Brennräume. Bravo, ich bin beeindruckt! Hätte ich das Start-Stopp-System nicht ständig deaktiviert, wäre der ein oder andere Zentiliter wohl noch drin gewesen. Aber was soll’s, soviel Spaß muss sein.

Fazit: 310 PS mit Frontantrieb, kann das funktionieren? Ja, es kann! Sicher stößt man bei den aktuellen Temperaturen mit einem Fronttriebler schneller an die Grenzen der Physik als mit Allrad. Der simpleren Technik sei Dank hält sich aber der Preis mit 42.690 Euro in leistbaren Sphären.

Daten Testwagen | 2016 Honda Civic Type R 2.0 VTEC TURBO GT Black Edition | Basis- & Testwagenpreis: 42.690 Euro | Motor: Vierzylinder-Turbobenziner | Hubraum: 1.996 cm³ | Verdichtung: 9,8:1 | Leistung: 228 kW/310 PS bei 6.500 1/min | Drehmoment: 400 Nm bei 2.500–4.500 1/min | Getriebe: Sechsgang manuell | Antrieb: Front | Beschleunigung (0–100 km/h): 5,7 s | Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h | Normverbrauch: 7,3 l/100 km kombiniert | CO2-Emission: 170 g/km | Abgasnorm: Euro 6 | Testverbrauch: 9,5 l/100 km | Tankinhalt: 50 l | Gesamtlänge/-breite/-höhe: 4.390/1.878/1.466 mm | Radstand: 2.594 mm | Kofferraumvolumen: 475–1.191 l | Leergewicht: 1.453 kg | zul. Gesamtgewicht: 1.700 kg