Der KIA Ceed SW Platin 1.5 T-GDI DCT7 mit 160 PS im Test!
Ein 48 Volt-Startergenerator und die Segelfunktion des 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes bescheren dem KIA Ceed SW Facelift mit 1,5 Liter Turbobenziner im Test top Verbrauchswerte. Aber kann der im slowakischen Žilina produzierte Ceed auch sonst überzeugen?KIA Ceed SW Facelift: Überzeugend!
Wenn ich mir das KIA Ceed SW Facelift von vorne ansehe, dann erinnern mich die Designspangen in seiner Stoßstange doch sehr an die Narben von Joker. Ob das Designteam beim Zeichnen die bekannte Filmfigur als Vorlage hatte, ist nicht überliefert und eher mal anzuzweifeln. Optisch hätte es die Überarbeitung meiner Meinung nach nicht gebraucht. Das 4-Punkt-Design des Tagfahrlichts am Vorfacelift finde ich auch heute noch attraktiv. Jetzt sind es halt drei kurze Striche nebeneinander, die das 2022er Modell kennzeichnen. Der im Testwagen verbaute, sehr überzeugende Motor war jedenfalls seit Mitte 2021 auch schon im „alten“ Modell erhältlich.
Top Verbrauch!
In unserem Test Anfang 2019 genehmigte sich der 1,4 Liter große und 140 PS starke Turbobenziner im Vorfacelift Ceed SW mit ebenfalls Siebengang-Doppelkupplung fast acht Liter. Davon ist der neue 1,5 Liter Vierzylinder-Turbobenziner weit entfernt – mitunter dank der verbauten 48 Volt-Technik und weil die Automatik nun auch das Segeln beherrscht. Im vollbeladenen Fahrzeug, zu viert inklusive drei Paaren Ski und zugehörigen Skischuhen sowie Equipment, lag der errechnete Autobahnverbrauch bei 6,3 Liter auf 100 Kilometer. Wer 120 km/h auf der Autobahn fährt, kann den Verbrauch sogar unter 6 l/100 km drücken. Und selbst in der Stadt sind Verbräuche unter sieben Liter kein Thema. Hut ab!
So sind mit einer Tankfüllung (50 l) Strecken von fast 800 Kilometer am Stück machbar. Aufgefallen ist die hohe Abweichung des Tachos im volldigitalen 12,3 Zoll Display: 130 km/h laut Nadel sind nur 125 km/h nach GPS. Wer also künftig einen langsam fahrenden KIA Ceed vor sich hat, weiß woher das kommt. Die km-Laufleistung ist jedenfalls auf 0,7 Prozent genau.
Eco-Modus muss man mögen!
Zugegeben, den Verbrauch erfuhr ich ausschließlich im Eco-Modus. Einfach weil dieser nach jedem Start aktiv ist. Eine Möglichkeit dies auf die beiden anderen verfügbaren Modi „Comfort“ oder „Sport“ abzuändern, gibt es leider nicht. Und an den Eco-Modus muss man sich erstmal gewöhnen, denn der Kraftschluss des Siebengang-Doppelkupplers ist so krass verzögert, dass ich zeitweise dachte, in einem Auto mit einer Automatik aus den 2000ern zu sitzen. Das Losfahren erfolgt dabei gefühlt erst zwei Sekunden nachdem der Fuß das Gaspedal tritt. Schnell in den Verkehr einfädeln? Im Eco-Modus kein ungefährliches Unterfangen. Gut, auf der Autobahn bleibt dieser Nervenkitzel aus, doch in der Stadt war ich lieber im Comfort-Modus unterwegs, der diesen Effekt zum Glück vollständig egalisiert, aber nach jedem Fahrzeugstart neu anzuwählen ist. Die Härte der Stoßdämpfer ändert sich zwar nicht mit dem Modus, braucht sie aber auch nicht. Der Ceed SW liegt sowohl beladen als auch unbeladen komfortabel auf der Straße. Den Sport-Modus habe ich so gut wie nie benutzt, da der Ceed SW auch mit 160 statt ehemals 140 PS nicht zum Sportler wird. Aus 9,4 Sekunden für den Standardsprint werden weiterhin unaufregende 8,8 Sekunden. Dafür ist der Durchzug beachtlich, wenngleich ich leider keine Werte für z. B. 80–120 km/h vorweisen kann. Der Klang jedenfalls bleibt in allen drei Modi unverändert zurückhaltend.
JBL-Sound enttäuschend
Nicht nur zurückhaltend, sondern gar als enttäuschend würde ich das von JBL® verbaute Soundsystem bezeichnen. Zum Glück kostet die ab der Gold-Ausführung des Ceed verbaute Anlage keinen Aufpreis. In der Mittellage, also auf Center eingestellt, spielen gefühlt nur die vorderen der insgesamt acht verbauten Boxen, und dies auch völlig verwaschen. Klarheit bei Nachrichtendurchsagen oder klassischer Musik – bei Grundeinstellung nicht vorhanden. Und der Equalizer hilft leider auch nur bedingt weiter.
Außerordentlich gut ist dafür die Wischautomatik, die meine Gedanken lesen konnte und die Wischer immer dann tanzen ließ, wenn ich es auch händisch getan hätte. Das funktionierte bislang in keinem anderen Auto so auffällig perfekt. Auch die restliche Bedienung ist top. Es gibt ein separates Klimabedienteil, über das auch die Sitzheizung und -lüftung sowie die Lenkradheizung aktiviert werden können. Das 10,25 Zoll große Touchdisplay ist angenehm weit oben montiert, die Menüs sowie das Navi übersichtlich gestaltet und es gibt einen Lautstärke-Drehregler. Loben möchte ich auch die Sitzposition samt weit oben montiertem Innenspiegel. Dennoch ist die Sicht – z. B. zur Ampel – für große Fahrer nicht optimal. FahrerInnen mit langen Beinen, sitzen gezwungen weiter hinten, wodurch die Sicht nach vorne oben erschwert wird. Das optionale Glasdach hilft dabei nicht. Erhältlich ist dieses im KIA Ceed SW Facelift nur im Paket zusammen mit der elektrischen Heckklappe für in Summe 1.700 Euro Aufpreis.
Platzangebot OK
Apropos lange Beine und elektrische Heckklappe: Das Platzangebot im 4,6 Meter langen Kombi ist klassenüblich. Hinter meinen 1,93 Metern könnte ich dabei nicht selbst Platznehmen. Und im Ceed SW Facelift mit 48 Volt-Startergenerator schrumpft der Kofferraum, zumindest auf dem Papier, beträchtlich. Zwar bleiben ein paar Fächer unter dem Kofferraumboden erhalten, doch das Volumen nach VDA verringert sich um 113 Liter von 625 auf 512 Liter. Aber wie schon weiter oben erwähnt: Ein kurzer Skiurlaub zu viert geht sich gut aus.
Die Preise des KIA Ceed SW Facelift
Einen neuen KIA Ceed zu fahren, gelingt Anfang 2022 laut Liste grundsätzlich ab 18.840 Euro (Ceed Titan, 100 PS, MT6). Der SW genannte Kombi kostet je nach Ausstattung zwischen 200 und 1.200 Euro mehr. Im Fall des Testwagen sind es die gnädigen 200 Euro. Allerdings ist der Einstieg in dessen Ausstattungsvariante Platin grundsätzlich erst ab 31.240 Euro (Ceed Platin, 160 PS, MT6) möglich. Wer zusätzlich das Doppelkupplungsgetriebe und die 48-Volt-Technik will, legt nochmals 4.300 Euro drauf. Mein 160 PS starker Platin-Ceed SW kostet somit mindestens 35.740 Euro. Die Metalliclackierung „Machined Bronce“ gibt’s für 500 Euro extra und das bereits erwähnte Glasdach und die Sensorgesteuerte Heckklappe im Paket für 1.700 Euro. Macht unterm Strich 37.940 Euro. Kein Schnäppchen, aber die sieben Jahre allgemeine Garantie sowie das ebenfalls siebenjährige Kartenupdate dürfen hierbei nicht unerwähnt bleiben.
Fazit
Der KIA Ceed SW mit 160 PS starkem Benziner dürfte selbst Vielfahrer mit seinem geringen Autobahnverbrauch und der daraus resultierenden großen Reichweite überzeugen. Abgesehen davon bleibt der Motor akustisch im Hintergrund und die Siebengang-Doppelkupplung waltet stets sanft ihres Amtes. Wer das maximale Kofferraumvolumen benötigt, muss zum klassischen Handschalter greifen, denn der kommt ohne 48-Volt-Technik aus. Bedienung und Komfort überzeugen auf ganzer Linie.