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Nissan GT-R Prestige Edition: Der König des Kontrasts!

Der Gerät brät! Wurde der GT-R tatsächlich vom scharfen Renner zum prüden Alltagsgefährten domestiziert? In den bisherigen Generationen konnte man der Hardware beim Arbeiten zuhören. Dem Getriebe wie es knackst und knirscht oder auch dem Allradsystem wie es sich verspannt und sträubt. Und jetzt? Er drückt & klebt! Diese Zeiten gehören mit dem 2017er-Modelljahr tatsächlich …

Der Gerät brät!

Wurde der GT-R tatsächlich vom scharfen Renner zum prüden Alltagsgefährten domestiziert? In den bisherigen Generationen konnte man der Hardware beim Arbeiten zuhören. Dem Getriebe wie es knackst und knirscht oder auch dem Allradsystem wie es sich verspannt und sträubt. Und jetzt?

Er drückt & klebt!

Diese Zeiten gehören mit dem 2017er-Modelljahr tatsächlich der Vergangenheit an. Der GT-R lässt sich jetzt entspannt wie nie bewegen. Umso krasser der Kontrast, den er dadurch liefert. Denn kaum pinselt man voll aufs Pedal, drückt es einen mit einer Vehemenz in den Sitz, die man sonst nur aus Elektrofahrzeugen – wie dem Tesla Model S – kennt. Bloß, dass dem Nissan der Saft selbst jenseits der 200 Sachen nicht ausgeht.

Während viele aktuelle Power-Fahrzeuge die Leistung nur über die Tachonadel abbilden, macht sie der Nippon-Racer für den gesamten Körper fühlbar. Dafür sorgen die beiden Turbolader, die dem 3,8-Liter-V6 ab 3.300 Umdrehungen pro Minute so richtig Dampf machen. Dabei werden 570 PS und 637 Nm maximales Drehmoment auf das in transaxle Bauweise (an der Hinterachse) verbaute Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe losgelassen …brutal.

Vorteil der hinten verbauten Getriebeeinheit: die Gewichtsverteilung. So klebt Godzilla in Kurven auf dem Asphalt wie Kaugummi in den Haaren. Das Allradsystem ist so ausgeklügelt, dass bereits am Scheitelpunkt der Kurve voll aufs Gas gelatscht werden kann und man die reinste Freude daran hat, zu spüren, wie die Kraft auf die einzelnen Räder verteilt wird.

Die aufgezogenen Semislick-Reifen tragen ihr Übriges dazu bei. Irre. Während man mit jedem anderen Fahrzeug schon längst den nächsten Baum geküsst hätte, verkrallt sich der GT-R im Asphalt und bittet um noch mehr Gaspedalstellung.

Richtig krass umgesetzt wurde – wie bereits erwähnt – die Fahrwerksverstellung. Paust der GT-R im Race-Mode noch alle Bodenunebenheiten genauestens ab, bügelt er sie im Soft-Mode auf Kompaktwagen-Niveau weg.

Sound & Sessel top!

Die Soundorgie die dabei frei wird, ist fern von allem, was man von anderen Supersportlern kennt. Kein übermäßiges Schreien, kein neo-beliebtes Sprotzeln beim Zurückschalten, keine bis ins letzte ausverfeinerte Soundfanfare, einfach nur kräftig dumpfes Ausatmen. Sehr viril. Ein wenig Sprotzeln hätte er übrigens schon dürfen, darauf wartet man nämlich irgendwie. Immerhin ist der Sound der BOSE-Anlage: Bass-lastig 1A.

Die Sportsitze wurden von mir auf dem Weg vom niederösterreichischen Wieselburg an den Wörthersee (zum GTI-Treffen) auf der Langstrecke getestet. Sie passen, zumindest für meine Statur (1,93 m sportlich schlank), perfekt. Hat man die intelligente „Einrad“-Verstellung einmal gefunden und verstanden, ist das Gestühl ruckzuck in die richtige Position gebracht.

Immer noch ein Plastikbomber?

Die Verstellung des Lenkrads hat, die vielen Facelifts hinweg, keine Aufwertung erfahren. Die beiden Hebel, einer für Längs- und einer für Querverstellung, sind schwer zugänglich und von einer wackeligen Kunststoffverkleidung umrahmt. Das Lenkrad selbst könnte statt des speckigen Leders gerne Alcantara®-bezogen sein und die darauf befindlichen Tasten größer. Über irgendetwas muss ja schließlich gemeckert werden [;-)].

Das restliche Interieur wurde mit dem letzten Update auf Vordermann gebracht. Die gefahrene Prestige-Ausstattung verfügt über handvernähte Sitzbezüge und auch das Armaturenbrett ist lederbezogen und feinsäuberlich vernäht. Vom ehemaligen „Plastikbomber“ ist der aktuelle GT-R weit(er) entfernt. Dankeschön.

Kaum Platz & schluckt dennoch viel!

Die zweite Sitzreihe will ich hier gar nicht näher ansprechen. Ihr Platzangebot ist de facto nicht vorhanden. So dienen die beiden Einzelsitze bestenfalls als Ablage. Und umlegen lassen sie sich obendrein nicht.

Dafür ist der Kofferraum überraschend geräumig – 315 Liter. Mit asiatischer Faltkunst soll sogar ein Golfbag hineinpassen. Ich probierte es mit einem Wakeboard, gab dann aber recht schnell auf und verfrachtete dieses auf die Rückbank.

Schluss nun mit für diese Fahrzeugkategorie unnötigen Gedanken wie Platz auf der Rückbank oder im Kofferraum. Redet ja auch keiner über den Spritverbrauch von gut 18 Liter auf 100 Kilometer – 100 Oktan, versteht sich. Die Leistung muss ja auch von wo kommen.

Fazit

„Der Alltagsgerät für Rennstraße!“, „Brutaler Sch***“ oder etwas harmloser „Schweißnasse Hände“ – während der Testzeit wurden mir nicht nur reichlich „Daumen hoch“ von BMW- und Radfahrern, sondern auch diese Wortfetzen zugeworfen. Tatsächlich wohnt dem GT-R ein Charakter inne, wie kaum einem anderen Fahrzeug. Obwohl er „nur“ ein Nissan ist, geliebt wird er von allen – egal ob jung oder alt, Auto- oder Radfahrer – und womit? Mit Recht! Die 124.750 Euro Ausrufungspreis hat man oder eben nicht.
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