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Unterwegs mit dem Hyundai ELEC CITY Fuel Cell Bus!

Hyundai setzt auf Wasserstoff. Und zwar nicht erst seit gestern. Besonders im Nutzfahrzeugsektor wollen sich die Koreaner etablieren. Wie? Das zeigt die erste Mitfahrt mit dem Hyundai ELEC CITY Fuel Cell Bus durch Wien.

Greener Linien: Ein Wasserstoffbus für Wien

Als Autotester kommt es bei mir selten vor, dass ich auf einen Bus warten muss. Heute ist das ausnahmsweise einmal anders. Ich stehe an der Haltestelle „Michael Neumann Gasse“ im 19. Bezirk in Wien und warte. Allerdings nicht auf die Linien 5B oder 11A, die diese Station anfahren, sondern auf den Hyundai ELEC CITY Fuel Cell. Der ist Hyundais Antwort auf nachhaltige Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr und wird gerade ausgiebig von den Wiener Linien getestet. Wobei testen das falsche Wort ist, denn immerhin wurde schon eine erste Wasserstofftankstelle in Leopoldau in Betrieb genommen. Kurz gesagt: Die Dieselbusse werden Schritt für Schritt durch Brennstoffzellenfahrzeuge ausgetauscht. Laut Dipl. Ing. Peter Wiesinger von den Wiener Linien ist das nämlich 1:1 möglich. „Wir hatten in der jüngeren Vergangenheit auch Elektrobusse im Testeinsatz. Die Reichweiten schwankten je nach Jahreszeit sehr und waren selbst unter idealen Bedingungen nie ausreichend für uns.“

Wie ein Bus mit Brennstoffzellenantrieb funktioniert, wird den anwesenden Kollegen und mir bei einer kleinen Fahrt auf den Wiener Kahlenberg demonstriert. Und weil die coolen Kids immer in der letzten Reihe sitzen, pflanze ich mich dort auf einen der leider sehr engen Sitzplätze. Die Enge ist den Armlehnen geschuldet, die jeder der vier Sitze in der letzten Reihe hat. Die Zweiersitze haben diese Armlehne nur auf der Seite, die dem Gang zugewandt ist. Was sonst noch auffällt, sind die Lüftungsdüsen oberhalb der Seitenfenster. Die kann sich, zumindest im Testbus, jeder Fahrgast selbst einstellen.

2022 Hyundai ELEC CITY Fuel Cell testdrive Vienna

Wie funktioniert der Hyundai ELEC CITY Fuel Cell?

Der ELEC CITY ist deutlich höher als ein normaler Linienbus. Das liegt daran, dass auf dem Dach vorne die Batterien (mit einer Kapazität von zweimal 39,2 kWh, gesamt also 78,4 kWh), mittig die Tanks für den Wasserstoff und im hinteren Teil die Klimaanlage aufgebaut sind. Die fünf karbonfaserverstärkten Drucktanks auf dem Dach, mit je 175 Liter Fassungsvermögen, können bis zu 35,15 Kilogramm Wasserstoff bei 700 bar speichern. Damit soll der Bus bis zu 550 Kilometer weit kommen. Laut den Wiener Linien konnten unter realen Bedingungen bis zu 450 Kilometer herausgekitzelt werden. Mehr als ausreichend, wenn man bedenkt, dass ein Bus im Dienste der Wiener Linien täglich durchschnittlich 380 Kilometer zurücklegt. Angetrieben wird der 10,99 Meter lange Bus von einem Asynchron-Zentralmotor von ZF. Dank einer Nenndauerleistung von 245 PS beschleunigt der 12,7 Tonner in 9,5 Sekunden von 0 auf 50 km/h. Maximal sind 80 km/h möglich, wobei er die im Stadtverkehr nur selten fahren wird. Da würde es die maximal 60 mitführbaren Personen (24 Sitzplätze und 36 Stehplätze + 1 Sitz für den Fahrer) zu sehr durchschütteln. Dass der Hyundai ELEC CITY Fuel Cell dank elektrischem Antrieb gut vom Fleck kommt, beweist er praktisch an jeder Ampel auf dem Weg zur Höhenstraße. Drückt der Fahrer das Pedal ordentlich durch, spürt man wirklich, wie es einen ein bisschen in den Sitz drückt. Der Bus kann aber auch rekuperieren, also beim Bremsen Energie gewinnen, und die in den Stromkreislauf einspeisen. Wie das funktioniert, zeigte mir der Chauffeur bei der Bergabfahrt.

So sieht die Zukunft des ÖPNV aus.

Doch zwischen Bergauf- und Bergabfahrt gab es noch eine Pressekonferenz. Vertreter von Hyundai, Wiener Linien, Grazer Linien und Förderprogrammen informierten über die Zukunftsstrategien. Mag. Roland Punzengruber, Managing Director bei der Hyundai Import GmbH, begann zunächst mit einer kleinen Geschichte des Brennstoffzellenantriebs bei Hyundai. Interessanter Fakt: Schon 1998 gab es erste Brennstoffzellenentwicklungen bei den Koreanern, und zwar noch bevor sie den ersten Dieselmotor entwickelt hatten. 2013 kam mit dem Hyundai ix35 FCEV das erste Serienelektrobrennstoffzellenfahrzeug (merkt euch das Wort für die nächste Partie Hangman!). 68 Stück sind davon in Österreich zugelassen. Etwas weniger sind es beim Hyundai NEXO, der seit 2019 auf dem Markt ist. Mit dem XCIENT kam 2020 der nächste Schritt in der Wasserstoffantriebstechnik: Der erste Wasserstoffelektro-LKW, von dem 1.000 Stück in der Schweiz im Einsatz sind. Doch auch bei den Bussen hat sich Hyundai nicht zum ersten Mal versucht. In den Jahren 2006, 2009 und 2018 kamen die drei ersten Generationen des ELEC CITY auf den Markt. Doch erst die neue, vierte Generation wird nun in Serie produziert. Mit PKW, LKW und Bussen ist es allerdings noch nicht getan. Hyundai ist auch einer der größten Schiffshersteller der Welt und will auch in der Seefahrt vermehrt auf Wasserstoffantrieb setzen. Die Ziele sind klar definiert: Ab 2035 wird es in der EU nur mehr ZEVs geben, also Zero-Emission-Vehicles und ab 2045 will Hyundai CO₂-neutral in der Produktion und im Betrieb sein.

Wie sich der Hyundai ELEC CITY Fuel Cell in Österreich schlagen wird, wird sich zeigen. Ab 2023/24 werden 10 Exemplare von den Wiener Linien auf der Linie 39A zwischen Bahnhof Heiligenstadt und Sievering eingesetzt, die Tankstelle befindet sich in Leopoldau. Dort wollen die Wiener Stadtwerke auch andere Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb aus dem Fuhrpark tanken. Auch in Graz und im Zillertal wird der ELEC CITY getestet. So soll geklärt werden, wie sich der Bus urban (in Wien), regional (in Graz) und alpin (im Zillertal) schlägt.

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