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Der BMW 218d Active Tourer im Test!

Zeitloses und klassisches Design, spaßiger Heckantrieb und kraftvolle Reihen-Sechszylinder. Das ist der Stoff, aus dem bayerische Träume gemacht sind. Zumindest dann, wenn sie das blau-weiß karierte Logo tragen. Der BMW 218d Active Tourer passt da auch in seiner zweiten Generation nicht so recht ins Bild. Warum das aber ganz gut ist, zeigt der Test.

Zweimal zweierlei: Der BMW 218d Active Tourer

Es gibt zwei verschiedene 2er BMW. Der eine ist ein kleines und spaßiges Sportcoupé und mehr oder weniger ein Nachfahre der 3er-Baureihen E12 und E30. Das Coupé wird unter anderem mit einem 274 PS starken Reihensechser und Heckantrieb angeboten. Mehr BMW im klassischen Sinne geht eigentlich gar nicht mehr, zumal sogar die Nieren recht klein und einfach gehalten sind.

Auftritt BMW 2er Active Tourer. Der wird nur mit Vorderrand- oder Allradantrieb angeboten, kommt wahlweise mit Drei- oder Vierzylinder-Motor und sah schon in der ersten Generation überhaupt nicht nach BMW aus. Groß, pummelig und völlig ungewohnt. Die Fans hatten damals beim Start der ersten Generation 2014 kein gutes Wort für den Active Tourer übrig. Die Verkaufszahlen sprachen allerdings für einen Erfolg und seit November 2021 läuft der BMW 2er Active Tourer, Baureihe U06, in Leipzig vom Band. Mit riesigen Nieren, plumper Karosserie und einem Innenraum, der das iDrive System verabschiedet. Doch der Reihe nach.

Innen hui, außen auweh.

Mit diesem Zwischentitel ist nicht das Aussehen gemeint. Vielmehr geht es hier um das Klangerlebnis. Denn während man im Innenraum so gut wie gar keine Geräusche von außen hört, sieht das beim gemeinsamen Fotoshooting etwas anders aus. Denn als Chef-Filou Raphael das Fenster runterlässt, staunt er nicht schlecht: „Was ist da so laut? Ist das Auto hinter uns so laut?“ „Nein“, meine ich, das ist der BMW der sich da einen abnagelt.“ Zur Erklärung: Wir haben den 2,0 Liter großen vierzylindrigen Selbstzünder ausgefasst, genannt 218d. Der leistet rundum ausreichende 150 PS, beschleunigt in angenehmen 8,8 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und schafft 220 km/h Spitze. Nicht, dass das in Österreich eine Rolle spielen würde. Sitzt man im 218d Active Tourer, ist man vom Nageln des Diesels abgeschirmt, von draußen hört sich das aber so an, als würde da ein 30 Jahre altes Taxi die letzten Feinstaubwolken aushusten.

Okay, vielleicht ist das ein bisschen zu hart. Aber in Zeiten der Elektromobilität ist man es gar nicht mehr wirklich gewohnt, einen Motor zu hören, der noch wirklich Treibstoff verbrennt. Dabei ist Motorsound das einzige Manko am ganzen Auto. Denn der BMW 218d Active Tourer fährt sich ansonsten hervorragend. Unaufgeregt und dennoch präzise lenkend, gemütlich, aber dennoch schön straff, auf Wunsch sportlich, aber trotzdem sparsam. Rund 5,4 Liter auf 100 Kilometer genehmigt sich der Van aus Bayern bei moderater Fahrweise. Dank optionalem 54 Liter Tank (gut investierte 48 € Aufpreis für 8 Liter mehr) gehen sich so 1.000 Kilometer mit einer Tankfüllung aus. Damit ist der 2er Active Tourer zwar nicht so leise wie ein E-Auto, steckt aber jeden Stromer beim Thema Reichweite in die Tasche.

Out with the old, in with the new.

Es wurde 1999 auf der IAA im Konzeptfahrzeug BMW Z9 vorgestellt, und im November 2001 in der 7er-Reihe (Baureihe E65) eingeführt. Kunden und Fachpresse waren am Anfang nicht sonderlich begeistert, weshalb es schon zwei Jahre später zu einer großen Überarbeitung kam. Seither wurde es immer weiterentwickelt und zuletzt kam sogar eine wirklich gute Gestensteuerung dazu. Die Rede ist vom iDrive System.

In den über 20 Jahren seiner Einführung wurde es nicht nur besser gemacht, sondern auch zahlreich kopiert. Sogar in den Mazda MX-5 hat es der Drehregler geschafft. Doch jetzt ist Schluss damit bei BMW. Wobei damit nicht das iDrive, sondern lediglich der Drehregler gemeint ist. Dessen Vorteil war immer, die Bedienung in Griffweite in der Mittelkonsole zu haben und intuitiv durch die Menüs des Infotainmentsystems führen zu können. Man ist so weniger durch Herumgetapse auf einem Touchscreen abgelenkt. Und jetzt: Muss auf einem Touchscreen herumgetapst werden. Warum? Böse Zungen behaupten, um Kosten zu sparen. Jeder einzelne Knopf und Drehregler kostet Geld. Wenn doch eh schon ein Touchscreen im Auto ist, muss das doch reichen. Ich persönlich hab mich schnell an die neue Bedienung gewöhnt, vermisse den Drehregler dennoch. Die wirklich gut funktionierende Sprachsteuerung macht einem das Leben zwar leichter, doch der Griff in die Mittelkonsole tat das auch.

Worüber man allerdings nicht jammern kann, ist die Wertigkeit der Materialien und die Qualität der Verarbeitung. Alles fühlt sich hochwertig an, so wie man es eben von BMW gewohnt ist. Platz ist im 4,39 Meter langen Van ausreichend vorhanden, nur in der zweiten Reihe wird es hinter großgewachsenen Fahrern etwas eng. Das Kofferraumvolumen beläuft sich auf respektable 470 Liter. Zum Vergleich: Ein klassischer Kompaktwagen – wie z. B. der Opel Astra (4,37 m lang) – fasst etwa 420 Liter.

Tarif-Check

Preislich beginnt der BMW 2er Active Tourer bei 36.400 Euro. Dafür gibt es den 136 PS starken 218i. Der 218d beginnt bei 39.900 Euro und kostet mit Extras wie der Lackierung in Portimao Blau (+708 Euro) und zahlreichen anderen Paketen am Ende exakt 58.196. Viel Geld für einen Kompaktvan. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein X1 nicht viel kleiner ist und optisch etwas mehr hermacht. Es ist aber richtig viel Geld, wenn man bedenkt, dass man dafür fast drei Dacia Jogger bekommt, in denen dann insgesamt 21 Leute Platz haben. Aber das gleicht jetzt mehr einem Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen.

Fazit

Ist der BMW 218d Active Tourer ein gutes Auto? Ja, absolut. Er ist bequem, lässt sich gut fahren und verbraucht nur etwas über 5 Liter. Ist es ein richtiger BMW im klassischen Sinne? Nein. Will er aber auch gar nicht sein. Wer über das fehlende iDrive hinwegsieht und das nötige Kleingeld hat, kauft sich hiermit ein wirklich gutes Auto.

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