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MG ZS EV Luxury Maximal Reichweite: Schon gefahren!

Vier Monate nach dem Marktstart des Marvel R Electric knallt MG mit dem ZS EV das nächste Elektroauto auf den Markt. Diesmal ist es zwar keine Neuentwicklung von Grund auf, sondern „nur“ ein Facelift. Doch der Umfang dieser Überarbeitung gleicht schon fast einer Neuentwicklung. Filou Raphael durfte das fesche Kompakt-SUV bereits antesten.

MG ZS EV Facelift: Fast perfekt!

Kleiner Bruder des Marvel R Electric trifft es bei der Beschreibung des MG ZS EV wohl am besten. Vielleicht nicht direkt optisch auf den ersten Blick, dafür aber technisch. Zumindest im MG ZS EV Maximal Reichweite. Dann nämlich fährt das 4,32 Meter kurze Kompakt-SUV mit der 69,9 kWh (brutto) großen Batterie des Marvel R Electric vor. Davon sind großzügige 95 Prozent also rund 66,4 kWh nutzbar. Die Reichweite nach WLTP ist mit 440 Kilometer, der Durchschnittsverbrauch mit 17,3–17,8 kWh/100 km angegeben. Der 35 Zentimeter längere, aber vier Zentimeter niedrigere Marvel R Electric schafft maximal 402 Kilometer.

Ladeleistung, Ladekurve, Ladezeit

Mit der gleichen Batterie gehen die gleiche Ladekurve sowie die gleiche Spitzenladeleistung von 92 kW am Gleichstrom-Schnelllader einher. In 30 Minuten lädt man von 30–80 Prozent (~35 kWh) bzw. in 40 Minuten von 5–80 Prozent (~50 kWh) auf. Wie schon beim Marvel R wünschte ich mir auch hier 150 kW in der Spitze.

Ohne meiner Shell E-Mobility Tankkarte von Energie Direct wären diese Ladekurven nicht entstanden, da dem Testwagen leider keine Ladekarte beilag. Mit der Shell-Ladekarte habe ich Zugriff auf das größte Ladesäulennetz Österreichs mit rund 10.000 Ladestationen.[*]

Shell Card Ladekarte von Energie Direct E-Mobility Tankkarte
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Die große Batterie erhält serienmäßig einen 11 kW-Dreiphasen-Lader, womit an der heimischen Wallbox die leere Batterie in 6,5 Stunden voll aufgeladen werden kann. Die ebenfalls erhältliche, kleinere Batterie (50,3 kWh brutto), muss hingegen mit einem einphasigen 6,6 kW-Lader auskommen. An der heimischen 11 kW-Wallbox dauert es dann fast 14 Stunden von 0–100 Prozent, da hier nur mit maximal 3,7 kW geladen werden kann. Der Preisunterschied liegt bei 4.000 Euro, aber später mehr zu den Preisen. Der Ladeanschluss unterstützt auch die sogenannte V2L-Technologie (Vehicle-to-Load). Darüber können, mit bis zu 2,5 kW Leistung, auch andere Verbraucher (Notebooks, Griller, Elektrofahrräder, E-Autos, …) aufgeladen werden.

Wichtiges Detail für Umweltbewusste: Während die große Batterie auf die klassische NMC-Lithium-Ionen-Technologie (Nickel, Mangan, Kobalt) setzt, nutzt die kleinere Batterie die neuere LFP-Technologie (Lithium-Eisenphosphat). Diese kommt ohne kritische Rohstoffe wie eben Nickel und Kobalt aus, ist in der Produktion bedeutend günstiger und noch dazu sicherer, weil weniger leicht entflammbar.

Leistung, Beschleunigung & Top-Speed

Und weil die LFP-Batterie ein höheres Spannungsniveau nutzt, kann die an der Vorderachse montierte Permanenterregte Synchronmaschine (PSM) mehr Leistung abrufen. 177 PS sind es hier, im Gegensatz zu den 156 PS meines Testwagens mit großer Batterie. Macht aber nichts, denn weil die Energiedichte der NMC-Batterie deutlich größer ist, trennen die „Maximal Reichweite“ von der „Standard Reichweite“ 50 Kilogramm beim Leergewicht (1.620 zu 1.570 kg). Da wundert es nicht, dass die Sprintzeiten (8,6 s/0–100 km/h) und auch die Höchstgeschwindigkeit (175 km/h) trotz Leistungsunterschied ident sind. Das maximale Drehmoment ist hier wie dort mit 280 Nm angegeben. Performance Variante mit Allrad-Antrieb gibt es zumindest noch keine, braucht es nach meinen ersten Metern mit dem Como Blau Metallic (+650 €) lackierten Testwagen aber auch nicht.

So fährt sich das MG ZS EV Facelift!

Drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) stehen zur Wahl, und vor allem im Sport Modus hängt er richtig gut am Gas. Die leider nur in der Höhe, nicht aber in der Tiefe verstellbare Lenkung dürfte um die Mittellage gerne noch eine Spur direkter sein und das Fahrwerk wirkt überraschend erwachsen. Soll heißen: Kurze Schläge von Kanaldeckel oder Querfugen dringen keineswegs hart ins Rückenmark. Der ZS federt und dämpft sauber. Das ist den Ingenieuren bei MG gut gelungen. Zu den Windgeräuschen kann ich aufgrund starken Regens während meiner Testfahrt leider nichts Glaubhaftes sagen. Wünschen würde ich mir noch einen weiter nach unten zu verstellenden Fahrersitz – damit der Innenspiegel bei großen Fahrern die Sicht nach rechts vorne etwas weniger einschränkt. Die Sicht nach hinten geht bis zur C-Säule in Ordnung, dahinter ist wenig Durchsicht geboten. Und die Rückfahrkamera dürfte gerne höher Auflösen.

Highlights der Comfort-Ausstattung

Apropos Fahrersitz: Der ist in der Luxury-Ausstattung nicht nur mit Kunstleder bezogen, sondern auch elektrisch verstellbar. Überhaupt ist die Ausstattung des ZS EV sehenswert. Schon die 2.000 Euro günstigere Comfort-Ausstattung kommt mit zahlreichen feinen Goodies daher. Dazu zählen unter anderem das 7-Zoll-Fahrerinfodisplay, das 10,1-Zoll-Infotainmentdisplay mit Navigation und DAB+-Radio, kabelgebundenes Apple CarPlay® und Android Auto™, die Klimaautomatik mit 2,5-µm-Partikelfilter, Sitzheizung vorne, Keyless-Entry, die elektrisch verstellbaren Außenspiegel, Voll-LED-Scheinwerfer, 17-Zöller sowie fünf USB-Anschlüsse und insgesamt elf Assistenzsysteme. Angeblich dreimal USB-A und zweimal USB-C. Gefunden habe ich jedoch nur zwei USB-A und zwei USB-C.

Das 10,1 Zoll große Infotainment Touch Display des MG ZS Facelift.
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Luxury-Ausstattung lässt kaum Wünsche offen

Mein Test-ZS EV in der Luxury-Ausführung klappt die Außenspiegel elektrisch an, hat ein 1,19 m² großes Panorama-Glasdach, das nicht nur größer ist als das des Marvel R Electric, sondern ebenfalls per Sprachbefehl geöffnet werden kann. Weiters eine 360-Grad-Kamera, einen Regensensor, sechs statt vier Lautsprecher mit 3D-Sound, ein induktives Ladepad, zwei zusätzliche Assistenten (Totwinkel- sowie Querverkerswarner), das MG iSMART-System mit Echtzeit-Navigation und Over-the-Air-Updates sowie eine Mittelarmlehne hinten mit zwei Becherhaltern.

So viel Platz ist in der zweiten Reihe

Die zweite Reihe bietet ein dem Radstand von 2,58 Meter entsprechendes Platzangebot. Heißt: Hinter mir selbst (1,93 m) wird es für die Knie eng. Der Kopf hingegen hat genug Platz, das Panorama-Glasdach schafft viel Raum. Die äußeren Sitze haben ISOFIX-Anbindungen und die Fensterscheiben gehen komplett nach unten, nicht wie beim BMW iX nur halb.

Die Rücksitzbank des 2022 MG ZS Facelift.
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Großer Kofferraum, aber leider kein Frunk

Der Kofferraum überrascht mit geräumigen 448 Liter. Die Ladekabel müssen jedoch unter den Ladeboden, da unter der Motorhaube zwar viel Platz wäre, ein Frunk aber fehlt. Die Rücksitzbank ist selbst in der Luxury-Ausführung leider nur zweigeteilt (60:40) umlegbar, was unter anderem Skiurlaube erschwert. Aber gut, die Zuladung ist mit 450–490 Kilogramm (je nach Ausstattung) auch nicht für eine Besetzung inklusive randvoller Beladung ausgelegt. Die zugelassene Anhängelast beläuft sich auf magere 500 Kilogramm (gebremst; bis 12 % Steigung), für einen Fahrradträger reicht es dennoch.

Die Konkurrenz des MG ZS EV Facelift

Im Prinzip hat das MG ZS EV Facelift zwei Konkurrenten darunter und zwei Konkurrenten darüber. Peugeot e-2008 (4,3 m) und CUPRA Born (4,32 m) darunter sowie Citroën ë-C4 (4,36 m) und KIA e-Niro (4,38 m) darüber. Beim Blick auf meine Preis-Reichweite-Grafik fällt jedoch sofort auf, dass der ZS EV derzeit eigentlich konkurrenzlos günstig daherkommt. Auch vor dem Hintergrund der umfangreichen Serienausstattung.

Der Preis im Vergleich zur Reichweite der elektrifizierten Kompakt-SUV.
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

Umfangreich ist auch die Garantie: Sieben Jahre bzw. bis 150.000 Kilometer gewährt MG Garantie auf das Fahrzeug, definierte Hochvolt-Komponenten sowie die Antriebsbatterie. Ein Statement! Und: Die 32 heimischen Händler können liefern, sofort. Wer dennoch neu bestellt, wartet derzeit schlimmstenfalls vier Monate auf seinen MG ZS EV.

2022 MG ZS EVStandard ReichweiteMaximal Reichweite
Comfort35.390 €39.490 €
Luxury37.490 €41.490 €
Die Preise des 2022 MG ZS EV (Stand: Februar 2022)

Fazit

Das MG ZS EV Facelift fährt sich einwandfrei, die Eckdaten stimmen allesamt und fesch ist er obendrein. Die Praxis-Reichweite wird sich wohl so bei 300 bis 350 Kilometer einpendeln. Dazu aber später mehr in einem ausgiebigen Test. Zum perfekten Stromer fehlen mir etwas mehr Ladeleistung, eine Laderoutenplanung sowie ein Frunk.

2022 MG ZS EV Facelift Como Blue Metallic Blau Test Review Fahrbericht
Photo © MG/Alexander Seger

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