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2024 KIA EV9 GT-Line im Test!

Der KIA EV9 ist ein Fahrzeug der Superlative: mächtiges Auftreten, 6 Sitzplätze, viel Stauraum, kräftiger Antritt. Aber auch: hoher Verbrauch und nicht gerade günstig. Im Test sehe ich mir das Straßenschiff genauer an.

KIA EV9 GT-Line: Elektrischer Riese für Stadt, Land & Business

Mit dem KIA EV9 hat der südkoreanische Autohersteller ein Statement auf den Straßen gesetzt – nicht nur durch seine beeindruckende Größe, sondern auch durch seine technischen Features und seine Premium-Aspirationen. Ganze 5,01 Meter misst dieses SUV in der Länge, 1,98 Meter in der Breite und 1,77 Meter in der Höhe: ein wahrer Koloss. Sein kantiges Design, die in der GT-Line serienmäßigen 21-Zoll Felgen und die großzügigen LED-Lichtzeichnungen unterstreichen diesen Eindruck noch.

Dass bei diesen Dimensionen ausreichend Platz im Innenraum ist, war anzunehmen. Meine Annahmen wurden aber nochmal übertroffen. In der ersten Reihe gibt es vielfach elektrisch verstellbare, beheiz- und belüftbare, zweifarbige Ledersitze mit Lordosenstütze und Massagefunktion, die ein (ebenfalls elektrisch) hochklappbares Fußteil haben und so zu Liegesitzen gemacht werden können. Für den Fahrer macht das in meinen Augen nur begrenzt Sinn, vielleicht bei kurzen Pausen, um sich auszuruhen. Für den Beifahrer sind aber viele bequeme Positionen möglich, um es sich im Auto gemütlich zu machen.
Dieselbe Funktionalität bieten auch die Sitze in der zweiten Reihe (abgesehen von der verstellbaren Lordosenstütze und der Massagefunktion). Man könnte beinahe schon von einem Liegewagen sprechen. Wer die elektrischen Relaxsitze nicht braucht oder will, kann übrigens auch mechanisch verstell- und drehbare Sitze in der zweiten Reihe bestellen. Dann können sich die Passagiere in den Reihen 2 und 3 sogar ansehen. Für den Preis macht dies jedoch keinen Unterschied, beide Varianten schlagen mit 1.500 Euro zu Buche und eine davon muss für die 6-sitzige Variante gewählt werden.

Die Sitze in der dritten Reihe können nicht mit dem edlen Gestühl in den anderen Reihen mithalten, sind aber dennoch brauchbare Sitze, in denen auch erwachsene Personen sitzen können. Auf den Seiten gibt es Armauflagen aus Kunststoff mit Becherhalterungen, USB-C-Buchsen und Lautsprechern. Außerdem kann man die elektrischen Relax-Sitze per Knopfdruck vorfahren lassen, um besser aussteigen zu können.

Die Rücklehnen der beiden hinteren Sitze lassen sich jedoch auch einzeln elektrisch umlegen, um mehr Kofferraumvolumen zu erhalten. So lässt sich der Stauraum von 308 auf 828 Liter erhöhen. In der getesteten Sitzkonfiguration lässt sich die 2. Reihe nicht ganz umlegen, aber immerhin nach vorne schieben und beugen. So bekommt man noch einmal ein paar hundert Liter mehr. Zusätzlich gibt es noch einen Frunk, der 52 Liter fasst (bei der RWD-Variante sind es sogar 90 Liter).

Infotainment & Bedienung

Das Infotainmentsystem des EV9 wirkt vertraut, wenn man bereits andere KIA-Modelle kennt. Zwei nebeneinander liegende 12,3-Zoll Displays bieten dem Fahrer alle relevanten Informationen und Möglichkeiten zur Steuerung der Bordelektronik. Darunter gibt es eine Zeile mit Touch-Tasten mit haptischem Feedback für die wichtigsten Menü-Punkte. Das hilft bei der Übersichtlichkeit, allerdings ließ beim Testfahrzeug deren Sensitivität etwas zu wünschen übrig. Immer wieder hat es längeren bzw. mehr Druck gebraucht, um die Taste zu aktivieren.

Da waren die haptischen Tasten für die Klimaanlage eine angenehme Abwechslung. Auch das Meridian Soundsystem mit 14 Lautsprechern machte im Test einen sehr soliden Eindruck. Etwas mehr Druck beim Bass wäre hier noch schön gewesen.

Elektrische Performance & Verbrauch

IM KIA EV9 mit Allradantrieb sorgen zwei permanenterregte Synchronmotoren mit je 192 PS, also insgesamt 384 PS, für den Vortrieb. Gespeist werden sie aus einer netto 99,8 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie. Der Sprint auf 100 km/h dauert in der GT-Line Version 5,3 Sekunden, Schluss ist bei 200 km/h. Beim Überholen ist die Power praktisch, davon abgesehen ist der 2,6-Tonner eher auf der gemütlichen Seite zu Hause. Auch weil bei zu viel Druck aufs Gaspedal die Reichweite stark leidet. Während der KIA EV9 in der Stadt noch halbwegs sparsam unterwegs ist und „nur“ etwas mehr als 22–25 kWh auf 100 Kilometer benötigt, zeigt er auf der Autobahn ein anderes Gesicht. Hier steigt der Verbrauch auch bei vorteilhaften 20 °C leicht auf bis zu 35 kWh pro 100 Kilometer. Dann schrumpft die Reichweite auf nüchterne 285 km bzw. 200 km bei 80–10 %. Im Schnitt pendelte sich der Testverbrauch bei 24–25 kWh ein. Damit sind immerhin knapp 400 km bis zum nächsten Ladestopp möglich.

So schnell lädt der KIA EV9

Beim Laden gibt sich der KIA keine Blöße: Mit Gleichstrom schafft er eine maximale Ladeleistung von 210 kW, bei Wechselstrom an der Wallbox sind es maximal 11 kW. Für den Schnelllader gibt KIA eine Zeit von 24 Minuten für den Ladevorgang von 10–80 % SoC an. Beim Test habe ich den Wert nicht ganz erreicht. An der Ladesäule bei 9 % SoC angesteckt, waren 80 % nach 27:30 Minuten erreicht. Ab 82 % fällt die Ladeleistung auf unter 70 kW. Bei 90 % wird mit 41 kW geladen. Spätestens hier lohnt sich das weitere Laden nicht mehr wirklich. Die erste Wahl für die Langstrecke ist der KIA EV9 damit nicht. Aber wer zu 6. Im Auto fährt, legt vielleicht ohnehin mehr und längere Stopps ein.

Wie viel kostet der KIA EV9?

Der Preis für den EV9 2WD in der Earth Ausstattung beginnt bei 69.090 Euro. Mein Testwagen mit Allradantrieb in der GT-Line kommt auf mindestens 85.590 Euro, als Business-6-Sitzer mit Relax-Sitzen in der zweiten Reihe sind es sogar 87.090 Euro. Dazu kommen noch einmal 1.000 Euro für die Lackierung in Iceberg Green und 2.000 Euro für das elektrische Glasschiebedach. Macht insgesamt 90.090 Euro. Kein Schnäppchen, auch wenn man dafür einiges an Auto bekommt. Wer es nicht ganz so luxuriös braucht und lieber mit einem Verbrenner fährt, kann sich den etwas kleineren KIA Sorento ansehen. Und sonst? Ein 6-sitziger VW ID. Buzz kommt bei ähnlicher, aber etwas weniger umfangreicher Ausstattung ebenfalls auf rund 85.000 Euro. Und ein Mercedes-Benz EQS SUV spielt mit Preisen ab 123.000 Euro nochmal in einer ganz anderen Liga. Vielleicht zählt am ehesten noch der BMW iX mit 326 PS und ab etwa 81.000 Euro als Konkurrent.

2024 Kia EV9 GT-Line von schräg hinten

Fazit

Keine Frage: Der KIA EV9 weiß mit seinem fulminanten Auftreten und dem luxuriösen Innenraum zu begeistern. Die Sitze sind nicht nur bequem, sondern mit Heizung, Lüftung und vielen Verstellmöglichkeiten auch hervorragend auf die aktuellen Bedürfnisse einstellbar. Beim Infotainment und der Soundanlage sehe ich etwas Spielraum nach oben.
Bei Reichweite und Verbrauch jedoch ist der KIA in seiner riesigen Karosserie gefangen. Das Gewicht muss bewegt, die Luft verdrängt werden. Der Verbrauch und die zugehörigen Ladezeiten sind für mich nur gerade noch befriedigend. Aber vielleicht ist es für das Anwendungsgebiet eines Business-Fahrzeugs auch ausreichend.

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